Sotloff-Mord muss Weckruf für besseren Schutz von Journalisten in Syrien und Irak sein

Sotloff-Mord muss Weckruf für besseren Schutz von Journalisten in Syrien und Irak sein

Reporter ohne Grenzen (ROG) ist bestürzt über die mutmaßliche Ermordung des US-Journalisten Steven Sotloff durch Extremisten der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS).
„Der zur Schau gestellte Mord an Steven Sotloff ist ein abscheuliches Kriegsverbrechen und muss vor einem internationalen Gericht bestraft werden”, sagte ROG-Österreich Präsidentin Rubina Möhring. „Diese Tat erinnert auf schockierende Weise daran, welchen Gefahren auch ausländische, aber vor allem einheimische Journalisten in Syrien und im Irak durch ihre Arbeit tagtäglich ausgesetzt sind. Die Morde an James Foley und Steven Sotloff sollten ein Weckruf an die Staatengemeinschaft sein, endlich mehr zum Schutz von Journalisten in Kriegsgebieten zu tun. Zugleich müssen die Kriegsparteien endlich alle entführten oder wegen ihrer Arbeit inhaftierten Journalisten freilassen.”

In einem am Montag von der Gruppe veröffentlichten Video wird die Enthauptung Sotloffs gezeigt, der im August 2013 im Norden Syriens entführt wurde. Sotloff arbeitete als freier Journalist für US-Publikationen wie Time, Christian Science Monitor, Foreign Policy and World Affairs. Das Video von seiner Ermordung wurde genau zwei Wochen nach einem ähnlichen Video veröffentlicht, auf dem die IS-Extremisten die Enthauptung des im November 2012 in Syrien entführten US-Journalisten James Foley gezeigt hatten. In beiden Fällen wurden die Morde mit politischen Forderungen an die US-Regierung verbunden.
Im Norden Syriens ist der IS – seinerzeit noch unter dem Namen Islamischer Staat im Irak und der Levante – schon etwa seit dem Frühjahr 2013 die größte Gefahr für Journalisten in seinem Herrschaftsbereich um die Städte Aleppo, Idlib und Al-Raqqa. Neben Drohungen, Überfällen und Angriffen auf Redaktionen oder einzelne Journalisten ist die Gruppe insbesondere mit zahlreichen Entführungen in Erscheinung getreten. Dadurch hat sie großen Anteil daran, dass die Arbeit in diesen Gebieten für ausländische Journalisten zu einem kaum noch kalkulierbaren Risiko geworden ist.
Derzeit haben bewaffnete Gruppen in Syrien etwa zwanzig syrische Medienschaffende (darunter professionelle Journalisten und Bürgerjournalisten) in ihrer Gewalt. Daneben gelten dort fünf ausländische Journalisten als entführt oder vermisst. Die syrischen Behörden halten ungeachtet einer im Juni angekündigten Amnestie weiterhin mehr als 30 Medienschaffende fest.
Seit Beginn der Proteste gegen das Assad-Regime im Frühjahr 2011 sind in Syrien mindestens 40 professionelle Journalisten und mehr als 120 Bürgerjournalisten wegen ihrer Arbeit getötet worden. Im Mai forderte ROG zusammen mit mehr als 100 zivilgesellschaftlichen Organisationen aus aller Welt den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen auf, wegen der Menschenrechtsverbrechen von Regime und bewaffneten Gruppen in dem Land den Internationalen Strafgerichtshof anzurufen.
GEZIELTE GEWALT GEGEN JOURNALISTEN IM IRAK
Auch im Irak tritt der IS schon seit einiger Zeit mit gezielter Gewalt gegen Journalisten in Erscheinung. So bekannte sich die Gruppe zu einem Selbstmordanschlag auf den Sitz von Salaheddin TV in Tikrit, bei dem im vergangenen Dezember fünf Mitarbeiter des Fernsehsenders starben. Seit dem Vormarsch der IS-Dschihadisten im Nordirak sind Journalisten verstärkten Gefahren und Druck von allen Konflitkparteien ausgesetzt. In diesem Jahr sind im Irak schon drei Journalisten wegen ihrer Arbeit getötet worden.
Syrien steht auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 177, der Irak auf Platz 153 von 180 Ländern. Zur Situation der Journalisten in Syrien hat ROG Ende 2013 einen ausführlichen Bericht veröffentlicht: „Journalismus in Syrien – ein Ding der Unmöglichkeit?”