Reporter ohne Grenzen ist schockiert über den Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia. „Mord darf keine Antwort auf Wahrheit sein. Wir sind fassungslos, dass in einem Land der Europäischen Union eine Journalistin ermordet wird, die politische Korruption aufgedeckt und sich als scharfe Kritikerin der Regierung profiliert hat“, sagt Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich.
Daphne Caruana Galizia wurde am Montagnachmittag durch eine Autobombe in dem Ort Bidnija im Norden Maltas getötet. Die bekannte 53-jährige Journalistin und Bloggerin hatte im vergangenen Jahr unter anderem enthüllt, dass zwei enge Mitarbeiter von Maltas Premierminister Joseph Muscat Offshore-Konten in Panama und Trusts in Neuseeland eröffnet hatten. Vor zwei Wochen hatte die Investigativjournalistin wegen Todesdrohungen Anzeige erstattet.
Die Journalistin Cornelia Primosch führte im April 2017 für das ORF Ö1 Europajournal ein Interview mit der gestern getöteten Daphne Caruana Galizia. Diese kritisierte und enthüllte unorthodoxe Methoden, mit denen Premierminister Joseph Muscat Malta wohlhabend gemacht und auf die er laut ihrer Recherchen auch selbst zurückgegriffen hat. Daphne Caruana Galizia sagte in diesem Interview wörtlich:
“Es wurden drei Firmen in Panama gegründet – eine vom Premierminister, eine von seinem Kabinettchef und eine von einem seiner wichtigsten Ministerkollegen. Jetzt eben erst wurde bekannt, dass die dritte Briefkastenfirma der Frau des Premierministers gehört, im Endeffekt also ihm selbst.”
Weiters kritisierte die investigative Journalistin Daphne Caruana Galizia die Steuerpolitik ihres Landes:
“Ausländische Steuerzahler sind privilegiert. Sie bekommen 30% zurück, normale maltesische Firmen nicht. Malta kämpft für seinen Status als Steuerparadies in der EU.”
Es sei unfassbar, warum Daphne Caruana Galizia nicht geschützt wurde, obwohl sie Todesdrohungen erhalten hatte, so Möhring. „Die maltesischen Behörden müssen jetzt glaubwürdige und unabhängige Ermittlungen garantieren und diesen Mord lückenlos aufklären. Die Verantwortlichen für dieses abscheuliche Verbrechen müssen schnell und ohne politische Rücksichten bestraft werden, damit auf Malta kein Klima der Straflosigkeit und Einschüchterung entsteht.“
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Malta auf Platz 47 von 180 Staaten.