Reporter ohne Grenzen (ROG) ist bestürzt über den Tod des Journalisten Hassan Al-Wadhaf. Der Kameramann erlag am 24. September 2011 in einem Krankenhaus der jemenitischen Hauptstadt Sanaa seinen Schussverletzungen am Kopf. Al-Wadhaf war am 18. September von Schüssen getroffen worden, als er eine Anti-Regierungsdemonstration in Sanaa verfolgte. Heckenschützen auf Dächern hatten Augenzeugen zufolge wahllos in die Menge gefeuert. Zugehörigkeit und Identität der Täter sind unbekannt. Mindestens 26 weitere Personen wurden an diesem Tag getötet. Sicherheitskräfte waren unterstützt von Milizen gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen.
Al-Wadhaf arbeitete unter anderem für den US-finanzierten arabisch-sprachigen Satelliten-Fernsehsender „Al-Hurra”. Der Kameramann ist bereits der dritte Reporter, der seit Beginn der Proteste Anfang Februar im Jemen getötet wurde. Am 18. März waren Jamal Al-Scharabi, Fotojournalist bei der unabhängigen Wochenzeitung „Al-Masdar”, sowie Mohammed Jahia Al-Malajia, Korrespondent der Zeitung „Al-Salam”, bei Demonstrationen in Sanaa in die Schusslinie geraten und getötet worden.
Angesichts der weiter andauernden Gewalt in dem vorderasiatischen Land appelliert ROG an den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen, einen Sonderberichterstatter in den Jemen zu schicken. Die Menschenrechtsverletzungen gegen Medienschaffende und andere Zivilisten müssten dringend untersucht werden, so ROG.
Insbesondere seit der Rückkehr von Präsident Ali Abdallah Saleh aus Saudi-Arabien am 23. September haben Repressionen gegen Medienschaffende und Zensur wieder merklich zugenommen: Ein Mitarbeiter einer Nachrichtenagentur entkam nur knapp einem Mordattentat durch einen Scharfschützen. Ein Fernsehjournalist wurde von einer Kugel getroffen und verletzt, als er von einem Versammlungsort von Oppositionellen kam. Zudem gerieten die Häuser von zwei Journalisten unter Beschuss. Auch auf den Sitz der Journalistengewerkschaft wurden gezielt Schüsse abgefeuert. Darüber hinaus wurde am 25. September die unabhängige Nachrichtenseite „Jemen-Nation” gesperrt.