Reporter ohne Grenzen protestiert gegen Übergriff gegen die ORF-Radio-Journalistin Cornelia Krebs an der griechisch-mazedonischen Grenze

Reporter ohne Grenzen protestiert gegen Übergriff gegen die ORF-Radio-Journalistin Cornelia Krebs an der griechisch-mazedonischen Grenze

Am 28. Juni wurde Cornelia Krebs an der griechisch-mazedonischen Grenze bei Idomeni von mazedonischen Grenzbeamten attackiert. Drei mit Schlagstöcken und automatischen Gewehren bewaffnete mazedonische Grenzer – zwei Männer und eine Frau – versuchten, etwa 500 Flüchtlinge zurückzuhalten, die ab Mittag langsam Richtung Mazedonien vorrückten. Krebs stand neben der ersten Reihe, professionelles Tonaufnahmegerät und Kamera deutlich sichtbar. Dennoch ging die Beamtin auf Krebs los und versuchte, ihr die Arbeitsgeräte zu entreißen. Mit Mühe gelang es Krebs, sich loszumachen und vom Grenzübergang zu entfernen.

Der Zwischenfall wurde vom ebenfalls an dieser Stelle anwesenden griechischen Dokumentarfilmer Vasilis Tsartsanis festgehalten und sofort publik gemacht. Doch obwohl Krebs die lokalen Polizeibehörden von diesem gewaltsamen und skandalösen Versuch informierte, die Berichterstattung über höchst inhumane Zustände mitten in Europa zu verhindern, gab es bisher dazu keinerlei Reaktion. Reporter ohne Grenzen Österreich verlangt von den zuständigen österreichischen und europäischen Behörden Aufklärung und den Schutz der JournalistInnen, die Europas Öffentlichkeit von den unhaltbaren, an die ärmsten Regionen der Welt gemahnenden Zuständen informieren.

Beim nordgriechischen Ort Idomeni liegt eine Eisenbahnstation an der Grenze zu Mazedonien. Hier versuchen täglich dutzende, manchmal Mal auch hunderte Flüchtlinge auf ihrem langen Marsch nach Norden die grüne Grenze zu überwinden. An manchen Tagen werden sie von mazedonischen Grenzbeamten durchgelassen, an anderen zurückgewiesen. Die Wartenden, insbesondere die als wohlhabend geltenden Syrer, sind Überfällen lokaler Mafiabanden ausgesetzt, berichtet die ORF-Journalistin Cornelia Krebs, die für das Ö1-Journal Panorama an diesem Brennpunkt des derzeitigen europäischen Flüchtlingsdramas recherchierte. Für die schutzlos durch die Wälder ziehenden Flüchtlinge bestehe akute Lebensgefahr, berichtet Krebs, die Lage der Flüchtlinge beginne in ihrer Dramatik jener der Boatpeople im Mittelmeer zu ähneln.
Reporter ohne Grenzen Österreich hat immer wieder auf die untragbaren Zustände und Flüchtlingsdramen an den Grenzen Griechenlands hingewiesen, zuletzt 2014 mit der Verleihung des „Press Freedom Award – A Signal for Europe“ an den Dokumentarfilmer Giorgos Moutafis für seinen Film „Flucht aus Griechenland“. In dieser 15-minütigen Dokumentation begleitete Moutafis Flüchtlinge, die, nachdem sie jahrelang unter schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen in Griechenland gelebt hatten, nun wieder auf der Flucht sind: Nach Ausbruch der Krise in Griechenland haben sie nicht nur ihre Arbeit verloren, sondern sind auch zunehmend rechtsextremen Angriffen ausgesetzt. Moutafis begleitet eine Gruppe auf ihrem Weg durch Mazedonien, Serbien und Ungarn – auf der Suche nach einer neuen Heimat in Mittel- und Nordeuropa.

Rubina Möhring, Präsidentin Reporter ohne Grenzen Österreich
Erhard Stackl, Vizepräsident Reporter ohne Grenzen Österreich.