Investigative journalistische Recherchen zu den Ursachen des Klimawandels
sind weiterhin mit Gefahren verbunden. Dies ist eine der Schlussfolgerungen
des am 3. Juni veröffentlichten zweiten Berichts von Reporter ohne Grenzen
(ROG) über Umweltberichterstattung und Pressefreiheit. Mit der kurz vor dem
“Tag der Umwelt” am 5. Juni veröffentlichten Studie knüpft ROG an einen
Bericht zur gleichen Thematik von September 2009 an.
Die schwierige und riskante Arbeitssituation investigativer Umweltreporter
hat sich in den vergangenen Monaten nicht verändert. Einige der bereits im
ersten Bericht erwähnten Medienmitarbeiter wie der brasilianische
Herausgeber der Zeitschrift “Jornal Pessoal”, Lúcio Flávio Pinto, werden
weiterhin juristisch verfolgt oder sind wie der usbekische Journalist
Salidschon Abdurachmanow immer noch in Haft. Dazu kommt eine Reihe neuer
Fälle von gewalttätigen Übergriffen, Drohungen und Schikanen gegen
Journalisten, juristischer Verfolgung von Medienmitarbeitern und Zensur.
Viele der Reporter gingen umweltzerstörenden Praktiken von Öl-, Minen- und
Holzunternehmen auf den Grund.
Ein Haupthindernis einer unabhängigen, tiefer gehenden Berichterstattung
über Ursachen globaler Umweltprobleme ist die Komplizenschaft zwischen an
Ressourcenraubbau beteiligten Unternehmen und lokalen Behörden.
Milliardenschwere Branchen wie die Minen-, Öl- und Holzindustrie werden
häufig in besonderer Weise von Regierungen protegiert, der Informationsfluss
über skandalträchtige, hoch riskante Fördertechniken und umweltschädigenden
Rohstoffabbau unterdrückt.
Stark tabuisiert sind beispielsweise in Vietnam Berichte über den Abbau von
Bauxit, einem Aluminium-Erz: Eine Reihe von Journalisten und Blogger, die
über die hochgiftigen Schlammrückstände berichteten, sind festgenommen
worden. Im Februar 2010 wurde der Herausgeber der Website
www.bauxitevn.info, Nguyen Hue Chi, eine Woche verhört, sein Haus
polizeilich durchsucht. Schon seit einigen Jahren reagiert die
vietnamesische Regierung mit harten Zensurmaßnahmen und löste das einzige
Institut im Land auf, das unabhängige Analysen zum Abbau von Bauxit geben
konnte.
Auch das Problem der Abholzung, das in vielen Ländern mit großen
Korruptionsaffären einher geht, ist eine Herausforderung für unabhängige
Journalisten: Reporter, die sich etwa in Indonesien kritisch mit der
Reduzierung der Waldflächen – seit 1950 um 70 Prozent – und illegaler
Entwaldung auseinander setzen, müssen mit Repressionen rechnen. Es ist
außerdem gängig, dass Holzunternehmen in dem südostasiatischen Land
Journalisten bestechen, damit die Reporter kritische Artikel unterlassen.
In Nordargentinien hat sich ein Streit um die umweltschädigenden
Auswirkungen von Kupferminen auf die Wasserqualität so aufgeheizt, dass
Reporter auch zwischen die Fronten von Befürwortern und Gegnern des
Minenprojekts geraten sind: In den Provinzen Catamarca und Chaco
registrierte ROG Angriffe auf Journalisten sowohl von Sicherheitskräften,
die im Dienste lokaler Politiker stehen, als auch von gewalttätigen Gegnern
der Minenindustrie.
Mit diesem zweiten Bericht zu den Gefahren eines engagierten
Umweltjournalismus will ROG die Rolle von Journalisten bei der Sammlung und
Verbreitung von Informationen zu drängenden, globalen Umweltfragen in den
Vordergrund stellen: “Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels
helfen Medien, glaubhafte und unabhängige Diagnosen zur Situation unseres
Planeten zu erstellen”, so ROG.
Lesen Sie hier den vollständigen elfseitigen ROG-Report (englisch):