ROG-Menschenrechtspreis geht an kubanischen Journalisten

ROG-Menschenrechtspreis geht an kubanischen Journalisten

Weitere Auszeichnungen für birmanische Blogger und nord-koreanisches Radio

Der Kubaner Ricardo Gonzáles Alfonso ist von Reporter ohne Grenzen (ROG) als
“Journalist des Jahres 2008” ausgezeichnet worden. Heute hat der seit März
2003 inhaftierte Journalist den ROG-Menschenrechtspreis erhalten.

Ricardo Gonzáles Alfonso hat eine der ersten unabhängigen Zeitungen Kubas,
“De Cuba”, gegründet und sich für demokratische Veränderungen eingesetzt.


“In einem Staat, in dem Nachrichten und Informationen immer noch ein
staatliches Monopol sind, beweist Ricardo Gonzáles Alfonso außergewöhnlichen
Mut. Trotz erheblicher persönlicher Risiken hat er, als einer der ganz
wenigen, sein Recht auf Meinungsfreiheit eingefordert und verdrängte Themen
wie Rassismus in der kubanischen Gesellschaft aufgegriffen”, sagt Michael
Rediske, ROG-Vorstandssprecher und Mitglied der international besetzten
Jury.

Gonzáles, der auch für ROG über die Lage der Pressefreiheit in seiner Heimat
berichtete, wurde am 18. März 2003 zusammen mit 26 anderen Journalisten
festgenommen. Er wurde beschuldigt, “die Unabhängigkeit und Integrität Kubas
zu untergraben” und zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. “Sie haben mich
zusammen mit meinem Optimismus eingesperrt”, sagte Gonzáles. Der
Gesundheitszustand des 58-Jährigen ist durch die schlechten Haftbedingungen
sehr kritisch. Derzeit sind auf Kuba mehr als 20 Journalisten und
Internetdissidenten inhaftiert.

Bei der heutigen Preisverleihung in Paris wurden in der Kategorie
“Internetdissident/in” ausnahmsweise zwei Blogger, Zarganar und Nay Phone
Latt aus Birma, ausgezeichnet.

Zarganar erhielt vor wenigen Tagen eine Gefängnisstrafe von insgesamt 59
Jahren. Zunächst hatte am 21. November ein Sondergerichtshof im Gefängnis
von Insein, in der Nähe der Stadt Rangun im Süden des Landes, den
Menschenrechtsaktivisten zu 45 Jahren Haft verurteilt. Am 27. November hat
das Gericht in einer weiteren Entscheidung, 14 Jahre zu der Strafe
hinzugefügt. Der in seiner Heimat auch als Komiker bekannte Zarganar hat in
seinem Blog unter anderem über das schlechte Hilfsmanagement der
birmanischen Regierung nach dem Zyklon Nargis im Frühjahr 2008 berichtet.

Nay Phone Latt wurde am 10. November 2008, ebenfalls von einem
Sondergerichtshof im Gefängis von Insein, zu 20 Jahren und sechs Monaten
Gefängnis verurteilt. Der 28-jährige Betreiber mehrerer Internetcafés hat in
seinem Blog die schwierigen Lebensbedingungen unter der Militärjunta
beschrieben.

Der Preis in der Kategorie “Medium” ging an das nordkoreanische “Radio Free
NK”. Die unabhängige Radiostation gilt als “Staatsfeind” des Regimes unter
Kim Jong-il in der Demokratischen Volksrepublik Korea. Das in Südkorea
ansässige “Radio Free NK” berichtet mit der Hilfe von verdeckt arbeitenden
Korrespondenten in Nordkorea über Ereignisse und Themen, die aufgrund der
repressiven Pressegesetze seit mehreren Jahrzehnten nicht an die
Öffentlichkeit gelangt sind. Bereits mehrmals hat die nordkoreanische
Regierung damit gedroht, den Dialog mit Südkorea abzubrechen, sollte “Radio
Free NK” nicht verboten werden.

Der ROG-Menschenrechtspreis wurde in diesem Jahr zum 17. Mal verliehen. Mit
der Auszeichnung werden in drei Kategorien jeweils ein/e Journalist/in,
ein/e Internetdissident/in sowie ein Medium für ihren besonderen Einsatz für
Pressefreiheit und Menschenrechte gewürdigt. Die Preise sind mit je 2.500
Euro dotiert. In der international besetzten Jury war aus Deutschland neben
ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske die Journalistin Sabine Christiansen
vertreten.