Am 12. Juni beginnen die Europaspiele in Aserbaidschans Hauptstadt Baku. Doch das Land ist gezeichnet von Menschenrechtsverletzungen und Repressionen gegenüber kritischen Journalisten. Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert aus diesem Grund die Sponsoren des sportlichen Großereignisses in einem offenen Brief auf, sich neben Marketingstrategien auch für die Einhaltung der Menschenrechte in diesem Land einzusetzen. Speziell fordert ROG die Sponsoren auf, sich für die Freilassung der derzeit 12 inhaftierten Journalisten und Blogger in Aserbaidschan einzusetzen.
„Wussten Sie, dass unabhängiger Journalismus in Aserbaidschan eine Hochrisiko-Sportart ist?”, steht etwa in dem Brief an internationale Firmen wie Coca-Cola, Mc Donald’s und Motorola. „Am Abend der Eröffnung der Europaspiele werden 12 Journalisten und Blogger wegen frei erfundener Verbrechen wie Drogenhandel oder Spionagetätigkeit eingesperrt sein.” Ein prominentes Beispiel ist das Schicksal der seit Ende 2014 inhaftierten Journalistin und Menschenrechtsaktivistin
Khadija Ismayilova.
Hier finden Sie den
offenen Brief von Reporter ohne Grenzen an die Sponsoren der Europaspiele 2015
Die Europaspiele ähneln den Olympischen Spielen, haben jedoch weniger Sportarten und werden ausschließlich von europäischen Athleten ausgetragen.
Die Spiele werden zum ersten Mal überhaupt stattfinden, Aserbaidschan hatte die Idee zu dieser Großveranstaltung und übernimmt für die anreisenden Teams den Großteil der Kosten.
„Mit dem Ereignis will sich Aserbaidschan als modern und weltoffen präsentieren. Ausgetragen werden die Spiele jedoch in einem repressiven Umfeld”, so Rubina Möhring, Präsidentin von ROG Österreich.
Während der vergangenen Monate ist die Regierung unter Präsident Alijew unerbittlich gegen Kritiker
vorgegangen: Das Büro von Radio Free Europe/Radio Liberty wurde Ende 2014 geschlossen, die meisten unabhängigen Journalisten und Blogger sind inhaftiert oder aus dem Land geflohen. Sogar die anreisenden, ausländischen Medienvertreter will die Regierung rund um die Europaspiele kontrollieren: Sie hat bereits angekündigt, dass ihnen bei allzu kritischer Berichterstattung der Entzug ihrer Akkreditierung droht.
Die Idee der Olympischen Spiele basiert der Charta zufolge auch auf universellen und fundamentalen ethischen Prinzipien, auf der Wahrung der Würde des Menschen und auf der Ablehnung jeglicher Form von Diskriminierung. Doch Erfahrungen mit Olympischen Spielen in autoritären Staaten wie China oder Russland zeigen: Die sportlichen Großereignisse führen so gut wie nie zu einer Verbesserung der Menschenrechtssituation oder der Lage der Medien.