Gratulation an Ari-Rath-Preisträgerin Irene Brickner!

Gratulation an Ari-Rath-Preisträgerin Irene Brickner!

Gratulation an Ari-Rath-Preisträgerin Irene Brickner!

Die STANDARD-Redakteurin Irene Brickner hat den heurigen Ari-Rath-Preis für kritischen Journalismus erhalten. Irene Brickner ist seit dem Jahr 2000 Redakteurin und Kommentatorin im Chronik-Ressort des STANDARD, inzwischen zudem Chefin vom Dienst der Tageszeitung. Zuvor arbeitete sie unter anderem bei der Tageszeitung “Neue AZ”, bei den “Niederösterreichischen Nachrichten” und dem ORF. Für “Profil” und “Falter” war sie als freie Mitarbeiterin tätig. Brickner kommentiert Menschenrechtsthemen und behandelt vorwiegend Asyl- und Fremdenrechtsfragen, Gleichstellungspolitik und Umweltthemen.

Rubina Möhring, die Präsidentin von “Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich”, würdigte in ihrer Laudatio Brickners “präzise Wahrnehmung und schnörkellose Beschreibung von Vergehen gegen Humanität und Menschenrechte”.

Die Laudatio ist hier im vollen Wortlaut nachzulesen: 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,

ganz besonders – auch wenn dies nun ein wenig pathetisch klingen mag, geliebtes, geachtetes Kreisky-Forum-Team.

Ich bedanke mich sehr, dass ich im Namen des Ari Rath Preises, dessen Jurymitglied ich bin, in diesem Jahr die Laudatio auf die diesjährige Preisträgerin für kritischen Journalismus, für die langjährige STANDARD-Redakteurin Irene Brickner, halten darf.

Wann immer Irene Brickner aus einem längeren Urlaub zurückkehrt, ist es unglaublich erfrischend, wieder ihre Kommentare lesen zu können.

So auch am 31.  August dieses Jahres. Ich zitiere:

„Wien hat das beschämende Nichtstun Österreichs angesichts des Elends auf den griechischen Inseln unterbrochen und sich dazu bereit erklärt, 100 Kinderflüchtlinge aus dem Camp Moria aufzunehmen. Das ist ein verdienstvoller und richtiger Landtags-Beschluss. Und doch erscheint er zahnlos, kaum dass er gefasst wurde.“ Zitat Ende.

Warum zahnlos: Weil sich die derzeitige Türkis-grüne Regierung dagegenstemmt.

Leider. In den USA wird übrigens Österreich dank der in der Regierung dominierenden neuen ÖVP politisch bereits der Kategorie „far right“ zugeordnet.

Dieses Österreich verkörpert Irene Brickner sicherlich nicht. Ganz im Gegenteil.  –

Wie jedoch ist es möglich, Irene Brickner selbst in all ihren Facetten einzufangen? Das ist alles andere als ein leichtes Unterfangen.

 

Ich starte einfach mit dem schlichten Versuch, Irene Brickners Persönlichkeit in einem Ein-Personen-Rap einzufangen.  Also Frage von Rubina Möhring, Antwort an Rubina Möhring.

 

Frage 1:           Was lässt bei Irene Brickner bei einer ersten Begegnung aufhorchen?

Antwort 1:       Ihre wunderbar tiefe Stimme. Lesen kann man diese allerdings nicht.

Irene Brickner ist eine vornehmlich schreibende Journalistin.

 

Frage 2:           Was zeichnet die Journalistin Irene Brickner primär aus?

Antwort 2:       Ihre präzise Wahrnehmung und schnörkellose Beschreibung von Vergehen gegen Humanität und Menschenrechte. Dies seit Jahrzehnten. Es ist immer ein Vergnügen, wenn sie nach einem Urlaub wieder in die Tasten ihres PCs greift, um im STANDARD einen Menschenrechts-Kommentar zu schreiben. 

Frage 3:           Was zeichnet Irene Brickner als Person aus?

Antwort 3:       Die für sie charakteristische Zurückhaltung und Bescheidenheit.

Und ihr Mut, ihr Leben so zu gestalten, wie sie allein es für sich für richtig hält.

 

Irene Brickner wurde 1960 geboren. Ihr Vater, Jahrgang 1914, entstammte einer jüdischen Familie und konnte 1939 noch in das Vereinigte Königreich Großbritannien fliehen. Aufgrund dieser persönlichen Familiengeschichte sind und waren auch Fragen des Asyls sowie die nicht selten fragwürdige Behandlung von Asylwerbern im heutigen Österreich und ihr eigener Einsatz für diese einsamen, allein gelassenen und geschundenen  Menschen – Kinder, Frauen, Männer –  seit je ein überaus wichtiges Anliegen. Nach dem Kriegsende 1945 kehrte Irene Brickners Vater nach Österreich zurück, lernte eine vorurteilslose Katholikin kennen und lieben – und heiratete diese: Irene Brickners Mutter. Irene Brickner selbst beschreibt ihre Familie als eine dogmatisch linke und in Sachen Religionszugehörigkeit säkulare Familie. Zur Schule ging sie in das französische Lycée Francais in Wien.  Anschließend studierte sie Soziologie und Politikwissenschaften.

