Spanien: Konservative Regierung macht Kontrolle über staatlichen Rundfunk geltend

Spanien: Konservative Regierung macht Kontrolle über staatlichen Rundfunk geltend

Reporter ohne Grenzen ist darüber besorgt, dass mehrere als regierungskritisch (Popular Party, PP) geltende Journalisten vom staatlichen Fernsehsender RTVE, der aus je fünf TV und Radio Stationen besteht, entfernt wurden. Damit bestärken sich Befürchtungen, dass die politische Kontrolle zunehmen könnte, nachdem die Methode der Vorstandsbesetzung bei RTVE im April diesen Jahres verändert wurde. Staatliche Medien würden somit zu einem politischen Schlachtfeld, zulasten der Öffentlichkeit, die eine ausgewogene Berichterstattung verdient.

Ana Pastor, eine bekannte TV Moderatorin mit einem quotenstarken Morgenprogramm, wurde am 4. August entlassen. Laut Aussage des Senders lehnte sie es ab, zu einem Abendformat zu wechseln. Sie selbst twitterte, dass sie aufgrund der Ausübung ihrer journalistischen Arbeit entlassen wurde. Pastor ist unter anderem bekannt für ihre kompromisslosen Interviews.


Pastor ist nur ein Fall von vielen personellen Rochaden. Zunächst wurden einige Senior Management Positionen geräumt, gefolgt vom Weggang Alicia Montanos, der Direktorin von “Informe Semanal”, einem Format für aktuelles Zeitgeschehen, sowie dem “Canal 24 Horas” Journalisten Xabier Fortes. Auch der Chef der News Abteilung bei TVE, Fran Llorente, wurde entgegen den Protesten von 70% der Belegschaft, im Juni durch Julio Somoano ersetzt.

All diese Veränderungen fanden statt, nachdem Leopoldo Gonzales-Echenique im Juni zum Vorsitzender bei RTVE gewählt wurde. Basis dafür war eine veränderte Abstimmungsmethode. Ursprünglich war eine Zweidrittelmehrheit der Parlamentsmitglieder nötig, um den Vorsitzenden zu bestimmen. Nun reicht eine einfache Mehrheit. Dies erlaubt der PP (Popoular Party) eine Menge Spielraum. Die Regierung erklärt, dass die Änderungen notwendig waren. Aufgrund von Uneinigkeiten zwischen der PP und ihrem Hauptrivalen, der Spanischen Sozialistischen Arbeiter Partei (PSOE), wäre RTVE angesichts der ständigen Rotationen ihrer Vorsitzender nicht mehr handlungsfähig gewesen.

Reporter ohne Grenzen erklärt, dass die staatlichen Sender nachhaltig funktionieren und dabei die Unabhängigkeit von der Regierung garantieren müssen.