ROG-Bericht Journalisten in Mexiko / Ciudad Juárez: Selbstzensur, Exil oder Tod

ROG-Bericht Journalisten in Mexiko / Ciudad Juárez: Selbstzensur, Exil oder Tod

Reporter ohne Grenzen (ROG) und das mexikanische Zentrum für Journalismus
und öffentliche Ethik (CEPET) machen in einem aktuellen Bericht auf die
alarmierende Situation der Pressefreiheit in der mexikanischen Stadt Ciudad
Juárez aufmerksam. In dem Bericht untersuchen die Medienrechtsorganisationen
die Auswirkungen der Welle der Gewalt nach der Ermordung des Journalisten
Armando Rodríguez Carreón am 13. November 2008: Viele Journalisten
flüchteten in den darauffolgenden Wochen aus der nordmexikanischen Stadt am
Rio Grande.

“Der Bericht beschreibt das tragische Dilemma vieler Journalistinnen und
Journalisten in der Stadt: Oft bleibt ihnen nur die Wahl zwischen
Selbstzensur, Exil oder dem Risiko, ermordet zu werden – von Tätern, die mit
großer Wahrscheinlichkeit straffrei ausgehen”, kritisiert ROG. “Auch der
Einsatz von bundesstaatlichen zivilen oder militärischen Einsatzkräften hat
Ciudad Juárez nicht sicherer gemacht – vielmehr trug er zu einer
Verschärfung der Gewalt bei”, so ROG.


“Einige Journalisten betrachten mittlerweile die Behörden als eine
Gefahrenquelle. Die Regierung des Bundesstaates muss die Handlungen des
eigenen Personals besser kontrollieren. Wir fordern die Behörden auf, die
Opfer der Gewalt zu schützen und die Täter strafrechtlich zu verfolgen”,
erklärt ROG.

Mehr als 4.000 Menschen wurden in Mexiko bei dem Konflikt zwischen Regierung
und den Drogenkartellen im vergangenen Jahr getötet. Mehr als ein Viertel
der Todesfälle – 1.456 – wurden allein in Ciudad Juárez dokumentiert. “Wenn
Sie uns umbringen wollen, tun sie es, und niemand schützt uns. Wir müssen
schon Angst haben, ohne etwas zu veröffentlichen, etwas zu wissen, reicht
schon”, sagte ein Journalist gegenüber ROG und CEPET. Im Dezember trafen
Delegierte der beiden Organisationen Reporter, Zeitungsherausgeber und
Leiter von Radiostationen in Ciudad Juárez.

Im Jahr 2008 erhielten mehrere lokale Journalisten Drohanrufe. Die Anrufer
erklärten, sie handelten im Auftrag eines Drogenkartells. Auch Armando
Rodríguez Carreón, ehemaliger Mitarbeiter der Zeitung “El Diario”, erhielt
einen Anruf. Als er der Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Chihuahua
darüber berichtete, wurde ihm geraten, die Stadt zu verlassen. Es gebe keine
Möglichkeit, seine Sicherheit zu garantieren, so Behördenvertreter.

Nach dem Tod des Journalisten im November und weiteren Drohanrufen, stieg
die Zahl der Exilanten unter Medienmitarbeiterinnen und Medienmitarbeitern
weiter. Die bisherigen unpräzisen Ermittlungen im Mordfall Rodríguez
verstärken die Zweifel von Journalisten an der Bereitschaft der Behörden,
Medienmitarbeiter/innen zu schützen. Ohne Beweise vorzulegen, behaupten
einige Beamte sogar, Rodríguez sei wegen angeblicher Verbindungen zu einem
Drogenbaron ermordet worden.

Den ausführlichen Bericht (spanisch) zur Lage in Ciudad Juárez lesen Sie
hier.