Der Chef des pakistanischen Nachrichten-TV-Senders „Express News” in der Stadt Peschawar, Jamshed Baghwan, wurde gestern zum wiederholten Mal Opfer eines Bombenanschlags. Unbekannte Täter warfen eine in einem Milchkarton gebastelte Bombe vor seinem Haus ab, als sie mit einem Motorrad vorbeifuhren. Verletzt wurde niemand. Für Baghwan ist dies bereits der dritte Anschlag auf seine Person und seine Familie seit
März diesen Jahres.
In den vergangenen elf Monaten hatte es immer wieder Anschläge auf das Personal von „Express News” gegeben. Für einige zeichneten sich die Taliban verantwortlich.
„Reporter ohne Grenzen fordert die pakistanischen Behörden dringend auf, Personenschutz zur Verfügung zu stellen und endlich angemessen auf die wiederholten Anschläge auf Journalisten des TV-Senders zu reagieren”, so Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich.
Nach Angaben des Opfers Jamshed Baghwan gegenüber Reporter ohne Grenzen befand sich mehr als ein Kilogramm Sprengstoff in der Bombe. Befragt nach den möglichen Hintermännern der Tat sagte Baghwan: „Ich habe keine Ahnung, wer die Täter waren und warum sie mein Haus bombardieren, aber ich bin mir sicher, dass das Tatmotiv mit meiner Arbeit als Journalist zusammenhängt”. Auch die Polizei geht von einem solchen Zusammenhang aus und vermutet Einschüchterungsversuche.
Kritik äußert Baghwan an den pakistanischen Behörden der nordwestlichen Grenzprovinz Khyber Pakhtunkhwa, dessen Hauptstadt Peschawar ist. Ihm sei bisher weder Personenschutz angeboten worden, noch habe er von seiten der Politik eine Solidaritätsbekundung gehört oder sei kontaktiert worden.
Begonnen haben die Anschläge auf Express News im
August 2013. Damals fielen Schüsse auf die Zentrale in der pakistanischen Hauptstadt Karachi. Nach einem weiteren Bomben- und Schussattentat im
Dezember 2013 wurden im Januar 2014 drei Mitarbeiter bei einem Anschlag
getötet. Am 28. März kam der Programmleiter
Raza Rumi bei einem Schussattentat ums Leben.
Zu einigen dieser Attentate bekannte sich die Taliban-Gruppe Tehreek-i-Taliban mit der Begründung, die negative Berichterstattung über sie zu bekämpfen.
Pakistan steht auf Platz 158 von 180 Ländern auf dem aktuellen
Pressefreiheitsranking von Reporter ohne Grenzen.