Reporter ohne Grenzen (ROG) ist bestürzt über den Mord an dem französisch-spanischen Fotoreporter und Dokumentarfilmer Christian Poveda. Der 54-jährige wurde am 3. September im Kanton Rosario in El Salvador tot aufgefunden. Poveda wurde durch mehrere Kopfschüsse getötet. Nach Angaben der Polizei war er auf dem Rückweg von Dreharbeiten im Vorort La Campanera im Osten der Hauptstadt.
Poveda arbeitete für Medien wie Le Monde, Stern, New York Times und El Pais. In seinen jüngsten Reportagen beschäftigte er sich vor allem mit den so genannten Maras – gewalttätige Jugendbanden in Zentralamerika.
Möglicherweise steht Povedas Tod im Zusammenhang mit der Gewalt der Gangs. So sind beim Krieg zwischen den beiden Gruppen “Mara 18” und “Mara Salvatrucha” im vergangenen Jahr schätzungsweise 3.700 Menschen getötet worden.In seinem jüngsten Dokumentarfilm “La Vida Loca” über die „Mara 18″ in La Campanera versuchte Poveda den Ursachen der Gewalt minderjähriger Bandenmitglieder nachzuspüren.
Nach Informationen örtlicher Medien war Poveda bei den Dreharbeiten zu “La Vida Loca” Zeuge von sieben Morden. Drei der Getöteten waren Protagonisten seines Films. Gleichzeitig übte der Filmemacher Kritik an dem harten Umgang der Behörden mit den Jugendlichen. “La Vida Loca” wurde im vergangenen Jahr vorgestellt und war bereits in zahlreichen Ländern, unter anderem auch in Deutschland, zu sehen. Dagegen lief der Film bisher in keinem einzigen Kino El Salvadors.
Poveda hatte EL Salvador in den 1980ern zum ersten Mal bereist, um als Fotograf für das Time Magazine und als Korrespondent für zahlreiche französische Medien und internationale Agenturen über den dortigen Bürgerkrieg (1980-1992) zu berichten. In den neunziger Jahren besuchte er das Land erneut und begann zu den Bandenkriegen zu recherchieren.
“Christian war immer sehr engagiert, ohne dabei Vorurteile zu haben. Seine humanistischen Überzeugungen gingen Hand in Hand mit einer unerbittlichen Professionalität”, würdigte Povedas guter Freund und ROG-Vorstandsmitglied Alain Mingam den Verstorbenen.
“Für ihn hatte die filmische Montage mehr Aussagekraft als jeder Kommentar. Auf diese Weise zeigte er auch die Menschlichkeit von Charakteren wie den ‘Mareros’ – egal wie grauenhaft ihre Taten auch waren”, so Mingam weiter.