Belarussischer Aktivist in Park erhängt aufgefunden – war es Mord?

Belarussischer Aktivist in Park erhängt aufgefunden – war es Mord?

Belarussischer Aktivist in Park erhängt aufgefunden – war es Mord?

Sollte sich herausstellen, dass der “Selbstmord” des Aktivisten Witaly Schischow ein getarnter Mord durch das Lukaschenko Regime war, hat die Unterdrückung der Meinungsfreiheit seitens des Autokraten einen neuen traurigen Höhepunkt erreicht. Keine geflohenen Aktivist_Innen, unabhängige Medienleute und Oppositionelle wären somit im Ausland vor der Verfolgung des belarussischen Machthabers sicher. “Wir von Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich fordern eine umfassende Aufklärung des Tathergangs und mehr Schutz für ins Ausland geflohene Aktivist_Innen. Diese Form der Gewaltbereitschaft macht uns tief betroffen und zeigt umso deutlicher wie wichtig es ist die Presse- und Meinungsfreiheit immer wieder auf’s Neue zu verteidigen”, so Präsidentin Rubina Möhring.

Einen Tag nach seinem plötzlichen Verschwinden ist Witaly Schischow erhängt in einem Park in Kiew in der Nähe seiner Wohnung tot aufgefunden worden. Er war von einer Joggingrunde nicht zurückgekehrt, woraufhin er als vermisst gemeldet wurde. Die Polizei leitete nach eigenen Angaben ein Ermittlungsverfahren ein, denn es stehe der Verdacht im Raum, dass es sich um einen, als Suizid getarnten, Mord handeln könnte. Schischow hatte bereits zuvor das Gefühl geäußert, beim Laufen verfolgt zu werden, wie aus Medienberichten hervorging.

Der Belarusse Schischow leitete von der Ukraine aus die Organisation „Belarussisches Haus der Ukraine” im Messengerdienst Telegram. Die Organisation hilft belarussischen Staatsbürgern, die vor der Unterdrückung in ihrem Heimatland in die Ukraine fliehen.

Erst vor wenigen Tagen hatte die belarussische Sprinterin Kristina Timanowskaja Schutz bei der Polizei in Tokio gesucht. Sie hatte sich im Vorfeld kritisch gegen belarussische Funktionäre an den Olympischen Spielen geäußert. Timanowskaja sollte offenbar gegen ihren Willen von Vertretern des belarussischen Kaders außer Landes gebracht werden. Im Zuge des Verschwindens Schischows gab sie bekannt nicht nach Belarus zurückzukehren und hat nun in Polen Asyl erhalten.

Zweifellos haben all diese Vorgehensweisen das Ziel, kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen. “Sie sollen wissen: Das Regime kann sie aufspüren und festnehmen, egal, wo sie sich gerade aufhalten. Es wird nicht zögern, alle Menschen festzunehmen oder sogar zu töten, die es kritisieren”, so Möhring.

“Schischow, wer ist das für mich oder für Belarus?” mit diesen Worten wies Belarus’ Machthaber Lukaschenko jegliche Verwicklung in den Tod Schischows bei einer Pressekonferenz am 09.08.2021 zurück. Bei dieser Gelegenheit wetterte er auch einem Jahr nach seiner umstrittenen Wiederwahl gegen die Sportlerin Timanowskaja, die nach Polen geflüchtet ist.