Expo in Shanghai: Reporter ohne Grenzen eröffnet Online-Pavillon “Garten der Freiheit”

Expo in Shanghai: Reporter ohne Grenzen eröffnet Online-Pavillon “Garten der Freiheit”

Vor Beginn der Expo in Shanghai am 1. Mai hat Reporter ohne Grenzen (ROG)
einen virtuellen “Garten der Freiheit” eröffnet. Der Online-Expo-Pavillon
ist dem Menschenrecht auf Meinungsfreiheit gewidmet und kann über die
Website http://en.rsf.org/shanghai_en.html betreten werden. Besucher können
von dort aus verschiedene Unterpavillons mit Informationen zum Thema
staatliche Zensur und Verfolgung anklicken und sich an
Unterschriftenaktionen beteiligen.

Aus Sicht von ROG ist das Motto der Weltausstellung “Bessere Stadt, besseres
Leben” angesichts der massiven Zensur und der großen Zahl von inhaftierten
Menschenrechtsaktivisten in der Volksrepublik nicht angebracht. “Der Slogan
der Shanghaier Weltausstellung ist bedeutungslos, wenn eine Regierung die
Meinungsfreiheit seiner Bürger so stark einschränkt. ‚Stadt unter
Bewachung – Leben unter Überwachung’ wäre ein besserer Slogan für die Expo”,
schlägt ROG vor.

“Einige Dutzend Shanghaier Menschenrechtsaktivisten sind derzeit unter
strenger Polizeiüberwachung. Sie sollen an Treffen mit ausländischen
Journalisten gehindert werden”, so ROG. Der “Garten der Freiheit” sei der
einzige Platz auf der Expo, wo Besucher Realitäten entdecken können, die
chinesische Behörden vertuschen möchten.


Im “Garten der Freiheit” gelangen Internetnutzer unter anderem zu einem
“Pavillon der Cyber-Polizei” mit Informationen zur Online-Zensur, einer
“Bank der politischen Häftlinge”, wo Petitionen für die Freilassung der
Journalisten und Blogger Liu Xiaobo, Hu Jia und Shi Tao unterzeichnet werden
können oder zum “Tibet-Pavillon”, wo auf das Schicksal der tibetischen
Dissidenten aufmerksam gemacht wird. Den Internet-Parcours der Freiheit gibt
es in einer englischen, französischen und chinesischen Fassung.

ROG übt auch massive Kritik an der internationalen Dachorganisation für die
Weltausstellungen, dem “Bureau International des Expositions” (BIE) mit Sitz
in Paris: “Das Schweigen der BIE zu Menschenrechtsverstößen in China ist
unerträglich. Warum fordert der Präsident der Organisation, Jean-Pierre
Lafon, nicht die chinesischen Behörden auf, während der Expo mehr Toleranz
zu zeigen? In einem Brief appellierte ROG an Lafon, aus Anlass der
Weltausstellung die Internetzensur aufzuheben und Dissidenten frei zu
lassen. Bisher blieb das Schreiben unbeantwortet.

Zwei ROG-Vertretern, darunter Generalsekretär Jean-François Julliard, wurden
Visa zum Besuch Shanghais verweigert. “Die Behörden in Peking haben uns
angewiesen, ihre Visaanträge abzulehnen”, erklärte ein Vertreter der
chinesischen Botschaft in Paris.