Wenn jemand eine Ochsentour in Sachen Journalismus hinter sich gebracht hat, dann ist es Irene Brickner. Unbeirrt durchlief sie diverse Redaktionen in Deutschland und Österreich.

Dabei lernte, lernte und lernte sie Journalismus aus den verschiedensten Perspektiven. Irene Brickner durchlief so eine außerordentlich vielfältige, nicht immer leichte, aber ausgezeichnete Schule.

2005 wurde Irene Brickner als Redaktionsmitglied der Tageszeitung DER STANDARD angestellt. Dies, obwohl auch in dieser Redaktion, wie sie mir sagte, von manchen maßgeblichen Vorgesetzten Flüchtlingsfragen als „Orchideenthemen“ eingeordnet wurden. Letztlich behielt Irene Brickner mit ihrer Priorität für Flüchtlings- und Asylfragen Recht: Menschenrechte sind eben doch keine Orchideenthemen. Im Gegenteil. Bravo!

Nicht nur beruflich, auch privat geht Irene Brickner klar und entschieden ihren eigenen Weg. Das ist auch für jene, die sie nicht näher kennen, angesichts ihrer beruflichen Unbeirrbarkeit total folgerichtig und nicht minder beeindruckend.

Irene Brickner ist gemeinsam mit ihrer langjährigen Partnerin Jutta, einer promovierten Psychoanalytikerin, Elternpaar eines Kindes, das am 19. November den 10. Geburtstag feiert. Dieses wächst inzwischen bei Irene Brickner und ihrer Lebenspartnerin in einem verlässlichen Zuhause auf. Dass dies möglich war, war alles andere als ein Kinderspiel. Aber: Irene und ihre Partnerin haben es geschafft. Ein Segen.

 

Themenwechsel.

Nicht minder wohltuend ist ihre jüngste Conclusio zu dem zum Teil erschreckenden, internationalen Corona-Impfungs-Wettlauf. Zitat Irene Brickner: „Was die Politik jetzt braucht, ist ein Impfankündigungsmoratorium. Schweigen, bis die Vakzinetests abgeschlossen sind und eingeschätzt werden kann, wie es weitergeht: Das wäre fair und politische Kommunikation auf Augenhöhe. (Irene Brickner, in DER STANDARD, 03. 09. 2020)  Wie Recht Irene Brickner auch in dieser Hinsicht hat. Nochmals gesagt, es ist ein Genuss, ihre klaren Worte, ihre unmissverständlichen Kommentare zu lesen. Wer sonst als sie sollte in diesem Jahr mit dem Ari Rath Preis für kritischen Journalismus ausgezeichnet werden.

 

Zur Flüchtlingsaufnahme in Wien hier das Zitat ihrer eigenen abschließenden Worte: „Man wird hierzulande mit großer Wahrscheinlichkeit auch weiterhin tatenlos der Verelendung an der EU-Außengrenze zusehen.“ Dem ist derzeit leider nichts hinzuzufügen. Um so wichtiger ist es für uns Alle, von Journalistinnen wie Irene Brickner ständig zu Wachsamkeit aufgerufen zu werden, und auch dank ihr selbst wachsam zu bleiben.  All mein Dank also an Irene Brickner.

 

Kleiner Nachsatz: Mit Irene Brickner ein Interview zu führen, ist übrigens ein besonderes Vergnügen. Wir hatten uns im Erdgeschoss der STANDARD-Redaktion in einer der komfortablen Gesprächsnischen getroffen.  Ich war mit meiner Bällchen-fixierten Hündin gekommen, die unser Gespräch sehr langweilig fand und Abwechslung suchte. Fazit: Irene und ich lagen während des Interviews weitgehend bäuchlings auf dem Boden, um jeweils den Ball unter den Sitzbänken herauszufischen. Unsere gegenseitige Sympathie hat dies vertieft, der Qualität des Gespräches nicht im Geringsten geschadet. Im Gegenteil. Auch das ist Irene Brickner.

Das Gespräch fand übrigens noch in der Vor-Corona-Zeit statt. Als Vorbereitung für den ursprünglich für 12. März geplanten Ari Rath Preis Termin. Inzwischen sind auch diese STANDARD-Gesprächsnischen Corona-bedingt öd und verlassen. Aber: Die Erinnerung an unser vergnügliches Gespräch lebt, als wäre es gestern gewesen.

Dir liebe Irene, alles Gute.