Nordkorea: Zwölf Jahre Arbeitslager für US-Journalistinnen

Nordkorea: Zwölf Jahre Arbeitslager für US-Journalistinnen

Reporter ohne Grenzen (ROG) ist schockiert über die Verurteilung der beiden
US-Journalistinnen Laura Ling und Euna Lee zu jeweils zwölf Jahren
Arbeitslager durch das oberste Gericht in Nordkorea. Nach einem fünftägigen
Prozess wurden die beiden Frauen nach Angaben der staatlichen
nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA “schwerer Verbrechen gegen die
koreanische Nation” sowie der “illegalen Einreise” für schuldig befunden.
Der Prozess dauerte vom 4. bis zum 8. Juni. Zwölf Jahre “Umerziehung durch
Arbeit” lautete der Richterspruch.

ROG verurteilt diese Entscheidung aufs Schärfste und fordert die sofortige
Freilassung der Journalistinnen.”Die Urteile sind noch viel strenger, als
wir jemals erwartet haben”, so ROG. “Die Behörden in Pjöngjang müssen diese
Entscheidung dringend aufheben und Ling und Lee erlauben, ihre Familien
wieder zu sehen”, fordert ROG. “Das Gerichtsverfahren war ein Scheinprozess.
Die Urteile dienen klar der Abschreckung und Einschüchterung anderer
Journalistinnen und Journalisten, die in der Grenzregion und Nordkorea
recherchieren möchten.”

Nach der aktuellen ROG-Rangliste zur Lage der Pressefreiheit weltweit ist
Nordkorea das Land mit den stärksten Repressionen gegen
Medienmitarbeiterinnen und -mitarbeitern in Asien. Es rangiert auf der Liste
noch hinter China auf Platz 172 von insgesamt 173 Staaten.


Nach ihrer Festnahme am 17. März 2009 durch nordkoreanische Grenzewachen
wurden Ling und Lee zunächst  “feindliche Aktivitäten” und “illegale
Grenzüberschreitung” vorgeworfen. Die beiden Journalistinnen, die für den in
Kalifornien ansässigen Internetfernsehsenders “Current TV” (current.com)
arbeiten, recherchierten in der nordkoreanisch-chinesischen Grenzregion zum
Handel mit nordkoreanischen Frauen.

Die Schwester von Laura Ling, Lisa Ling, sagte gegenüber ROG: “Ich sage mit
großer Sicherheit, dass die beiden, als sie den amerikanischen Boden
verließen, niemals vorhatten, die Grenze nach Nordkorea zu überqueren. Wenn
sie es in einem Moment doch getan haben sollten, dann tut uns das aufrichtig
leid, und wir wissen, dass es ihnen ebenso leid tun würde.”

Die iranisch-amerikanische Journalistin Roxana Saberi, die vor kurzem drei
Monate im Iran inhaftiert war, erklärte in einer Unterstützungsbotschaft:
“Laura und Euna, ich bete, dass ihr stark bleibt und wisst, dass weder eure
Familien noch ihr selbst alleine seid. Ich hoffe, dass ein Weg gefunden
wird, dass ihr sobald wie möglich zu euren Familien zurückkehren könnt.”