Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der deutschen Sektion von Reporter ohne Reporter ohne Grenzen werden die renommierten Press Freedom Awards am 12. September erstmals in Berlin verliehen. Die Auszeichnungen ehren besonders mutige und unabhängige Journalistinnen und Journalisten, deren Arbeit große Wirkung erzielt hat. Die diesjährigen Nominierten stammen aus 12 verschiedenen Ländern. Unter ihnen sind ein russischer Investigativjournalist, auf den bereits mehrere Anschläge verübt wurden, eine vietnamesische Journalistin, die wegen ihrer Arbeit geschlagen und inhaftiert wurde, sowie Pakistans älteste Tageszeitung, die immer wieder von Offiziellen schikaniert wird.
„Viele der Nominierten werden massiv bedroht oder haben schon mehrfach wegen ihrer Arbeit im Gefängnis gesessen – trotzdem lassen sie sich nicht kleinkriegen und erheben ihre Stimme gegen Machtmissbrauch, Korruption und andere Verbrechen“, sagte Christophe Deloire, Generalsekretär der internationalen Organisation von Reporter ohne Grenzen. „Die schwierige Lage, in der sich die Nominierten befinden, entmutigt uns nicht. Im Gegenteil: Das gibt uns die Kraft und den Willen weiterzukämpfen. Mut im Dienste journalistischer Ideale ist eine gewaltige Triebkraft für all jene, die sich den wichtigsten Herausforderungen der Menschheit stellen wollen.“
Auszeichnung für Mut, Unabhängigkeit und Wirkung
In der Kategorie „Courage“ sind folgende Personen und Medien nominiert:
Igor Rudnikov aus Russland – Auf den Gründer der Zeitung Novye Kolesawurden wegen seiner Recherchen zu Korruption und dem Missbrauch öffentlicher Gelder schon mehrere Anschläge verübt. Außerdem wurde er wegen seiner Arbeit verhaftet.
Eman Al-Nafjan aus Saudi-Arabien – Die Bloggerin und Journalistin hatte sich massiv dafür eingesetzt, dass Frauen Auto fahren dürfen und mehr Rechte bekommen. Dafür wurde sie zusammen mit anderen Aktivistinnen verhaftet. Aktuell ist sie vorläufig frei.
Paolo Borrometi aus Italien – Wegen seiner unerschrockenen Berichterstattung über die Mafia wird er regelmäßig mit dem Tode bedroht und lebt unter ständigem Polizeischutz.
Lola Aronovich aus Brasilien – Die Bloggerin ist mit ihren feministischen Texten und dem Einsatz für Frauenrechte im ganzen Land bekannt geworden. Gleichzeitig wird sie immer wieder massiv angefeindet. Online erhielt sie hunderte Todesdrohungen.
In der Kategorie „Impact“ sind nominiert:
Bihus.info aus der Ukraine – Das von Denys Bihus gegründete Reporterkollektiv hat immer wieder Fälle von Korruption und Machmissbrauch durch hochrangige Politiker publik gemacht. Etliche von ihnen mussten zurücktreten und wurden strafrechtlich verfolgt.
Pham Doan Trang aus Vietnam – Die Gründerin des Online-Magazins Luat Khoa lebt in einem der repressivsten Staaten der Welt. Mit ihren Artikeln hilft sie ihren Mitmenschen dabei, ihre bürgerlichen Rechte zu verteidigen. Außerdem setzt sie sich massiv für LGBT-Rechte ein. Wegen ihrer Arbeit wurde sie geschlagen und mehrfach willkürlich inhaftiert.
Sudanese Journalists Network aus dem Sudan – Das Netzwerk veröffentlicht Berichte über Verletzungen der Pressefreiheit auf Twitter, engagiert sich für inhaftierte Medienschaffende.
Lu Guang aus China – Der bekannte Fotojournalist dokumentiert gesellschaftliche und Umweltprobleme. Seit 2005 lebt er in New York. Bei einem Besuch in China wurde er am 3. November 2018 verhaftet. Seitdem gibt es keine Nachricht mehr von ihm.
In der Kategorie „Independence“ sind nominiert:
Caroline Muscat aus Malta – Nach dem Mord an ihrer Kollegin Daphne Caruana Galizia 2017 gründete sie die unabhängige Investigativ-Website The Shift News, die unter anderem zu Korruption recherchiert. Trotz massivem Druck macht sie unbeirrt weiter.
Dawn aus Pakistan – Die älteste Tageszeitung des Landes ist die einzige, die sich weiter der Militärregierung widersetzt. Während der Wahl 2018 wurde ihr Vertrieb untersagt. In diesem Jahr wies die Regierung Werbetreibende an, nicht bei Dawn zu inserieren.
Amadou Vamoulké aus Kamerun – Der Journalist leitete neun Jahre lang den staatlichen Rundfunk und sprach sich immer wieder gegen das Monopol der Regierung auf die Fernsehberichterstattung und die Kriminalisierung von Medienschaffenden aus. 2016 wurde er wegen angeblicher Verschwendung öffentlicher Fördergelder in Millionenhöhe inhaftiert.
Confidencial aus Nicaragua – Die unabhängige Wochenzeitschrift hat sich mit ihren investigativen Recherchen und tiefgehenden Analysen des politischen Systems einen Namen, allerdings auch viele Feinde gemacht. Nach etlichen Todesdrohungen floh Herausgeber Carlos Fernando Chamorro nach Costa Rica und arbeitet von dort aus.
Preise werden zum 27. Mal verliehen
Zum ersten Mal wurden die Press Freedom Awards 1992 und dann jährlich in Frankreich verliehen. 2018 fand die Zeremonie erstmals in London statt. Anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens übernimmt die deutsche Sektion die diesjährige Organisation der Preisverleihung.
„Wir freuen uns, dass Berlin Gastgeber der Press Freedom Awards ist. Es ist für uns eine große Ehre, unerschrockene Journalistinnen und Journalisten aus der ganzen Welt auszeichnen und einige von ihnen hier bei uns begrüßen zu dürfen“, sagte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske. „Die Preise sind ein Signal an repressive Regime, dass die Arbeit mutiger Frauen und Männer weltweit wahrgenommen wird und dass wir bedrohte, verfolgte und inhaftierte Medienschaffende nicht allein lassen.“
Die Preisträgerinnen und Preisträger werden am 12. September in den Kammerspielen des Deutschen Theaters in Berlin bekannt gegeben. Über Gewinnerinnen und Gewinner hat eine Jury abgestimmt, die aus internationalen Honoratioren sowie den Präsidentinnen und Präsidenten aller Sektionen von Reporter ohne Grenzen weltweit besteht.
Der Preis in der Kategorie „Courage“ wird von Maildienstleister posteo gefördert, das Medienunternehmen Intan sponsert den Preis für „Impact“. Historischer Partner der Press Freedom Awards ist der französische Fernsehsender TV 5 Monde, der die gesamte Veranstaltung finanziell unterstützt und in Berlin die Auszeichnung in der Kategorie „Independence“ präsentieren wird.