Update zum unten stehenden Artikel: Unser Türkei-Korrespondent, Erol Önderoglu, wurde am 30. Juni 2016 freigelassen. Auch die Vorsitzende der türkischen Menschenrechtsstiftung, Sebnem Korur Fincanci, ist wieder auf freiem Fuß. Wir fordern die türkischen Behörden auf, sämtliche Anschuldigungen gegen die beiden Menschenrechtsverteidiger unverzüglich fallen zu lassen und den Journalisten Ahmet Nesin ebenfalls aus der Haft zu entlassen.
„Reporter ohne Grenzen“ fordert von der Türkischen Regierung die sofortige Freilassung der gestern wegen angeblicher Terrorpropaganda inhaftieren Journalisten und Menschenrechtsaktivisten: der Korrespondent von Reporter ohne Grenzen in der Türkei, Erol Önderoglu, der Journalist und Autor Ahmet Nesin und die international führende Folterdokumentationsexpertin Sebnem Korur Fincanci, Univ.Prof. für Forensik an der Istanbul-Universität.
Zusammen mit 31 weiteren Journalisten sind die drei angeklagt, weil sie sich an einer Solidaritätsaktion für die pro-kurdische Zeitung Özgür Gündem beteiligt hatten.
Seit dem Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai hatten diverse Prominente symbolisch für einen Tag den Posten der Chefredaktion des Blattes übernommen, um so ihre Solidarität mit eben dieser Zeitung zu demonstrieren, die mehr und mehr behördlichem Druck ausgesetzt ist.
Erol Önderoglu ist übrigens auch seit Jahren Mitarbeiter der OSZE.
Zugleich mit den Journalisten wurde auch Sebnem Korur Fincanci verhaftet. Der österreichische Arzt und Universitätsprofessor, Dr. Thomas Wenzel, ehemaliger ärztlicher Direktor des Dachverbands der Folterrehabilitationszentren (IRCT) arbeitet seit Jahren mit der Folterdokumentationsexpertin Sebnem Korur Fincanci zusammen.
Sebnem Korur Fincanci habe sich, so Wenzel, als weltweit renommierte Wissenschafterin für Folterdokumentation einen Namen gemacht. Sie war u.a. mitverantwortlich für das sogenannte Istanbul-Protokoll der Vereinten Nationen und des Weltärzteverbandes, so Wenzel. Dieses legt den Standard für die Ausbildung zur medizinischen Begutachtung von Folterfolgen, dem Umgang mit Opfern, und der Einleitung unabhängiger Untersuchungen von Foltervorwürfen fest.
„Dass auch Sebnem Korur Financi inhaftiert wurde, weist darauf hin, wie systematisch in der Türkei derzeit offenbar all jene hinter Gefängnismauern ‚entsorgt’ werden, die sich für Menschenrechte einsetzen“, meint Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich. „Diese Inhaftierungen zeigen, wie unglaublich weit die politische Führung der Türkei mittlerweile zu gehen bereit ist, um Kritiker mundtot zu machen“.
Die türkische Führung hat mit diesen Inhaftierungen einmal mehr nicht nur Journalisten, sondern auch Akademiker und generell Intellektuelle gezielt ins Visier genommen. Nicht nur die Freiheit der Medien, auch die Freiheit der Universitäten und der wissenschaftlichen Forschung sei in Gefahr, so Möhring.
Die internationale NGO „Reporter ohne Grenzen“ fordert die sofortige Freilassung von Erol Önderoglu, Ahmed Nesin und Korur Fincanci und die der anderen verhafteten Medienmenschen.