Pakistan: Reporter ermordet, Anschlag auf Presseclub, weitere Journalisten bedroht

Pakistan: Reporter ermordet, Anschlag auf Presseclub, weitere Journalisten bedroht

Reporter ohne Grenzen (ROG) verurteilt den Mord an dem pakistanischen Journalisten Musa Khankhel gestern im Swat-Tal im Nordwesten Pakistans. Der Korrespondent des Senders “Geo News” und der Zeitung “The News” wurde erschossen. Wenige Stunden zuvor hatte der 28-jährige Journalist über die Folgen der Einführung der islamischen Scharia-Gesetzgebung im Swat-Tal berichtet.

Vertreter der lokalen Regierung haben mit Maulana Sufi Mohammad, dem geistigen Führer der Scharia-Bewegung “Tehrik-i-Nifaz-e-Shariat-e-Mohammadi” (TNSM), eine Vereinbarung zur Einführung der Scharia geschlossen. Anschließend haben Anhänger von Sufi Mohammad in Matta einen “Friedensmarsch” veranstaltet. Bei dieser Versammlung ist Musa Khankel entführt worden, wie einer seiner Kollegen berichtet. Khankels Körper ist in der Nähe von Matta gefunden worden. Bisher hat sich noch niemand zu dem Mord bekannt.


“Wir erklären unsere Solidarität mit den Journalisten in den Stammesgebieten, die ein weiteres Mal Opfer von Angriffen und Drohungen extrem gewalttätiger Gruppen geworden sind”, erklärt ROG. “Journalisten in diesen Kriegszonen brauchen die Hilfe der Behörden und der internationalen Gemeinschaft. Sonst werden diese Regionen an der Grenze zu Afghanistan zu ‚schwarzen Löchern’ der Berichterstattung”, warnt ROG. Die Journalistenvereinigung “Pakistan Federal Union of Journalists” (PFUJ) hat für den 19. Februar einen Protesttag angekündigt.

Gestern ist auch auf den Presseclub von Wana, Hauptstadt des Stammesgebietes Süd-Waziristan in dem Verwaltungsgebiet Belutschistan, ein Anschlag verübt worden. Zehn Tage zuvor, am 8. Februar, wurde zudem ein Fernsehreporter in der Stadt Mingora im Swat-Tal für einige Stunden entführt. Ein weiterer Journalist in der Orakzai-Stammesregion im Verwaltungsgebiet Belutschistan erhielt Morddrohungen.

Etwa zehn unbekannte und bewaffnete Männer haben in der Nacht vom 17. auf den 18. Februar mehrere, um das Gebäude des Presseclubs platzierte, Sprengsätze gezündet. Das zweistöckige Gebäude wurde bei der Explosion total zerstört.

Der Präsident des Presseclubs erklärte in einem Interview mit ROG: “Das war ein Angriff auf die Pressefreiheit. Aber das wird die Journalisten in den Stammesgebieten nicht davon abhalten, weiterhin die Menschen zu informieren.”

Der Präsident der Journalistenvereinigung “Tribal Union of Journalists” (TUJ), Sher Khan, hat die Festnahme der Attentäter sowie einen besseren Schutz der anderen Presseclubs in den Stammeszonen gefordert. Nach Informationen von ROG besetzt die Armee einige Presseclubs in Städten, von wo aus sie Militäroperationen gegen die Taliban führt.

Seit 2005 ist die Mehrheit der Medienmitarbeiter/innen aus Wana geflohen. In jenem Jahr wurden zwei Journalisten aus einem Hinterhalt heraus ermordet.

Noorul Hasan, Mitarbeiter des Fernsehsenders “Royal TV” in Peschawar, wurde am Abend des 8. Februar in Mingora von maskierten Männern gekidnappt. Am nächsten Tag wurde er in Islamabad wieder frei gelassen. Die Entführer hätten ihm Fragen zu seinem Interview mit dem Sprecher der Taliban im Swat-Tal, Muslim Khan, gestellt, berichtete Hasan seinen Kollegen. Man habe ihn gefragt, wo er das Interview durchgeführt habe und warum er solche Personen interviewe.

Eine Reihe Journalisten aus Mingora haben sich derweil darüber beschwert, überhaupt keinen Schutz durch die Behörden zu erhalten.

Schließlich erhielt Ashfaq Bangash, ein Journalist des paschtunischen Senders “Khyber News” mit Sitz in der Region von Orakzai, mehrere Morddrohungen. Bangash ist der Cousin des am 24. Januar 2009 ermordeten Journalisten Aamir Wakil. “Beim letzten Anruf wurde mir angekündigt, dass meine Stunde geschlagen habe”, berichtet Bangash. Er solle seinen Beruf wechseln und sich einen Bart wachsen lassen, drohte man ihm am Telefon. “Was mir passiert, ist die Fortsetzung der Drohungen gegen meine Familie – denn wir sind Journalisten. Ich verlange von der Regierung, meine Familie zu schützen”, erklärt Bangash.  

Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht Pakistan auf Platz 152 von insgesamt 173 Staaten. Seit Beginn dieses Jahres sind drei Journalisten getötet worden, im vergangenen Jahr sieben – damit ist Pakistan nach dem Irak weltweit das zweitgefährlichste Land für Medienmitarbeiter/innen”, so ROG.