RSF stellt die Nominierten für die Press Freedom Awards 2021 vor

RSF stellt die Nominierten für die Press Freedom Awards 2021 vor

RSF stellt die Nominierten für die Press Freedom Awards 2021 vor

Reporter ohne Grenzen (RSF) stellt die Nominierten für die Press Freedom Awards 2021 vor, die am 18. November verliehen werden. Vier Journalistinnen, zwei Journalisten und sechs Medienunternehmen oder Journalistenorganisationen aus 11 Ländern wurden für die Preise nominiert, die in drei Kategorien vergeben werden: Journalistischer Mut (Courage), Wirkung (Impact) und Unabhängigkeit (Independance). Die Jury der 29. RSF Press Freedom Awards unter dem Vorsitz des RSF-Präsidenten Pierre Haski besteht aus prominenten Journalist_Innen und Verfechter_Innen der Meinungsfreiheit aus der ganzen Welt.

Bei den 12 Nominierten (vier pro Kategorie) handelt es sich um sechs Journalist_Innen, darunter vier Frauen, und sechs Medienunternehmen oder Journalistenorganisationen, die für investigativen Journalismus stehen und in Ländern aktiv sind, in denen das Recht auf Information drastisch eingeschränkt oder bedroht ist – Belarus, China, Brasilien, Türkei und Nordirland (Vereinigtes Königreich).

Seit 1992 fördert, unterstützt und belohnt der RSF-Preis für Pressefreiheit die Arbeit von Journalist_Innen und Medien, die einen bemerkenswerten Beitrag zur Verteidigung oder Förderung der Medienfreiheit in der ganzen Welt leisten. Mehr als 50 Männer, Frauen, Nachrichtenorganisationen und Nichtregierungsorganisationen, die sich gemeinsam für die Pressefreiheit einsetzen, haben diesen Preis bereits erhalten.

“Die Liste der Nominierten für den Preis 2021 spiegelt die Herausforderungen wider, mit denen Journalisten und Medienunternehmen konfrontiert sind, die sich gemeinsam für die Freiheit der Information einsetzen”, sagte RSF-Generalsekretär Christophe Deloire. “Diese Männer, Frauen und Medienanstalten kämpfen mit Mut und Entschlossenheit gegen konvergierende Kräfte, die die journalistische Unabhängigkeit untergraben. In vielen Ländern der Welt werden Journalisten bedroht, strafrechtlich verfolgt oder inhaftiert. Medien werden zensiert, stigmatisiert, ausgegrenzt, verboten oder geschlossen. Die RSF Awards sind eine Würdigung und vor allem eine Unterstützung für all jene, die die Ideale des Journalismus verkörpern.”

                                              

  • Kay Zon Nway (Myanmar) nominiert in der Kategorie “Journalistischer Mut”

Reporterin für Myanmar Now, steht für den mutigen Kampf um die Freiheit, vor Ort in Myanmar zu berichten. Wurde am 26. Februar verhaftet, als sie einen Anti-Putsch-Protest live übertrug. Kay Zon Nway, die am 1. Juli nach 124 Tagen in Myanmars düsteren Gefängniszellen freigelassen wurde, ist auch das Symbol einer Generation von Reportern, die während des demokratischen Zwischenspiels in Myanmar (von 2011 bis zum Staatsstreich im Februar dieses Jahres) zu arbeiten begann und für die es undenkbar ist, sich den Kontrollen und der Zensur der Junta zu unterwerfen.

  • Zhang Zhan (China) nominiert in der Kategorie “Journalistischer Mut”

Die Anwältin und Journalistin Zhang Zhan wurde im Mai 2020 festgenommen, nachdem sie Anfang Februar auf Twitter und live auf Youtube aus Wuhan in Zentralchina berichtet hatte. Ende Dezember 2020 verurteilte sie ein Gericht in Shanghai zu vier Jahren Haft, weil sie „einen Streit angefangen und Ärger provoziert“ haben soll, ein häufig gegen Journalistinnen und Journalisten genutzter schwammiger Vorwurf des Regimes. Ihre Berichte wurden in den sozialen Medien weit verbreitet und waren zu dieser Zeit eine der wichtigsten Quellen für unabhängige Informationen über die Gesundheitssituation in Wuhan. Es besteht derzeit die große Sorge, dass sie weiter gefoltert und misshandelt werden könnte. Deshalb ist die 38-Jährige in einen Hungerstreik getreten, weil sie gezwungen wurde, ihre vermeintliche Schuld einzugestehen. Ihr Gesundheitszustand hat sich erheblich verschlechtert.

