Anlässlich des Welttags des Radios am 13.2.2020 weist Reporter ohne Grenzen Österreich auf die Wichtigkeit der unabhängigen und nichtkommerziellen Medien hin und verurteilt die Angriffe auf Österreichs freies und qualitativ hochwertiges Radio nachdrücklich.
Vor einem Monat, am 13.1.2020, startete die FPÖ erneut einen Angriff auf den unabhängigen Radiosektor Österreichs. In einer Aussendung kritisierte die Partei die Tatsache, dass der nichtkommerzielle Radiosender Radio Orange Fördergelder der Stadt Wien erhält. „Ob Radio Österreich International, Radio Orange oder Ö1: Unabhängige Radioberichterstattung war bereits mehreren konservativen Regierungen und rechtsradikalen Parteien ein Dorn im Auge“, so Erhard Stackl, stellvertretender Präsident von ROG Österreich. „Die wichtige Rolle, die nichtkommerzielle Medien in der heimischen Medienlandschaft einnehmen, darf durch solche unbedachten Äußerungen nicht geschmälert werden.“
Während beispielsweise der Privatradiosektor jährlich mit Fördermitteln der RTR (Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH) in Höhe von 20 Millionen Euro bedient wird, werden die Fördergelder des nichtkommerziellen Rundfunks (drei Millionen Euro) verteufelt. Völlig außer Acht gelassen wird, dass es sich bei privaten Sendeanstalten um profitorientierte Unternehmen handelt, die über Werbeeinnahmen und Inserate den Großteil ihrer Ausgaben bestreiten könnten – ganz im Gegensatz zu Medien, die dezidiert und entschieden nicht über Werbe- und Inseratengelder finanziert werden wollen, um unabhängig zu bleiben.
Nicht zu vergessen seien in diesem Zusammenhang die Vorgänge rund um das Radio Österreich International, kurz ROI, unter Kanzler Wolfgang Schüssel. Das damals einzige mehrsprachige Medium mit globaler Reichweite aus Österreich wurde erst von der Regierung Schüssel in den finanziellen Ruin gespart, um dann nach einer gescheiterten Rettung durch den ORF 2003 endgültig das Sende-Aus zu verkünden.
Mit der aktuell vonstattengehenden Umsiedelung des öffentlich-rechtlichen Senders Ö1 vom Funkhaus in der Argentinierstraße ins ORF-Zentrum am Küniglberg rückt die Zerschlagung auch dieses Qualitätssenders einen Schritt näher. Die Religionsabteilung musste das Funkhaus bereits am 29.Januar räumen – wohlgemerkt unter lautstarkem Protest der Belegschaft -, die restlichen Abteilungen sollen bis 2022 folgen. Ö1-Redakteure befürchten durch den Umzug weniger Unabhängigkeit in der Berichterstattung sowie einen generellen Qualitätsverlust durch den Abbau von Redakteuren.
„Das Radio ist noch immer das erfolgreichste und reichweitenstärkste Medium der Republik,“ so Erhard Stackl. „Hier Fördermittel und letztendlich Qualität einzusparen, stünde in starkem Kontrast zu den medialen Vorlieben und Wünschen der Bevölkerung.“
+ Am 13.2.2020 spricht ROG-Präsidentin Rubina Möhring um 12 Uhr in einer Live-Sendung mit „Radio Orange“-Geschäftsführerin Ulli Weish, Helga Schwarzwald vom Verband Freier Radios Österreich und Simon Inou (Radio Orange) über die Lage der nichtkommerziellen Medien in Österreich.
Link zur Sendung: https://o94.at/programm/sendung/id/1762102
+ Reporter ohne Grenzen Österreich engagiert sich über die Initiative „Wir für den ORF“ für den Erhalt von Qualität und Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.