In Aserbaidschan ist der freie Journalist Rasim Aliyev Opfer eines brutalen Übergriffs geworden, der letztendlich zu seinem Tod führte. Er verstarb am vergangenen Sonntag in einem Krankenhaus in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku.
Reporter ohne Grenzen (ROG) ist schockiert und bestürzt über diesen Vorfall. „Der Tod von Rasim Aliyev zeigt deutlich das Klima der Intoleranz und Straflosigkeit, das von den Behörden stillschweigend akzeptiert wird,“ so Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich. „In einem Land, in dem Regierungsbeamte namhafte Journalisten öffentlich als ihre Feinde bezeichnen, wo körperliche Gewalt an Journalisten weitgehend unbestraft bleibt, kann man sich über die tragischen Todesfälle der letzten Jahre nicht mehr wundern“, so Möhring weiter.
Rasim Aliyev war am 8. August mit gebrochenen Rippen und Gehörverlust ins Krankenhaus eingeliefert worden, wo er am nächsten Tag an inneren Blutungen verstarb. Zuvor war er noch in der Lage, den Vorfall zu erklären. Demnach hatte sich der Übergriff ereignet, weil er am 6. August den aserbaidschanischen Footballstar Javid Huseynov auf Facebook dafür kritisiert hatte, einen anderen Journalisten aus Zypern beleidigt zu haben. Zwei Tage später rief ein angeblicher Cousin von Huseynov mehrmals bei Aliyev an, bedrohte und beschimpfte ihn, schließlich vereinbarte man jedoch ein Treffen zur Aussprache. Statt einer Versöhnung wurde der Journalist am vereinbarten Treffpunkt von einer Gruppe von Tätern brutal zusammengeschlagen und seine Wertsachen gestohlen.
Pikantes Detail der Geschichte: Der Football-Club Gabala, für den Huseynov spielt, gehört Taleh Heydarov,dem Sohn des aserbaidschanischen Ministers für Notzustände. Er werde den Spieler für die Zeit der Ermittlungen suspendieren, teilte Heydarov gestern mit. Aserbaidschanischen Medien zufolge wurden bisher drei Verdächtige inhaftiert.
Rasim Aliyev war als Video- und Fotojournalist tätig und berichtete über politische und gesellschaftliche Themen für verschiedene Online-Medien. Er war außerdem Mitglied des Instituts für die Sicherheit und Freiheit von Journalisten (IRFS), einer Partnerorganisation von Reporter ohne Grenzen, die allerdings im August 2014 zur Schließung gezwungen wurde.
In den vergangenen Jahren war Aliyev mehrmals Zielscheibe von Bedrohungen geworden. Momentan befinden sich acht Journalisten und vier Blogger in Haft, darunter die bekannte investigative Journalistin Khadija Ismayilova, deren Verfahren am gestrigen Dienstag fortgeführt wurde.
Aserbaidschan steht auf Platz 162 von 180 Ländern auf der Weltrangliste von Reporter ohne Grenzen.