PRESS FREEDOM AWARD – ARCHIV

Press Freedom Award 2016: Polen

Die Situation von Journalistinnen und Journalisten in Polen hat sich sehr verschlechtert: „Wir verzeichnen zielgerichtete Bestrebungen der neuen Regierung, den Pluralismus der Medien in Polen zu zerstören und Propaganda zu fördern. Die Medien sollen ‚repolonisiert‘ werden“, kritisiert Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich.

In Polen können Medien zwar frei berichten, allzu kritische Äußerungen und satirische Aussagen über Politikerinnen und Politiker können jedoch mit Verleumdungsklagen geahndet werden. Die Mitglieder des Nationalen Rundfunkrats werden von der Regierung bestimmt, sie kontrollieren die Vergabe von Sendefrequenzen und Lizenzen und können Strafen für die Berichterstattung verhängen. Polens Medienmarkt ist der größte in Mittel- und Osteuropa, die meisten Privatsender und Printprodukte sind in ausländischer, vor allem deutscher Hand.

Die Preisverleihung fand am 14. Februar 2017 statt. Mehr dazu hier.

Press Freedom Award 2015 – Belarus

Reporter ohne Grenzen Österreich vergab den Press Freedom Award 2015 an die weißrussischen Journalisten Frau Natalia Radzina und Herrn Jahor Marcinovich. Der Preis wurde am 10. Dezember 2015 im Presseclub Concordia in Anwesenheit der Preisträger verliehen.

„Nachdem wir den Preis für Belarus ausgeschrieben hatten, erhielten wir vergleichsweise wenige Einreichungen. Der Grund dafür ist einfach und macht deshalb so bestürzt“, so Dr. Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich. „Die Angst ist zu groß. Die meisten der heutigen Journalisten wählen den Weg in die innere Emigration.“

Geschäft mit Baugründen in Belarus
Jahor Marcinovich, ist stellvertrender Herausgeber der ältesten weißrussischen Zeitung „Nasha Niva“, wo er für Investigation und Sonderprojekte zuständig ist. Die Auszeichnung erhielt er für eine minutiös recherchierte Darstellung über die Vergabe von Baugründen in Minsk. Seine Analyse zeigte, dass besonders wertvolle Flächen zu niedrigen Preisen an Angehörige des Regimes sowie an Persönlichkeiten, die dem Präsidenten nahestehen, vergeben werden. Diese Vorgänge sind typisch für die Art und Weise, mit der sich Präsident Lukaschenko die Loyalität seiner Gefolgsleute erkauft und sind ein generelles Beispiel für Korruption und Klientelismus, auf denen autoritäre Systeme beruhen. „Der Beitrag von Jahor Marcinovich ist interessant und von hoher Professionalität, auch mit der Veröffentlichung der Namen von involvierten Personen hat er großen persönlichen Mut bewiesen“, begründet Albert Rohan als Sprecher der Jury die Wahl auf Marcinovich.

Journalistische Arbeit aus dem Exil
Ebenfalls ausgezeichnet wurde die Journalistin Natalia Radzina, die nach ihrer Arbeit für mehrere weißrussische Zeitungen zur unabhängigen Website Charter97.org wechselte, deren Herausgeberin sie zugleich auch ist. Im Jahr 2010 kam es wegen einiger der veröffentlichten Artikel mehrfach zu Strafanzeigen gegen Natalia Radzina und ihr Büro wurde immer wieder von der Polizei durchsucht. Sie selbst wurde nach den Wahlen 2010 verhaftet und war im Gefängnis Misshandlungen ausgesetzt. Nach ihrer Freilassung flüchtete sie zunächst nach Russland und dann nach Litauen, wo ihr politisches Asyl gewährt wurde. Heute lebt und arbeitet Natalia Radzina in Warschau – Charter97.org hat dort 2010 ein eigenes Büro eröffnet. Ausgezeichnet wurde Radzina für ihren Artikel „Stop Kissing Dictators Hands“, der im Juli 2014 erschienen ist. „Sie beschreibt darin das Schicksal einiger prominenten politischen Gefangenen und übt scharfe Kritik an der Aufhebung des Einreiseverbotes für bestimmte Angehörige des Regimes durch die EU sowie am Umgang europäischer Entscheidungsträger mit Diktatoren im Allgemeinen“, fasst Albert Rohan zusammen. „Es ist ein starker Text, der unsere Anerkennung verdient.“

Natalia Radzina: „Die Loyalität, die dieser Preis von Reporter ohne Grenzen ausstrahlt, gibt Hoffnung, dass Belarus eines Tages ein freies Land sein kann.“

Jahor Marcinovich: „Dieser Preis ist für mich eine Motivation meine investigative Arbeit auszuweiten und stiftet mir Mut.“

Preisträger: Jahor Marcinovic und Natallia Radzina

Die Preisträger des Press Freedom Awards

v.l.n.r.: Albert Rohan (Generalsekretär öst. Außenministerium a.D.); Preisträger Natallia Radzina und Jahor Marcinovic; Rubina Möhring (Präsidentin ROG Österreich)

Press Freedom Award 2014 – Griechenland

Preisträger: Giorgos Moutafis und Emmanouil Kaklamanos

v.l.n.r.: Albert Rohan (öst. Außenmin. a.d.) Giorgos Moutafis (Journalist und Dokumentarfilmer), Rubina Möhring (Präsidentin ROG Österreich)

v.l.n.r.: Albert Rohan (Generalsekretär öst. Außenministerium a.D.) Giorgos Moutafis (Journalist und Dokumentarfilmer), Rubina Möhring (Präsidentin ROG Österreich)

Weitere Details zum Press Freedom Award 2014

Press Freedom Award 2013 – Türkei

Preisträger: Internetplattform Bianet

 

Press Freedom Award 2012 – Italien

Preisträger: Emanuela Zuccala und Alessia Cerantola

 

Press Freedom Award 2011 – Ungarn

Preisträger: Rényi Pál Dániel und Maria Vásárhelyi

 

Press Freedom Award 2010 – Russland

Preisträger: Olga Bobrowa und Michail Beketow

 

Press Freedom Award 2009 – Aserbaidschan und Armenien

Preisträger:  Eynulla Fatullayev und Ganimat Zahidov

 

Press Freedom Award 2008 – Rumänien und Bulgarien

Preisträger: Svetlana Batalova (Bulgarien), Kristina Koleva-Tuntcheva (Bulgarien) und Ovidiu-Mihai Vanghele (Rumänien)

 

Press Freedom Award 2006 – Serbien und Kosovo

Preisträger: Svetlana Lukic und Svetlana Vujovic (Serbien) und der Kosovare Mirgjen Kelmendi.

 

Press Freedom Award 2005 -Griechenland, Türkei und Zypern

Preisträger:  Makarios Drousiotis (Zypern), Sevgül Uludag  (Zypern) und Demet Bilge Ergün  (Türkei)

Press Freedom Award 2004 – Moldau und Ukraine

Preisträger: Alina Anghel (Moldau), Andriy Shevchenko (Ukraine), Anca Paduraru (Rumänien)

 

Press Freedom Award 2003 – Kroatien und Serbien

Preisträger: Željko Peratovic (Kroatien), Milorad Vesic (Serbien)

 

Press Freedom Award 2002 – Tschechien, Ungarn und Polen

Preisträger: Petr Uhl (Tschechien), Agnes Karácsony (Ungarn) und Jerzy Káliná (Polen )