Das Forum für Information und Demokratie fordert einen „New Deal für den Journalismus“

Das Forum für Information und Demokratie fordert einen „New Deal für den Journalismus“

Das Forum für Information und Demokratie fordert einen „New Deal für den Journalismus“

Da die Covid-19-Pandemie die Schwächung des Journalismus beschleunigt hat, hat das Forum von Information und Demokratie seine Empfehlungen unter dem Titel „A New Deal for Journalism“ veröffentlicht. Der Bericht enthält einen Plan, der garantieren soll, dass bis zu 0,1 % des BIP pro Jahr für den Journalismus verwendet wird, um seine soziale Funktion in der Zukunft zu sichern.

Begonnen mit November 2020 hat die Arbeitsgruppe zur Nachhaltigkeit des Journalismus des Forums einen sehr ambitionierten Plan zur Zukunft des Journalismus entwickelt. Unter dem Titel „A New Deal for Journalism“ gibt sie eine Reihe von Empfehlungen heraus, um bis zu 0,1 % des BIP pro Jahr für den Journalismus zu sichern, basierend auf einer anspruchsvollen Vision für den Journalismus. Die Einrichtung der Task Force wurde von der Alliance for Multiculturalism und der Media Freedom Coalition begrüßt.

Dieser neue Deal würde ein enormes Engagement sowohl auf der nationalen als auch internationalen Ebene beinhalten, um die soziale Funktion des Journalismus sicher zu stellen. Christophe Deloire, Präsident des Forums erklärt: „Der New Deal für den Journalismus besteht darin, verschiedene Punkte miteinander zu verbinden, die bisher getrennt waren, d.h. die Organisation des Marktes, das technologische Umfeld und die Arbeit der Journalisten mit ihren Arbeitspraktiken und ihrer Ethik. Dies läuft darauf hinaus, den Journalismus wieder aufzubauen, nicht als ‘Mediensektor’, sondern als ein wesentliches Element der Meinungs- und Ausdrucksfreiheit, das auf dem Recht auf Information beruht.”

Der Ausschuss der Arbeitsgruppe wird geleitet von Rasmus Kleis Nielsen, Direktor des „Reuters Institute for the Study of Journalism“ an der Universität von Oxford und setzt sich aus 17 internationalen Spezialisten zusammen. Der Bericht wurde von einem Team von Berichterstattern unter der Leitung von Sameer Padania, ein Experte auf dem Gebiet der Ökonomie der Information, verfasst. Nielsen erklärt: „Journalisten und die Öffentlichkeit der sie dienen brauchen keine beruhigenden Worte. Sie brauchen konkrete Entscheidungen und fügt hinzu, dass die Empfehlungen eine Chance sind, mit der jahrelangen Inaktivität zu brechen.

Der Bericht gliedert sich in vier Handlungsfelder auf: Medienfreiheit, die Unabhängigkeit des Journalismus, ein günstiges wirtschaftliches Klima und Unterstützung für ein nachhaltiges digitales Modell.

                                                  Zu den Empfehlungen gehören:

  • Sicherstellung der vollständigen Transparenz der Medieneigentümerschaft als Teil der umfassenderen Maßnahmen zu Transparenz, Korruptionsbekämpfung und finanzieller Integrität
  • ­Umsetzung von Initiativen, die es ermöglichen, Qualitätsjournalismus herauszuheben und ihm wieder einen komparativen Vorteil zu verschaffen, wie z.B. die Journalism Trust Initiative (JTI), um das Vertrauen zwischen allen Beteiligten wiederherzustellen
  • Unterstützung internationaler Maßnahmen zur Besteuerung von digitalen Plattformen, wie z.B. der von der OECD vorgeschlagene globale Mindeststeuersatz für Unternehmen
  • Entwicklung einer hybriden Finanzierung der Medien, die Philanthropie und öffentliche Unterstützung kombiniert, indem gemischte öffentlich-private Finanzierungsinstrumente eingerichtet werden, unabhängig davon, ob die Medien gewinnorientiert sind oder nicht
  •  Zusage von der Regierung sichern, dass 1 % der offiziellen Entwicklungshilfe für die Unterstützung unabhängiger Medien und deren Umfeld verwendet wird
  •  Etablierung von Unterstützungsmechanismen, die es den Bürgern ermöglicht, Medien bzw. Medienorganisationen ihrer Wahl zu unterstützen (z. B. Mediengutscheine, Steuererleichterungen auf Abonnements oder Einkommenssteuervergünstigungen)
  • Strategien zur Auswirkung von Künstlicher Intelligenz auf den Journalismus überlegen

Aufgrund des Ausmaßes der Krise im Journalismus und die Folgen durch das Versagen der Gesellschaft, damit umzugehen, ist der New Deal eine Überlegung wert. Der Bericht macht deutlich, dass dieser weitreichende Plan sein Ziel durch die gemeinsamen Anstrengungen von Regierungen, Regulierungsbehörden, Industrie, Investoren, Finanzgebern, Technologie und Zivilgesellschaft in einem Jahrzehnt oder später erreichen wird. Diese Bemühungen könnten, so der Bericht, bis zu 0,1 % des BIP pro Jahr für den Journalismus sichern. Einige Länder tun dies bereits, und andere sind aufgefordert, ähnliche Vorkehrungen zu treffen.

