In der Nacht auf den 5.November wurde der russische Journalist Oleg Kaschin vor seinem Haus in Moskau von bisher unbekannten Tätern lebensgefährlich zusammengeschlagen. Kaschin, einer der bekanntesten Journalisten Russlands, der für die Moskauer Tageszeitung “Kommersant” arbeitet, erlitt Brüche an Kiefer, Bein und Fingern. Nach einer Notoperation wurde er in ein künstliches Koma versetzt.
Reporter ohne Grenzen (ROG) ist entsetzt und entzürnt über diese brutale Tat. “Präsident Medwedew kündigte an, die Täter unbedingt finden und bestrafen zu wollen”, so Jean-François Juliard, Generalsekretär von ROG.”Wir werden ihn an sein Wort binden und fordern die russischen Autoritäten dazu auf, die notwendigen Rahmenbedingungen für eine unabhängige Arbeit von Polizei und Gericht zu gewährleisten”, so Julliard weiter.
In Russland sei die Kultur der Straflosigkeit zu lange vorherrschend gewesen, so ROG. Keines der Gewaltverbrechen an Journalisten im vergangenen Jahrzehnt sei aufgeklärt worden. Auch der nun schon vier Jahre zurückliegende Mord an Anna Politowskaja sei weiterhin ungeklärt. “Wir warten auf ein Zeichen wirklichen Willens seitens der Politiker,die Unabhängigkeit und Meinungsfreiheit der russischen Medien zu gewährleisten”, so ROG.
Laut Aussagen eines Zeugen war der Überfall auf Kaschin geplant. Zwei Täter warteten auf den Journalisten vor der Tür seines Appartements und schlugen ihn nieder. Seine Wertsachen blieben unangetastet. Die Moskauer Staatsanwaltschaft gründete unter der Leitung des Innenministers Raschid Nurgalyev einen Untersuchungsausschuss in dem versuchtem Mordfall.
Der Herausgeber des “Kommersant”, Michail Michailin, sagte, ein Zusammenhang zwischen dem Überfall und der Arbeit Kaschins sei sehr wahrscheinlich. Auch die Staatsanwaltschaft geht von einem solchen Zusammenhang aus.
Als einer der einflussreichtsen Journalisten des “Kommersant” hatte Kaschin vor allem Artikel zu politischen und sozialen Themen veröffentlicht. Er konzentrierte sich insbesondere auf Oppositionsbewegungen. Erst kürzlich publizierte er einen Text über einen Streit zwischen Umweltaktivisten und Regierungsmitgliedern. Dabei ging es um eine geplante Schnellstraße in einem Waldgebiet in der Region Kimki außerhalb von Moskau. Einer der Aktivisten wurde in der vergangenen Woche ebenfalls zusammengschlagen.
2008 wurde der Journalist Michail Beketow ebenfalls Opfer eines brutalen Überfalls. Beketow, der bei der Zeitung “Kimkinskaya Prawda” tätig war und heute aufgrund seiner Verletzungen arbeitsunfähig ist,hatte sich ebenfalls kritisch zu der geplanten Schnellstraße, wie auch zum Thema lokaler Korruption geäußert und war vor seinem Appartement überfallen worden.
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