Israel: Scharfe Medienzensur zum Fall Anat Kamm

Israel: Scharfe Medienzensur zum Fall Anat Kamm

Ein gerichtliches Urteil verbietet es Journalisten in Israel über den auf internationaler Ebene bereits thematisierten Fall der Onlinejournalistin und ehemaligen Soldatin Anat Kamm zu berichten. Kamm wird beschuldigt, sensible Informationen über das israelische Militär an die Tageszeitung “Haaretz” weitergegeben zu haben.

Kamm, die für die Webseite “Walla” schrieb, steht seit Dezember letzten Jahres in Tel Aviv wegen der Anklage des Verrats und der Spionage unter Hausarrest. Sie soll während ihrer Militärzeit Dokumente über illegalen Mord an militanten Palästinensern kopiert und an die Zeitung Haaretz weitergeleitet haben.

Reporter ohne Grenzen (ROG) verurteilt das Verbot der medialen Berichterstattung zum Thema Anat Kamm auf das Schärfste. Der israelische Sender Channel 10 und die Tageszeitung Haaretz haben bereits gegen das Urteil berufen. Die Anhörung findet am 12. April statt.


“Wir fordern eine sofortige Aufhebung des Verbots, über diesen Fall zu berichten”, so ROG. “Die Verantwortung der Israelischen Verteidigungskräfte gegenüber dem Gesetz darf nicht mittels Zensurmaßnahmen beiseite geschoben werden”, so Reporter ohne Grenzen weiter. Das Thema sei von öffentlichem Interesse und solle daher auch debattiert werden dürfen.

“Das Gerichtsurteil wird viele Journalisten zur Selbstzensur verleiten, wenn es zukünftig um sensible Themen, die mit dem israelischen Militär zu tun haben, geht. Eine solche Reaktion ist gefährlich für die Meinungsfreiheit des Landes. Wir fordern daher das Gericht auf, das Verbot am 12. April aufzuheben, insbesondere nachdem der Fall bereits von vielen internationalen Medien besprochen wurde.

Das Gerichtsverfahren zum Fall Anat Kam selbst beginnt am am 14. April. Ihr drohen bis zu 14 Jahren Haft. Der für den Aufdeckerartikel in der “Haaretz” verantwortliche Enthüllungsjournalist Uri Blau befindet sich aus Angst einer Verhaftung seiner Person im Ausland.