Fotografie: Parlamentsdirektion / Thomas Topf
Die Lage von Fotografinnen und Fotografen ist angesichts der Corona-Beschränkungen besorgniserregend. Während Branchenvertreter von bis zu 70 Prozent Einnahmenbußen sprechen, wird die Bewegungsfreiheit von FotografInnen innerhalb des Parlaments weiter eingeschränkt.
„Die Missachtung der Medienschaffenden und insbesondere der Fotografinnen und Fotografen hat diese Woche ein neues Ausmaß angenommen“, kritisiert Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich. Sie bezieht sich damit auf die seit Dienstag geltenden Zugangsbeschränkungen für PressefotografInnen innerhalb des Parlaments. Dort dürfen FotografInnen sich nur noch in einer seitlich des Plenarsaals eingerichteten Loge befinden, um Bilder der Nationalratsabgeordneten anzufertigen. Frontale Bilder vom Rednerpult sind nicht möglich. Als Grund nannte die Parlamentsdirektion Beschwerden von Nationalratsabgeordneten über anwesende JournalistInnen.
„Das Parlament ist momentan jener Ort im Land, an dem sich die meiste öffentliche Aufmerksamkeit sammelt,“ so Rubina Möhring. „Auch wenn sich manche Abgeordnete lieber unbeobachtet bei ihren diversen parlamentarischen Aktivitäten fühlen wollen, so müssen in der höchsten demokratischen Institution dieser Republik die Grundregeln der Pressefreiheit doch eingehalten werden.“ Dazu zähle, dass die Bevölkerung die Vorgänge im Parlament genau verfolgen können, auch visuell. Es müsse verhindert werden, dass ein uniformiertes Bild in der öffentlichen Wahrnehmung entsteht.
Wie in zahlreichen anderen Sparten zu beobachten, wird auch die prekäre berufliche Lage von BerufsfotografInnen in der Coronakrise nicht durch staatliche Gelder unterstützt. Besonders existenzgefährdend sind die verhängten Maßnahmen für Event- und SportfotografInnen, aufgrund des geltenden Veranstaltungsverbots bis Ende Juni wird sich die Lage auch nicht so schnell entspannen. Die Bevorzugung der APA-FotografInnen in den vergangenen Wochen bei Regierungspressekonferenzen habe nicht zuletzt stark wettbewerbsverzerrend gewirkt.
Im Zusammenhang mit dem PR-Auftritt des Bundeskanzlers im Kleinwalsertal zeigt sich für Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich erneut die Respektlosigkeit der Verantwortlichen gegenüber den Medienschaffenden. Kamerateams und JournalistInnen werden nun dezidiert beschuldigt, die Sicherheitsvorkehrungen nicht beachtet zu haben. „Wir können froh sein, dass FotografInnen und Kameraleute vor Ort waren, die diesen verantwortungslosen und gefährlichen Auftritt dokumentiert haben,“ so Rubina Möhring von Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich.
„Medienvielfalt muss in Zeiten, in denen sich die öffentliche Aufmerksamkeit auf den Bildschirm konzentriert, unbedingt auch Bildvielfalt bedeuten“, so Rubina Möhring. „Die Fotografie ist eines der wichtigsten Instrumente der politischen Kommunikation und sollte dementsprechend gewürdigt werden.“