„Schon jetzt Vergabekriterien für zukünftige Olympische Spiele festlegen, um ein zweites Peking 2008 zu vermeiden”

„Schon jetzt Vergabekriterien für zukünftige Olympische Spiele festlegen, um ein zweites Peking 2008 zu vermeiden”

Reporter ohne Grenzen hat die obersten Repräsentanten
der Olympischen Bewegung aufgefordert, die Achtung der Menschenrechte
und der Meinungsfreiheit hinkünftig bei der Vergabe der Olympischen
Spiele zu berücksichtigen. So sollten Kontroversen, wie sie um die
Austragung der Spiele in Peking entstanden sind, vermieden werden.


„Wir müssen jetzt damit beginnen, die Vergabekriterien für die
zukünftigen Olympischen Spiele zu diskutieren, wenn wir in einigen
Jahren ein zweites Peking 2008 vermeiden wollen”, so Rubina Möhring,
Präsidentin von ROG Österreich. „Die Kandidatenstädte müssen schon
jetzt klare technische Bedingungen und Umweltstandards erfüllen – wieso
also nicht auch den Respekt des Austragungslandes vor der freien
Meinungsäußerung einfordern?”  

„Das Internationale Olympische
Komitee (OIC) könnte zum Beispiel bei seiner Entscheidung
berücksichtigen, ob unabhängige Medienunternehmen existieren, wie stark
Medien zensuriert werden und ob die Bewegungsfreiheit lokaler und
internationaler JournalistInnen gewährleistet ist.”

„Die
Olympische Charta ermutigt zum Respekt vor der Menschenwürde, doch der
lässt sich nicht durch Sport alleine erreichen. Er erfordert auch
Rechtsstaatlichkeit, die Einhaltung universeller demokratischer
Standards und der Grundrechte. Es ist dringend notwendig, dass das IOC
diese Faktoren in Zukunft berücksichtigt. Sonst kann es passieren, dass
die Olympischen Spiele in zwölf oder sechzehn Jahren wieder in einem
Land stattfinden, dass die Menschenrechte nicht achtet”, forderte
Möhring.  

„Durch eine sofortige Ankündigung,
Menschenrechtsstandards in Zukunft bei der Vergabe zu berücksichtigen,
würde das IOC seinen Ruf stark verbessern und wieder an Legitimität
gewinnen”, fügte die Präsidentin der österreichischen Sektion von ROG
hinzu.  

IOC-Ethikcode lässt Erweiterung der Vergabekriterien zu  

Offiziellen
IOC-Dokumenten zufolge müssen die Austragungsstädte die Olympische
Charta und den IOC-Ethikcode respektieren. Dort heißt es, dass alle
Beteiligten eine Rolle im öffentlichen Leben ihrer Herkunftsstaaten
spielen dürfen, sich aber nicht an Aktivitäten beteiligen oder
Ideologien anhängen dürfen, die mit den Prinzipien und Regeln der
Olympischen Charta unvereinbar sind.  

Zu den derzeitigen
Vergabekriterien zählen die Unterstützung der Regierung jenes Staates,
in dem die Kandidatenstadt liegt, der Zustand von Sporteinrichtungen
und Infrastruktur, die Bereitstellung geeigneter Unterkünfte für
AthletInnen und Delegationen, die Umweltauswirkungen der Spiele, die
Sicherheit der SportlerInnen und ZuseherInnen, Erfahrung mit der
Austragung sportlicher Großereignisse,  Finanzierungsmöglichkeiten und
der Verbleib sportlicher Einrichtungen nach dem Ende der Spiele.      

Das IOC hat auch die Möglichkeit, nach „eigenem Ermessen” weitere sinnvolle Kriterien hinzuzufügen.  

Rund 100 chinesische JournalistInnen und Cyber-Dissidentinnen in Haft  

Rund
100 JournalistInnen, Cyber-DissidentInnen, Blogger und andere
Internet-User befinden sich derzeit in China hinter Gittern. Die
chinesische Regierung hat keine einzige ihrer Zusagen in Hinblick auf
die Verbesserung der Menschenrechtssituation, die sie nach der Vergabe
an Peking Jahr 2001 gemacht hatte, eingehalten.  

Reporter ohne
Grenzen ruft daher alle Staats- und Regierungschefs sowie die
Mitglieder der königlichen Familien dazu auf, die Eröffnungszeremonie
der Spiele am 8. August zu boykottieren.

Kletterer trägt am Mount Everest „Peking 2008″-Shirt  

Everest_2008.jpg

Ein
europäischer Kletterer hat kürzlich am Basiscamp des Mount Everest ein
T-Shirt mit der Darstellung der Olympischen Ringe als Handschellen und
der Aufschrift „Pekin 2008″ zur Schau getragen (siehe Foto). Das Camp
liegt auf 5360 m Seehöhe auf der Nepalesischen Seite des Berges. Der
Alpinist, der unerkannt bleiben möchte, konnte die Kontrollen der
nepalesischen Armee umgehen. Sie hat ihre Präsenz in der Nähe des Mount
Everest mithilfe Chinesischer Behördenvertreter stark ausgebaut, um
Pro-Tibet-AktivistInnen am Betreten des Gebietes zu hindern.