  • Patricia Devlin (Nordirland, UK) nominiert in der Kategorie “Journalistischer Mut”

Journalistin bei der Sunday World und hat enormen Mut bewiesen, als sie über das organisierte Verbrechen und paramilitärische Aktivitäten berichtete, sowie über die geschlechtsspezifische Gewalt sprach, der sie im Zusammenhang mit ihrer Arbeit ausgesetzt war, einschließlich der schrecklichen Drohungen gegen sie selbst und ihre Familie. Sie wehrte sich wehrte u.a., indem sie rechtliche Schritte gegen den nordirischen Polizeidienst (PSNI) einleitete, weil die Polizei es versäumt hatte, die Drohungen gegen sie ordnungsgemäß zu untersuchen.

  • Confidencial (Nicaragua) nominiert in der Kategorie “Journalistischer Mut”

Confidencial ist eine 1996 gegründete nicaraguanische Wochenzeitung, die für ihren investigativen Journalismus bekannt ist und zu den wenigen nicht-offiziellen Medien gehört, die es im Lande noch gibt. Am 20. Mai führte die Regierung von Daniel Ortega eine Razzia in den Redaktionsräumen durch, die von dem Journalisten Carlos Fernando Chamorro gegründet worden waren. Sie verhaftete auch Journalisten, die über den Vorfall berichteten.

 

  • Pegasus Project (International) nominiert in der Kategorie “Wirkung”

Das Pegasus-Projekt ist eine Untersuchung eines internationalen Konsortiums von mehr als 80 Journalisten aus 17 Medien in 11 verschiedenen Ländern. Auf der Grundlage eines Lecks von mehr als 50.000 Telefonnummern, die von Pegasus, einer Spionagesoftware des israelischen Unternehmens NSO Group, ausgespäht wurden, deckte das Pegasus-Projekt auf, dass fast 200 Journalisten von 11 Regierungen – sowohl autokratischen als auch demokratischen ausspioniert wurden.

  •  Belarussische Journalistenvereinigung (BAJ) (Belarus) nominiert in der Kategorie “Wirkung”

Der 1995 zur Unterstützung des unabhängigen Journalismus gegründete Belarussische Journalistenverband (BAJ) hat eine zentrale Rolle bei der Dokumentation des beispiellosen Ausmaßes von Angriffen und Verhaftungen gegen Journalisten in Belarus seit den umstrittenen Präsidentschaftswahlen im August 2020 gespielt.

  •  Bellingcat (Niederlande) nominiert in der Kategorie “Wirkung”

Bellingcat ist ein unabhängiges internationales Kollektiv von Forschern, Ermittlern und Bürgerjournalisten, die zu einer Vielzahl von Themen veröffentlichen. Mit ihren innovativen Ansätzen, bei denen öffentlich zugängliche Open-Source-Daten, Social-Media-Recherchen und Analysen von Bürgerjournalisten zum Einsatz kommen, haben sie die Berichterstattung über die Gewalt gegen Journalisten während der landesweiten Proteste, die im letzten Sommer in den USA nach dem Tod des unbewaffneten Schwarzen George Floyd stattfanden, erheblich vorangebracht

  • The Intercept Brasil (TIB) (Brasilien) nominiert in der Kategorie “Wirkung”

Intercept Brasil (TIB) ist eine Nachrichten Website, die u.a. über einen Korruptionsskandal, in den hochrangige Regierungsbeamte verwickelt waren, berichtete. Das TIB-Journalistenteam wurde bedroht, schikaniert und musste sogar auf gerichtliche Anfragen antworten. Glenn Greenwald, der damalige Direktor der TIB, erhielt Morddrohungen.                

