Unabhängigkeit der kritischen, ungarischen Nachrichten-Webseite Index muss gewährleistet bleiben

Unabhängigkeit der kritischen, ungarischen Nachrichten-Webseite Index muss gewährleistet bleiben

Unabhängigkeit der kritischen, ungarischen Nachrichten-Webseite Index muss gewährleistet bleiben

Die ohnehin schon kritische Lage für Medien in Ungarn spitzt sich weiter zu. Die größte ungarische Nachrichtenplattform Index.hu, die zu den Kritikern von Regierungschef Viktor Orban gehört, sieht ihre Unabhängigkeit bedroht. Es gebe einen „Einfluss von außen“, der zum Verschwinden der Nachrichtenredaktion führen kann, erklärten der Chefredakteur Szabolcs Dull und zahlreiche Redakteurinnen und Redakteure in einem Schreiben. „Es muss mehr Druck seitens der Institutionen der Europäischen Union auf Ungarn geben, die Medienfreiheit zu gewährleisten bzw. die Aushöhlung des kritischen Journalismus zu unterlassen“, fordert Rubina Möhring, Präsidentin von „Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich“.  

Indes ist Dull aus der Direktion der Index-Eigentümerin MFA entfernt worden. – Die Redaktion hatte wiederholt auf eine solche Gefahr hingewiesen, seit es einen Eigentümer-Wechsel bei jenem Unternehmen gab, das für Index das Anzeigengeschäft managt. Dort war Ende März der Geschäftsmann Miklos Vaszily, der der Regierung nahe steht, mit 50 Prozent eingestiegen. Das Nachrichtenportal Index ist seit Jahren das meistgelesene Medium Ungarns und das wichtigste Organ der wenigen noch verbliebenen, unabhängigen Medien im Land. Es steht für vorbildlichen, unabhängigen Qualitäts-Journalismus. Die Zahl der täglichen Seitenbesuche beträgt derzeit rund 1, 5 Millionen.

Ein externer Berater, dem nachgesagt wird, mit Vaszily verbunden zu sein, unterbreitete der Index-Geschäftsleitung den Vorschlag, die Redaktion aus Gründen der Kostenersparnis größtenteils aufzulösen und ihre MitarbeiterInnen auf ausgelagerte, kleine Firmen zu verteilen, die für Index Medieninhalte liefern. Für Index wäre das wohl der Anfang vom Ende des unabhängigen Journalismus. „Eine Zerschlagung der Redaktion stellt einen Angriff auf die journalistische Integrität dar und darf in keinem Fall erfolgen“, so Rubina Möhring. Aus Protest gegen die Umstrukturierungs-Pläne ist der Generaldirektor der Index GmbH, Andras Pusztay, bereits zurückgetreten. 

In Ungarn hat die Regierung in den vergangenen Jahren bei den meisten Medien die Kontrolle übernommen – oder regierungsfreundliche Geschäftsleute sind dort eingestiegen. Orbans Regierungspartei FIDESZ hat eine Zweidrittelmehrheit im Parlament. Die EU wirft ihm seit Jahren vor, Prinzipien des Rechtsstaats zu unterlaufen, indem etwa seine Partei die Kontrolle über Justiz und Medien übernimmt. „Die Unabhängigkeit und die Möglichkeit der kritischen Berichterstattung muss für Index, aber auch andere und leider nur mehr wenig vorhandene, unabhängige Medien in Ungarn, unbedingt gewahrt bleiben“, sagt Rubina Möhring.