Jahresbilanz der Pressefreiheit 2019

Jahresbilanz der Pressefreiheit 2019

Jahresbilanz der Pressefreiheit 2019

389 Medienschaffende sitzen zur Zeit aufgrund ihrer Tätigkeit im Gefängnis, das zeigt die Jahresbilanz der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen. 57 Journalistinnen und Journalisten waren zum Jahresende weltweit entführt, die meisten in Syrien, im Jemen und im Irak. 49 Medienschaffende wurden im vergangenen Jahr getötet – der größte Teil (59 Prozent) nicht etwa in Kriegsgebieten sondern in Ländern ohne bewaffneten Konflikt.

„Kritische Berichterstattung ist und bleibt lebensgefährlich, auch in traditionellen Demokratien“, sagt Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich. “Medienschaffende wurden öffentlichkeitswirksam zu den Feinden der Gesellschaft erklärt, zu Lügnern und zu Manipulatoren” – auch in Österreich. “Die ermordeten Medienschaffenden sind Ausdruck einer generellen Feindseligkeit gegenüber Journalisten, der unbedingt entgegengewirkt werden muss”, so Möhring.

Die Hälfte der derzeit inhaftierten Journalisten sitzt in Gefängnissen in nur drei Ländern: China, Ägypten und Saudi-Arabien. “Die Bilanz gibt Anlass, verstärkt auf die Implementierung von Informationsfreiheit und Menschenrechten in diesen Ländern zu pochen”, so Rubina Möhring.

Die gefährlichsten Länder für Medienschaffende waren 2019 Syrien, Mexiko, Afghanistan, Pakistan und Somalia. Alle 49 Medienarbeiter, die dieses Jahr getötet wurden, starben in ihren Heimatländern. In manchen Kriegsländern wurden deutlich weniger Medienschaffende getötet als in den Vorjahren: weil viele Journalistinnen und Journalisten dort ihr Verhalten an die Gefahren angepasst haben, sich verstärkt schützen und Risiken wie belebte Plätze zunehmend meiden. Andere haben ihre journalistische Arbeit wegen der großen Gefahren aufgegeben.

„Beinahe wöchentlich wurde 2019 ein Journalist oder eine Journalistin auf der Welt ermordet“, sagt Rubina Möhring. Dies führe zur Einschüchterung anderer und zum Verstummen kritischer Stimmen. „Das einzige Ziel der Reporter ohne Grenzen Jahresbilanz muss deshalb die schwarze Null sein. Kein Journalist darf im Informationszeitalter wegen seiner Veröffentlichungen sterben müssen“, so Rubina Möhring.


Die Zahl der Todesfälle in Ländern ohne bewaffnete Konflikte ist in etwa gleichbleibend. So wurden in Mexiko zwischen 1. Januar und 1. Dezember 2019 so viele Medienschaffende getötet wie im gesamten Jahr 2018, während in Syrien, Irak, Jemen und Afghanistan deutlich weniger Journalistinnen und Journalisten starben. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ging die Zahl der Getöteten deutlich zurück, sowohl die der Medienschaffenden insgesamt (um 39 Prozent von 80 auf 49) als auch die in den einzelnen Kategorien: die Anzahl der getöteten professionellen JournalistInnen sank von 66 auf 36, die der BürgerjournalistInnen von 13 auf 10 und die der MedienmitarbeiterInnen von 5 auf 3.

Erstmals wurde keine Person bei einem Auslandseinsatz getötet, alle Medienschaffenden starben in ihrem eigenen Land. Der Anteil der Journalistinnen und Journalisten, die gezielt ermordet wurden, erhöhte sich von 61 auf 63 Prozent. Diese Morde ereigneten sich vor allem in Ländern ohne bewaffnete Konflikte wie etwa Mexiko, den Philippinen oder Honduras.

Die Zahl der inhaftierten Journalistinnen und Journalisten wächst weiter, heuer sind es mit 389 um zwölf Prozent mehr als zum Stichtag im Vorjahr. 2018 war die Zahl bereits um 7 Prozent gestiegen. Nur die Zahl der inhaftierten Bürgerjournalistinnen und -journalisten ist gefallen. Der Anteil von Frauen unter den inhaftierten Medienschaffenden bleibt mit 8 Prozent unverändert.


In der Jahresbilanz der Pressefreiheit dokumentiert Reporter ohne Grenzen die Zahlen der schwersten Übergriffe auf Medienschaffende weltweit im zu Ende gehenden Jahr. Das betrifft neben professionellen Journalistinnen und Journalisten auch Fälle von Medienmitarbeitenden wie Kamerafrauen oder Tontechnikern sowie von Bürgerjournalistinnen und -journalisten, die gerade in Ländern mit autoritären Regimen und in Kriegsländern eine immer wichtigere Rolle bei der Recherche und Verbreitung politisch relevanter Nachrichten und Informationen spielen. Die verschiedenen Kategorien von Medienschaffenden werden, soweit möglich, separat aufgeschlüsselt, um die Vergleichbarkeit mit früheren Jahresbilanzen der Pressefreiheit zu gewährleisten.

 

Alle Unterlagen zum Download:

Jahresbilanz_der_Pressefreiheit_2019_PDF_Deutsch

Annual_Round_up_RSF_2019_PDF_Englisch

 

Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung unter +43 664 254 68 47 oder an info@rog.at.