Hunderte JournalistInnen mittels Spionagesoftware „Pegasus“ durch Staaten weltweit überwacht

Hunderte JournalistInnen mittels Spionagesoftware „Pegasus“ durch Staaten weltweit überwacht

Hunderte JournalistInnen mittels Spionagesoftware „Pegasus“ durch Staaten weltweit überwacht

„Das Vorgehen gegen JournalistInnen und AktivistInnen von NGOs ist Menschen- und Demokratieverachtung im höchsten Maße“, sagt Reporter ohne Grenzen (RSF) Präsidentin Rubina Möhring. Zumal nach den bitteren Erfahrungen des 20. Jahrhunderts sollten Gesellschaften und Regierungen gefeit sein gegen autoritäre und heimtückische Angriffe. Der Missbrauch technischer Entwicklungen für Spionagezwecke stellt einen Rückfall in finstere gesellschaftspolitische Zeiten dar. Sie unterbinden auch das Grundrecht auf freie Information für Alle. Mit dem System namens „Pegasus“ wurden dem freien Gedanken böswillig die Flügel gestutzt.

Laut Recherchen eines internationalen Journalistenkonsortiums haben Geheimdienste und Polizeibehörden eine Vielzahl an JournalistInnen, AktivistInnen, PolitikerInnen und Anwältinnen mittels Software über Jahre ausspioniert. Das Spionageprogramm „Pegasus“, entwickelt von dem israelischen Überwachungssoftware-Anbieter NSO, kann als Cyberwaffe eingestuft werden und wird laut offizieller Seite nur zum Zwecke der Verfolgung von Terroristen und schweren Kriminellen eingesetzt. Auslöser der Recherchen war eine geleakte Liste mit Handydaten, die Amnesty International und dem Verein Forbidden Stories zugespielt wurde und zeigt, dass bei allen auf der Liste befindlichen Nummern der Aufenthaltsort und Angaben zu dem jeweiligen Gerät abgefragt wurden.

Wie viele der 50.000 Nummern, welche auf der Liste zu finden sind, tatsächlich mit der Spähsoftware infiziert wurden und somit Gespräche mitgehört, Fotos angeschaut und Chatnachrichten mitgelesen wurden, ist noch unklar. Durch forensische Untersuchungen konnten in einem ersten Schritt 37 Fälle von versuchter und erfolgreicher Angriffe bereits nachgewiesen werden. Das Spähprogramm ist so programmiert, dass es Verschlüsselungen von Chatnachrichten, beispielsweise von Whatsapp oder Signal einfach umgehen kann.

Auf der Liste befinden sich neben zahlreichen PolitikerInnen auch 180 Medienleuten, darunter Investigativ Journalisten aus Ungarn, Redakteurinnen und Redakteure von „Le Monde“ und einer Reporterin von CNN.

Ungarns Regierung blockt die Vorwürfe unrechtmäßiger Nutzung der Schadsoftware vehement ab, nachdem bekannt wurde, dass sich unter den geleakten Daten auch jene von zwei Investigativ Reportern des Mediums Direkt36 befinden.  

Ebenso fand das Journalistenkonsortium heraus, dass die Verlobte des ermordeten Dissidenten Jamal Kashoggi Opfer der Spionagesoftware geworden ist. Nur wenige Tage nach Ermordung des saudischen Journalisten, wurde ihr Handy mit der Software infiziert.

Das Unternehmen NSO distanziert sich von den Vorfällen und streitet jegliche Verbindung zu dem, nach eigenen Angaben abscheulichen Mord, ab. Seine Technologie werde „ausschließlich an Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste von geprüften Regierungen verkauft, mit dem alleinigen Ziel, durch Verhinderung von Verbrechen und Terrorakten Menschenleben zu retten.“