Reporter ohne Grenzen (RSF) verurteilt die mehrstündige Inhaftierung von Lina Attalah, der Mitbegründerin und Chefredakteurin der Online-Zeitung Mada Masr, in Kairo aufs Schärfste. „Es handelt sich hier um das jüngste Beispiel für die politische Schikane, der diese Zeitung und ihre Mitarbeiter durch die Regierung schon seit Längerem ausgesetzt sind,“ sagt Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich zu den Ereignissen vom vergangenen Wochenende.
Mada Masr ist eine der letzten Bastionen des unabhängigen Journalismus in Ägypten. Die Verhaftung von Lina Attalah am 17. Mai hat nicht nur deshalb einen symbolischen Charakter. Attalah wurde vor dem Tora Gefängnis in einem Vorort Kairos just in dem Moment verhaftet, als sie die Mutter eines bekannten Insassen interviewte, des bekannten Journalisten Alaa Abdel Fattah. Nachdem sie Attalah festgenommen hatten, beschlagnahmten die Polizisten ihr Handy und brachten sie zu einer Polizeistation, wo sie verhört und erst nach mehreren Stunden freigelassen wurde.
Die Drangsalierung von Mada Masr und seinen MitarbeiterInnen durch die Regierung erreichte 2017 mit der Blockade des Zugangs zur Website in Ägypten einen Höhepunkt, das wirtschaftliche Überleben des Mediums wird dadurch deutlich erschwert. Vergangenen November durchsuchte die Polizei die Redaktionsräume der Zeitung und verhaftete vorübergehend vier ihrer JournalistInnen, darunter auch Attalah. Kurz zuvor hatte sie einen investigativen Bericht über den ältesten Sohn von Präsident Abdel Fattah el-Sisi veröffentlicht.
„Dies ist ein wiederholter und massiver Einschüchterungsversuch des letzten regierungskritischen und unabhängigen Mediums in Ägypten,“ sagt Rubina Möhring von Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich. „Das Vorgehen gegen Attalah gliedert sich ein in eine Reihe von Inhaftierungen und menschenunwürdigen Übergriffen, die dem Machterhalt des derzeitigen ägyptischen Regimes dienen,“ so Rubina Möhring.
Attalah war nach Moataz Wednan, Mostafa Al-Aasar, Haitham Hasan Mahgoub und Sameh Hanin die fünfte Journalistin, die in weniger als zehn Tagen festgenommen wurde. Attalah ist die einzige, die wieder freigelassen wurde.
Ägypten belegt in der Rangliste der Pressefreiheit 2020 von RSF Platz 166 von 180 Ländern.