Im Geiste des Roosevelt’schen New Deal – lindern, heilen und reformieren – würde diese konzertierte Anstrengung von Dutzenden von Ländern das durch die Coronavirus-Krise geschädigte journalistische Ökosystem finanzieren (lindern), ihm ermöglichen, den Übergang zum digitalen Zeitalter zu vollziehen (heilen) und die zukünftigen technologischen Paradigmenwechsel, die das 21. markieren werden, vorherzusehen.

Der erste Gipfel der Initiative für Information und Demokratie wird im September 2021, am Rande der Generalversammlung der Vereinten Nationen, stattfinden. Diese Initiative artikuliert die Arbeit der Zivilgesellschaft und die der demokratischen Staaten. Sie zielt darauf ab, ein System demokratischer Garantien im Kommunikations- und Informationsraum in der Ära der Globalisierung und Digitalisierung zu definieren und zu schaffen.  Angesichts des Informationschaos verbindet sie einen juristischen Ansatz (Erstellung einer Doktrin zur Regulierung digitaler Plattformen) und einen geopolitischen Ansatz (Bildung einer Koalition demokratischer Staaten mit dem Ziel, ihre Prinzipien zu fördern)

Das Forum für Information und Demokratie, das Instrument zur Umsetzung der Internationalen Partnerschaft, wurde im November 2019 von elf zivilgesellschaftlichen Organisationen gegründet¹. Ein erstes Regelwerk wurde im November 2020 unter dem Titel „How to end Infodemics“ veröffentlicht. Es gibt 250 konkrete Empfehlungen zur Transparenz von Plattformen, zur Moderation von Inhalten, zur Regulierung privater Nachrichtendienste und zur Zuverlässigkeit von Information.

¹ Gründungsmitglieder des Forums von Information und Demokratie: Digital Rights Foundation, ReportersWithout Borders (RSF), OBSERVACOM, Institute for Strategic Dialogue, Human Rights Center at the University of California, Berkeley, Open Government Partnership, Center for International Governance Innovation, Peace Research Institute Oslo, Research ICT Africa, CIVICUS, Free Press Unlimited

                                     Mitglieder des Lenkungsausschusses

  • Rasmus Kleis Nielsen (Vorsitz), Direktor, Reuters Institute for the Study of Journalism, Oxford Universität. Auch Professor für politische Kommunikation an der Oxford Universität.
  • Julia Cagé, Co-Direktorin, Wirtschaftswissenschaftlerin, sie hat u.a. das Buch „Saving the media – Capitalism, crowdfunding and democracy“ herausgegeben.
  • Prem Chandran, Co-Gründer und CEO, Malaysiakini. Er ist auch ein nicht-geschäftsführender Direktor von KiniTV und FG Media und Vorsitzender von Asia Mobiliti.
  • Styli Charalambous, Herausgeber und CEO, Daily Maverick, einer unabhängigen digitalen Zeitung mit Nachrichten, Analysen und Untersuchungen.
  • Naresh Fernandes, Redakteur, Scroll. Er ist außerdem Mitglied des Redaktionsausschusses des World Policy Journal. Er war Redakteur bei Time Out India und dem Wall Street Journal in New York.
  • Elizabeth Hansen, Studienleiterin des News Sustainability and Business Models Projects, Shorenstein Center on Media, Politics and Public Policy, Harvard Kennedy School.
  • Kwame Karikari, Professor für Journalismus und Massenkommunikation School of Communication Studies, University of Ghana. Zuvor war er Executive Direktor des MFWA.
  • Arne H. Krumsvik, Rektor und Professor für Medien und Kommunikation, Kristiania University College. Er gilt als einer der Begründer der Medieninnovationsforschung.
  • Nishant Lalwani, Geschäftsführer, Luminate. Außerdem Darüber hinaus leitet er die Arbeit der Organisation im Bereich des narrativen Wandels in allen Wirkungsbereichen und beaufsichtigt die Strategie- und Partner-Support-Teams von Luminate.
  • Mira Milosevic, Geschäftsführerin, GFMD. Sie ist Autorin der World Press Trends-Berichte, leitete Medienentwicklungsprogramme bei WAN-IFRA und war Direktorin des Media Center Belgrad.
  • Tania Montalvo, Chef-Redakteurin, Animal Político. Sie begann als Reporterin für Animal Político 2013, mit Schwerpunkt auf Korruption, organisiertem Verbrechen, Gewalt und Konflikten.
  • Henri Pigeat, ehemaliger Präsident, AFP. Presseredakteur. Zuvor war er der Animateur der Task Force “Qualität von Nachrichten und Informationen” des WAN.
  • Sibylle Rizk, Direktorin für öffentliche Politik, Kulluna Irada. Sie ist als ehemalige Chefredakteurin der führenden libanesischen Monatszeitschrift LeCommerce du Levant eine Expertin für libanesische Herausforderungen.
  • Natalya Sindeyeva, Gründerin und CEO, Dozhd. Dozhd ist ein unabhängiger russischer TV-Sender. Natalia hat zweimal den ‘Russia’s media manager’ Award für ihre Arbeit im Radio und im TV gewonnen.
  • Olaf Steenfadt, Leiter der “Journalism Trust Initiative” bei RSF. Er ist Mitglied des “Committee of Experts on Quality of Journalism in the Digital Age” beim Europarat.
  • Kirstine Stewart, Leiterin von „Shaping the Future of Media,Entertainment and Information“. Zuvor war sie Vize-Präsidentin, Media, Twitter nachdem sie das Twitter Büro in Kanada gegründet hatte.
  • Patricia Torres-Burd, Geschäftsführerin – Media Services, Media Development Investment Fund. Zuvor war sie Vize-Präsidentin von UBC International