          

  • Stand News (Hong Kong) nominiert in der Kategorie “Unabhängigkeit”

Stand News wurde im Dezember 2014 in Hongkong gegründet und ist eine unabhängige, gemeinnützige, kantonesisch-chinesische Nachrichten-Website, die sich der Verteidigung grundlegender Hongkonger Werte – “Demokratie, Menschenrechte, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Gerechtigkeit” – verschrieben hat und ein Ort sein will, an dem Journalisten “unabhängig von Unternehmen, Aktionären, Behörden und politischen Parteien” sind.

  • Majdoleen Hassona (Palästina) nominiert in der Kategorie “Unabhängigkeit”

Bevor sie zum türkischen Fernsehsender TRT wechselte und nach Istanbul umzog, wurde die palästinensische Journalistin wegen ihrer kritischen Berichterstattung sowohl von israelischen als auch von palästinensischen Behörden häufig schikaniert und verfolgt. Bei einem Besuch im Westjordanland im August 2019 mit ihrem Verlobten (ebenfalls ein TRT-Journalist mit Sitz in der Türkei) wurde sie an einem israelischen Kontrollpunkt angehalten und ihr wurde Ausreiseverbot verhängt. Seitdem sitzt sie im Westjordanland fest und ist von ihrem Verlobten getrennt, der ohne sie in die Türkei zurückkehren musste. Sie beschloss, ihre Berichterstattung im Westjordanland fortzusetzen, und als sie im Juni 2021 nach dem Tod des Aktivisten Nizar Banat über regierungsfeindliche Proteste berichtete, war sie eine von zwei Journalistinnen, die von palästinensischen Sicherheitsbeamten angegriffen und verprügelt wurden.

  • Moussa Aksar (Niger) nominiert in der Kategorie “Unabhängigkeit”

Gründete 2002 die Zeitung L’Evénement und betreibt, um das Überleben und die Unabhängigkeit der Zeitung zu sichern, auch einen Bauernhof. Gleichzeitig leitet er auch das Norbert Zongo Centre for Investigative Journalism (CENOZO). Die gedruckte Ausgabe von L’Événement hat er vor drei Jahren eingestellt, aber die Website hält sich und berichtet und recherchiert trotz Drohungen weiter. Allein in den letzten zwei Jahren ist er achtmal vor Gericht erschienen und wurde im Juni zu einer Geldstrafe von 1.830 Euro verurteilt, weil er an einer internationalen journalistischen Untersuchung teilgenommen hatte, die die Veruntreuung großer Summen öffentlicher Gelder im Zusammenhang mit Waffenkäufen aufdeckte.

  •  Andras Arato (Ungarn) nominiert in der Kategorie “Unabhängigkeit”

Journalist, leitet Klubradio, einen unabhängigen Radiosender in Budapest, der für seine unverblümte und humorvolle Kritik an den Behörden bekannt ist. Er wurde ein weiteres Opfer der Zensurpolitik der ungarischen Regierung, als der ungarische Medienrat seine Betriebslizenz aus trivialen administrativen Gründen aussetzte – eine Entscheidung, die von der Europäischen Kommission als diskriminierend eingestuft, vom Obersten Gerichtshof Ungarns jedoch bestätigt wurde. Heute sendet Klubradio nur noch über das Internet und überlebt dank der Spenden seiner Hörer. Und Andras Arato führt weiterhin den rechtlichen und finanziellen Kampf für eine der letzten großen unabhängigen Nachrichtenquellen in Ungarn.

Jury:

  • Rana Ayyub: indische Journalistin und Meinungskolumnistin der Washington Post
  • Raphaëlle Bacqué: führende französische Reporterin für Le Monde
  • Mazen Darwish: syrischer Rechtsanwalt und Präsident des syrischen Zentrums für Medien und Meinungsfreiheit
  • Zaina Erhaim: syrische Journalistin und Kommunikationsmanagerin am Institute for War and Peace Reporting
  • Erick Kabendera: tansanischer Enthüllungsjournalist
  • Hamid Mir: pakistanischer Reporter, Kolumnist und Autor
  • Frederik Obermaier: deutscher Enthüllungsjournalist bei der Süddeutschen Zeitung
  • Mikhail Zygar: russischer Journalist und Gründungs-Chefredakteur von Dozhd, Russlands einzigem unabhängigen TV-Nachrichtenkanal.