Türkei: 14 Journalisten verletzt seit Beginn der Proteste/ Twitter – Nutzer festgenommen

Türkei: 14 Journalisten verletzt seit Beginn der Proteste/ Twitter – Nutzer festgenommen

arton44718-d5f07.jpgIn der Türkei sind nach Angaben von Reporter ohne Grenzen (ROG) bereits mindestens 14 Journalisten verletzt worden seit Beginn der Proteste rund um die gewaltsame Auflösung der Demonstration gegen große Bauvorhaben auf dem Gelände des Gezi-Parks am Taksim-Platz in Istanbul. Mehr als 1700 Menschen gelten insgesamt bereits als verletzt, zum Teil durch den massiven Einsatz von Tränengas, Gewalt und Wasserwerfern seitens der Regierung.

“Zwei Menschen sind in den Protesten, die sich zu einer Anti-Regierungsbewegung ausgewachsen haben, ums Leben gekommen. Wir verurteilen die Gewalt zutiefst, die von den Polizeikräften auf die protestierende Bevölkerung und Journalisten ausgeht”, so ROG.


Gemeinsam mit der türkischen Journalistenvereinigung und anderen Organisationen fordert Reporter ohne Grenzen mehr Schutz für Journalisten und eine faire Behandlung der Zivilbevölkerung in der Türkei. Während der Proteste wurden Journalisten mit Wasserwerfern und Tränengas angegriffen – wie auch der Rest der Demonstranten.

Der Fotojournalist Osman Orsal (Nachrichtendienst „Reuters”) wurde am vergangenen Freitag von einer Tränengas-Granate in der Nähe des französischen Konsulates im Bezirk Beyoglu schwer verletzt. Am späteren Abend des gleichen Tags wurde ein Fotograf der türkischen Zeitung „Hürriyet” , Selcuk Samiloglu, von einem Gummigeschoss verletzt. Beide befinden sich außer Lebensgefahr. Ebenfalls verletzt durch Tränengas, Kugeln oder Wasserwerfer wurden die Journalisten Ismail Afacan (Zeitung “Günlük Evrensel”), Onur Emre (Zeitung “Sol”), sein Kollege Fatos Kalacay, Mesut Ciftci (private TV-Station “ATV”) und sein Kameramann Ismail Velioglu, sowie Olgu Kundakci (Zeitung “Birgün”) und Ahmet Sik (keine Angabe).

Journalisten zusammengeschlagen

Zusammengeschlagen von Polizeikräften wurden Ugur Can (Nachrichtenagentur „Dogan”) und Tugba Tekerek (Tageszeitung „Taraf”). Letzterer berichtete auch, heftig beschimpft worden zu sein.

Ein weiterer Journalist, Erhan Karadag vom privaten Fernsehsender “Kanal D” wurde in der Stadt Ankara am Samstag von der Polizei verhört, weil er als Unterstützer der Demonstranten tätig gewesen war. Laut seinem Anwalt hatte er den Demonstranten Milch gebracht, die sie als Schutz vor Tränengas verwenden konnten. Karadag wurde am darauffolgenden Tag aus der Haft entlassen.

Kritik an großen Medienhäusern

Insbesondere die türkischen Medieninstitutionen stehen aber in der Kritik der Demonstranten auf dem Taksim Platz. So haben führende Nachrichtenkanäle bisher nicht über die Proteste berichtet. Viele Künstler und Intellektuelle kritisieren seit Beginn der Proteste das Verhalten der großen Medienhäuser. Einige der wichtigsten Tageszeitungen und TV-Sender zeigten stattdessen eine Rede von Ministerpräsident Tayip Erdogan, in der er die oppositionelle Republikanische Volkspartei (CHP) beschuldigt, sie benutze die Proteste für politische Zwecke.

Während die großen Medien schweigen, hat sich die Protestbewegung hauptsächlich über soziale Medien wie Twitter organisiert. Nach Berichten des Nachrichtenmagazins “Spiegel” hat die Polizei mittlerweile mehr als 25 Twitter – Nutzer wegen „irreführender Informationen” festgenommen.