Traurige Jahresbilanz: Weltweit 50 Medienschaffende getötet

Traurige Jahresbilanz: Weltweit 50 Medienschaffende getötet

Traurige Jahresbilanz: Weltweit 50 Medienschaffende getötet

Mindestens 50 Journalistinnen, Journalisten und andere Medienschaffende weltweit sind in diesem Jahr in direktem Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden. Die weitaus meisten von ihnen wurden gezielt ermordet, weil sie zu Themen wie Korruption, organisiertem Verbrechen oder Umweltzerstörung recherchierten. Mehrere wurden getötet, als sie über Demonstrationen berichteten. Die gefährlichsten Länder für Medienschaffende waren in diesem Jahr Mexiko, der Irak, Afghanistan, Indien und Pakistan. Das geht aus dem zweiten Teil der Jahresbilanz der Pressefreiheit 2020 hervor, den Reporter ohne Grenzen (RSF) am Dienstag (29.12.) veröffentlicht hat.

Zusätzlich starben Hunderte Journalistinnen und Journalisten weltweit an oder mit Covid-19. Wie viele von ihnen sich infolge ihrer Arbeit mit dem neuartigen Coronavirus infiziert hatten, ist nicht festzustellen. Mindestens drei Journalisten erlagen dem Virus wegen mangelnder ärztlicher Versorgung, nachdem sie sich mutmaßlich in Gefängnissen in Ägypten, Russland und Saudi-Arabien infiziert hatten.

„Kritisch über Korruption, Mafia oder Umweltzerstörung zu berichten, ist in viel zu vielen Ländern lebensgefährlich für Journalistinnen und Journalisten“, sagt RSF-Österreich-Präsidentin Rubina Möhring. „In Ländern wie Mexiko, Irak oder Pakistan können mächtige Kriminelle, extremistische Gruppen und zum Teil auch korrupte Politikerinnen und Politiker immer noch damit rechnen, mit solchen Verbrechen ungestraft davonzukommen. Diese Taten zielen niemals nur auf die unmittelbaren Opfer. Jeder Mord an einer Journalistin oder einem Journalisten ist ein Anschlag auf das Recht aller Menschen, sich frei und unabhängig zu informieren.“

Zwei Drittel der Medienschaffenden, die 2020 zwischen dem 1. Januar und dem Stichtag 15. Dezember getötet wurden, starben außerhalb von Konfliktregionen. Nur ein einziger wurde im Ausland getötet, alle anderen starben in ihren Heimatländern. Zwei der Getöteten waren Frauen. Mit der Hinrichtung von Ruhollah Sam im Iran am 12. Dezember wurde erstmals seit 30 Jahren die Todesstrafe an einem Medienschaffenden vollstreckt. Insgesamt wurden in den vergangenen zehn Jahren weltweit mindestens 937 Menschen wegen oder bei ihrer journalistischen Arbeit getötet. 2019 waren es 53 gewesen.

Im ersten Teil der Jahresbilanz der Pressefreiheit hatte Reporter ohne Grenzen schon Mitte Dezember Bilanz über weitere schwere Übergriffe gezogen: Zum Stichtag 1. Dezember saßen weltweit mindestens 387 Journalistinnen, Journalisten und andere Medienschaffende wegen ihrer Arbeit im Gefängnis – mehr als die Hälfte von ihnen in nur fünf Ländern: China, Saudi-Arabien, Ägypten, Vietnam und Syrien. 54 Journalistinnen und Journalisten galten zum Stichtag als entführt, vier sind 2020 verschwunden.

Dutzende weitere Journalistinnen und Journalisten kamen seit dem Frühjahr zeitweise ins Gefängnis, weil Regierungen in allen Teilen der Welt versuchen, eine unabhängige Berichterstattung über die Corona-Krise und ihre Folgen zu unterdrücken. Mehr als 370 meist kürzere Verhaftungen von Reporterinnen und Reportern gab es allein in Belarus seit der umstrittenen Präsidentenwahl.