Julian Hessenthaler im Volkstheater

Julian Hessenthaler im Volkstheater

Julian Hessenthaler im Volkstheater

An drei Abenden konnte der Macher des Ibiza-Videos in der Roten Bar im Volkstheater seine Sicht der Dinge auf das Ibiza-Video und seinen Prozess geben. Am Donnerstag 20.04.23, fand der Abend in Kooperation mit dem gemeinnützigen Recherchezentrum CORRECTIV statt, die Hessenthaler in den letzten Monaten exklusiv begleitete.

Auch Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich- Präsident Fritz Hausjell konnte zu Beginn Worte sagen:

Ich habe vor 12 Jahren im Standard an den österreichischen Journalismus appelliert, wieder Einschleichjournalismus, also Under-Cover-Recherchen zu betreiben. Julian Hessenthaler hat es gemacht, hat es großartig gemacht! Seiner hervorragenden Kombination von Mut und Intellekt verdanken wir, dass diese Republik heute keinen Kanzler Kurz, keinen Innenminister Kickl und viele andere mehr aushalten muss. Der zerstörerische Kurs gegen den Journalismus geht gleichwohl weiter. Ich kann Ihnen als Präsident von Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich vorerst keine beruhigende Nachricht bieten.

Um so mehr bitte ich Sie, engagieren Sie sich für kräftigeren Journalismus – und mehr Unabhängigkeit sowie für die Rehabilitation von Julian Hessenthaler.

Mein herzliches Danke bei der Gelegenheit noch an das Volkstheater unter Kay Voges und an Correctiv für diese Initiative.

Ich weiß, dies wird ein erkenntnisreicher Abend!

In der Tat war es ein sehr erkenntnisreicher Abend, der am Ende vielleicht doch noch mehr Fragen aufgeworfen hat, als man geglaubt hatte. Julian Hessenthaler erzählt unaufgeregt, kritisiert, aber bleibt sachlich und reflektiert. Auch selbstreflektiert, es tut ihm leid, dass nicht nur er selbst mit diesem Video unangenehme Konsequenzen erlitten hatte, so wurde auch gegen einige Bekannte, die nur indirekt und/oder ohne genaues Wissen in diese Sache verstrickt wurden Repressalien ergriffen.

Julian Hessenthaler zeigt in seinen Ausführungen auf, lief der spätere Drogenprozess gegen ihn in seinen Augen von Beginn an unfair ab. Neben der übertrieben langen U-Haft von 23 Monaten, nannte er die vielen verschiedenen angeblichen Übergabeorte der Drogen als Begründung für die Prozessverlägung nach St. Pölten als “cherry picking”. Da es weder forensische Beweise noch belastendes Film-Foto- und Tonmaterial gab, wurde das Urteil einzig auf die beiden Hauptbelastungszeugen begründet, die in den Augen vieler nicht besonders glaubwürdig waren. Er nennt das Justizsystem in Österreich rückständig. Es herrsche viel zu oft der Eindruck, dass Richter, Staatsanwalt und Ermittler ein zu gut eingespieltes Team sind, das sich “die Bälle zuspielen würden”, wie auch einige SMS vermuten lassen können. Ungereimtheiten werden dagegen besser nicht hinterfragt.

Dennoch glaubt Julian Hessenthaler daran, dass Politik und Justiz nicht per se korrupt sein müssen und er ist sich seiner Rolle als Ibizia-Aufdecker, der eine Regierung zu Fall gebracht hat und den weiteren Folgen, die das Video ausgelöst hat, durchaus bewusst. Und er will diese tragende Rolle nutzen. Er hat sich eingelesen, viel mitbekommen und er spricht deutlich aus, dass er weiß, dass noch nicht Alles aufgedeckt wurde und daher wird er sich, sofern er die Gelegenheit dazu bekommt, in Zukunft auch weiterhin äußern.