Indien: Totale Zensur in der Region Kaschmir

Indien: Totale Zensur in der Region Kaschmir

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Die Bevölkerung im indischen Teil der Region Kaschmir (Bundesstaat Jammu und Kashmir) kann seit dem 9.Februar weder auf Zeitungen, noch Fernsehen oder Internet zugreifen. Der Grund: die indische Regierung hat seit dem Wiederaufflammen der politischen Konflikte nach der Exekution des militanten Separatisten Mohammad Afzal Guru in Neu-Delhi ein totales Informationsverbot verhängt.

Afzal Guru war Mitglied der in Pakistan befindlichen Separatistengruppierung Jaisch -e- Mohammad und befand sich wegen seiner Beteiligung an einem Anschlag auf das indische Parlament im Dezember 2001 in Haft. Er wurde am 9. Februar hingerichtet. Aus Angst vor Protesten verhängte die indische Regierung ein weitläufges Nachrichtenverbot auf unbestimmte Zeit.


„Wir fordern eine sofortige Aufhebung der Zensur. Der Kommunikationsfluss muss mit sofortiger Wirkung wiederhergestellt werden. Die indische Regierung isoliert und diskriminiert mit solchen Methoden eine ganze Bevölkerungsgruppe. Die Menschen haben ein Recht auf Information”, so Reporter ohne Grenzen (ROG).

Die einzig noch funktionierende Internetverbindung in der Region läuft über den staatlichen Provider Bharat Sanchar Nigam Limited (BSNL) und wird ausschließlich von den Behörden genutzt.

Zeitungen durften ohne Vorwarnung ab dem 10. Februar nicht mehr erscheinen. „The Greater Kashmir”, eines der größten Blätter in der Gegend, schaffte es noch, einen Text auf seiner Webseite zu veröffentlichen, in dem von einem „inoffiziellen Regierungsbefehl” die Rede war.

Schowkat Ahmad, Redakteur der Zeitung „Kashmir Reader” erzählte, dass Beamte die letzte Auflage am Abend des 9.Februar im Redaktionsbüro in der Stadt Srinagar konfisziert hätten.Seitdem hätte keine Zeitung in der Region mehr gedruckt werden dürfen, Druckereien würden ebenfalls überwacht.

Zwar funktionieren in einigen Gegenden zumindest bis zum 10.Februar einige TV – Kanäle weiterhin, die privaten Sender wurden jedoch verpflichtet, die Nachrichten aus dem Programm zu nehmen.

Nach Angaben des Ministers für ländliche Entwicklung, Ali Mohammad Sagar in der Zeitung „The Tribune” vom 10.Februar würden die Zensurmaßnahmen so lange fortgeführt, bis wieder Ruhe in die Region eingekehrt sei.

Bereits zum dritten Mal in fünf Jahren hat die indische Regierung lokale Nachrichtenmedien mit einem Informationsverbot verhängt. Auch das mobile Internet wurde bereits mehrmals gesperrt, um Proteste aufzulösen oder ihnen vorzubeugen. Am Tag der Republik, dem 26. Januar, sowie am Unabhängigkeitstag dem 15.August wird regelmäßig das Telekommunikationsnetz gesperrt.

Indien steht auf Platz 140 von 179 Ländern auf dem Index von Reporter ohne Grenzen