Todesstrafe für Kambakhsh in 20 Jahre Haft umgewandelt

Todesstrafe für Kambakhsh in 20 Jahre Haft umgewandelt

Seit einem Jahr sitzt der 23-jährige Journalistik-Student Sayed Perwiz Kambakhsh nun schon in Haft:  weil er einen kritischen Artikel über die Rolle der Frau im Koran aus dem Internet heruntergeladen und an seiner Universität verteilt hatte, wurde er am 22. Januar 2008 zum Tode verurteilt. Am 21. Oktober ist die Strafe von einem Berufungsgericht in eine 20-jährige Gefängnisstrafe umgewandelt worden.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen sieht in dieser Entscheidung keine zufriedenstellende Lösung: „Kambakhsh muss sofort freigelassen und die Anklage gegen ihn fallen gelassen werden”, so Rubina Möhring von Reporter ohne Grenzen.


 „Auch wenn Kambakhsh nicht mehr mit der Todesstrafe konfrontiert ist:
er hat kein Verbrechen begangen, daher ist seine Inhaftierung
keinesfalls zu akzeptieren. Gemeinsam mit seinem  Anwalt sowie dem
unabhängigen afghanischen Journalistenverband fordern wir den
Präsidenten Hamid Karzai auf, sich für Kambakhsh einzusetzen und
Meinungsfreiheit auch in Zukunft zu schützen, auch bei sensiblen Themen
wie Religion”, so Reporter ohne Grenzen.

In beiden Verfahren habe es mehrere Unstimmigkeiten gegeben, so
Kambakhshs Anwalt, Afzal Nuristani, gegenüber Reporter ohne Grenzen. In
seinem zweiten Verfahren vor dem Berufungsgericht konnte die
Verteidigung beispielsweise ihre Zeugen nicht einberufen, so dass nur
die Zeugen der anklagenden Staatsanwaltschaft angehört wurden. Darüber
hinaus sei  Kambakhsh für ein Vergehen verklagt worden (Blasphemie und
Verleumdung des Islams), das im bestehenden Gesetz gar nicht existiere.
Damit verstoße die Anklage gegen das afghanische Gesetz, so der Anwalt:
„Ich habe den Präsidenten gebeten, hier zu intervenieren, denn es ist
seine Aufgabe, die Verfassung und das Rechtssystem zu schützen und zu
erhalten.”

Auch der unabhängige afghanische Journalistenverband fordert ein
Eingreifen von Präsident Karzai. „Niemals zuvor wurde ein Journalist in
Afghanistan dermaßen hart bestraft wie Kambakhsh. Zudem verstößt die
Inhaftierung gegen die Verfassung, welche Pressefreiheit garantiert.
Das Beispiel Perwiz Kambakhsh schafft ein Klima der Angst für
Journalisten und Medien. Die Stimmen des Protest sind still geworden.
Das ist kein gutes Zeichen für die Zukunft der Meinungsfreiheit in
Afghanistan”, so die Organisation.

Kambakhsh, der neben seinem Studium als Reporter für die Tageszeitung
„Jahan-e-Naw” („The New World”) arbeitete, war am 27. Oktober 2007
festgenommen und der Blasphemie sowie der Verleumdung des Islams
beschuldigt worden. Das Berufungsgericht hat an dieser Anklage
festgehalten, obwohl die afghanische Verfassung die Pressefreiheit
garantiert.
Für Rahimullah Samanders, Vorsitzender des unabhängigen
Journalistenverbandes in Afghanistan, sind die Festnahme und
Verurteilung Kambakhsh eine Kampagne gegen dessen Bruder Sajed Jakub
Ibrahimi. Der Journalist des Internationalen Instituts für Kriegs- und
Friedensberichterstattung (IWPR) hatte 2007 eine Reihe kritischer
Artikel über die Behörden in den Provinzen Afghanistans verfasst.

Reporter ohne Grenzen fordert den afghanischen Präsidenten Hamid Karzai
auf, sich für den verurteilten Journalisten einzusetzen und die
Anwendung der Verfassung sowie den Schutz der Meinungsfreiheit zu
garantieren.

Helfen Sie Sayed Perwiz Kambakhsh und unterschreiben Sie die Petition für seine Freilassung an den afghanischen Präsidenten!

Mehr zum Fall Kambakhsh auf rog.at