Reporter ohne Grenzen Österreich protestiert gegen den offensichtlichen Versuch staatlicher polnischer Stellen, den bekannten österreichischen Journalisten und Schriftsteller Martin Pollack wegen dessen kritischer Berichterstattung über die nationalkonservative Regierung der Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) zu bestrafen. „Pollack auf dem PiS-Index”, titelte die liberale Warschauer Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ am 5. Juli 2016 einen entsprechenden Beitrag. Das polnische Kulturinstitut in Wien werde nicht mehr Pollack zusammenarbeiten. Grund sei dessen heftige Kritik am polnischen Wandel, speziell in dem Anfang Mai im „Standard“ erschienen Artikel „Das Freund-Feind-Schema“, in dem Pollack über autoritäre Tendenzen der PiS-Regierung schreibt. Anhänger dieser Regierung hätten sich laut „Gazeta Wyborcza“ im polnischen Außenministerium bei Staatssekretär Jan Dziedziczak beschwert, der für die Auslandspolen wie auch für die polnischen Kulturinstitute verantwortlich ist. Das Ministerium führe eine Liste von Leuten, mit denen diese Institute nicht zusammenarbeiten sollen. Dem österreichischen Publizisten, der im polnischen Institut in Wien seit längerem unter dem Titel „Martin Pollack präsentiert“ eine Gesprächsreihe leitet, wurde umgehend die Beendigung der Kooperation mitgeteilt.
Angesichts der Tatsache, dass über Martin Pollack bereits in den 1980er Jahren vom damaligen kommunistischen Regime wegen seiner kritischen Haltung ein Einreiseverbot verhängt worden ist, wirkt die Maßnahme der gegenwärtigen polnischen Regierung besonders abstoßend. Es steht ihr natürlich frei, ihre Version der gegenwärtigen Entwicklung in Polen auf den ihr zur Verfügung stehenden Kanälen zu verbreiten. Reporter ohne Grenzen Österreich verweist aber nachdrücklich darauf, dass jegliche Art von Strafmaßnahmen gegen kritische Journalisten eine Missachtung der Pressefreiheit ist.