In der nigerianischen Metropole Lagos begleitete ein Team des Senders TVC Polizeikräfte, die öffentliche Einrichtungen schlossen, als es plötzlich von Mitgliedern einer Kirche angegriffen wurde. In Äthiopien wurden zwei ausländische Journalisten (Tom Gardner, der für The Economist und The Guardian schreibt, sowie Robbie Corey-Boulet von AFP) von einem Internet-Troll mit gut 30.000 Followern bezichtigt, mit dem Virus infiziert zu sein.
Neben diesen Fällen von Einschüchterung und körperlicher Gewalt gab es auch Zensurversuche. Die Behörden in Nigeria und Liberia haben den Zugang zum Büro des Präsidenten auf eine Handvoll Medien beschränkt, die fast alle unter der Kontrolle der jeweiligen Regierung stehen oder ihr nahe stehen. In Kamerun stellen die Behörden mehreren populären regierungskritischen Medien keine Informationen zur Verfügung. In Madagaskar wurden Radiosendungen untersagt, in denen Höherinnen und Hörer ihre Meinung über den Umgang der Regierung mit der Pandemie sagen konnten.
Auch die Zahl der Fälle von Einschüchterung mit juristischen Mitteln hat zugenommen. In der Elfenbeinküste müssen zwei Journalisten umgerechnet jeweils rund 7.620 Euro Strafe für das Verbreiten von „Falschnachrichten“ zahlen. Sie hatten berichtet, dass es im größten Gefängnis von Abidjan zwei Corona-Fälle gebe; die Behörden streiten das ab. Südafrika hat als Reaktion auf die Corona-Krise ein Gesetz erlassen, das für die Verbreitung von „Falschnachrichten“ bis zu sechs Monate Gefängnis vorsieht. In Mali wurden ein Reporter der Zeitung L’Indépendant wegen eines Berichts über die Pandemie vorübergehend festgenommen, in der Demokratischen Republik Kongo erging es einer Crew von DRTV ebenso.