Immer wieder Übergriffe auf Journalisten während Demonstrationen im Nahen und Mittleren Osten

Immer wieder Übergriffe auf Journalisten während Demonstrationen im Nahen und Mittleren Osten

Während der pro-demokratischen Demonstrationen, die momentan in vielen Ländern des Nahen und Mittleren Osten stattfinden, kommt es immer wieder zu Festnahmen und Übergiffen auf Journalisten, die das Geschehene dokumentieren wollen.Vor allem im Irak, in Algerien, im Jemen , in Bahrain und Lybien versuchen Sicherheitskräfte immer wieder, die Journalisten an ihrer Arbeit zu hindern.

Reporter ohne Grenzen (ROG) verurteilt dieses Vorgehen scharf und fordert mehr Respekt gegenüber der Arbeit der Journalisten. “Die Reaktion der umkämpften Regierungen resultiert in Einschüchterungen und in Gewalt gegenüber Journalisten, die das Geschehen zu dokumentieren versuchen.Wir fordern alle Seiten auf, dieser Arbeit mehr Respekt entgegenzubringen. Die Öffentlichkeit in diesen Ländern hat ein Recht auf unabhängige Information”, so Reporter ohne Grenzen.

Im Irak wurde zuletzt der TV- Korrespondent Hassan Khazali vom Sender “Al-Sharqiya TV” von Unbekannten in ein Gebäude abgedrängt, während er mehrere Demonstrationen für bessere soziale Bedingungen der Bevölkerung in der Stadt Samawah am 10. Januar filmte. Sein Filmmaterial wurde von den Personen zerstört und Teile seiner journalistischen Ausrüstung beschlagnahmt.


Einer ebenfalls anwesenden Crew der Satellitensenders “Al-Hurra” wurde der Zugang zur Demonstration bereits am Stadteingang von Sicherheitskräften verwehrt.

Im kurdisch-irakischen Gebiet kam es zu Zusammenstößen zwischen Unterstützern und Gegnern der Demokratisches-Kurdistan Partei (KDP), die in Koalition mit der Kurdischen Patriotischen Union (PUK) regiert. Der Zugang zu diesen Demonstrationen in der Stadt Sulaymaniyah wurde den Journalisten verboten, ebenfalls der Zugang zu Krankenhäusern.

Beim Fotografieren eines Angriffs von Demonstranten auf die Parteizentrale der KDP wurde der Reporter Hemin Latif schwer verletzt. Auch der Journalist Alan Muhamad vom irakischen Nachrichtendienst “Metrography” wurde verletzt. Etwa 40 Zivilisten erlitten Verletzungen während der Unruhen in Sulaymaniyah, 5 Menschen kamen ums Leben.

In Algerien gab es mehrere Verhaftungen und Durchsuchungen von Journalisten, die bei den Demonstrationen am 12. Februar in Algier und anderen algerischen Städten anwesend waren. Wer sich gegen das Festhalten und Durchsuchen der Polizei wehrte, wurde teilweise geschlagen oder mehrere Stunden eingesperrt, berichtete die Vereinigung Algerischer Journalisten.

Auch im Jemen kam es zu Übergriffen auf Journalisten während der Demonstrationen am 11. und 14. Februar in Sanaa. Dort feierte die Bevölkerung den Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarack und forderte zugleich das jemenitische Oberhaupt Ali Abdullah Saleh auf, es ihm gleich zu tun. Anwesende Journalisten wurden zum Teil geschlagen und journalistisches Material zerstört. Ein Fotograf der Associated Press (AP), Hassan Wataf, wurde mit einem traditionellen jemenitischen Schwert attackiert, während er Studentenproteste am 16. Februar in Sanaa filmte.

Yahya Arhab,Fotograf der European Pressphoto Agency (EPA),wurde am 17. Februar in Sanaa von Protestierenden attackiert und seine Kamera zerstört. Viele andere Journalisten wurden geschlagen oder ihr Material zerstört. Mehr zum Jemen hier.

In Bahrain blockierte die Regierung immer wieder Internetzugänge und verhinderte das Hochladen von Videos und damit vor allem von Berichten der Demonstrationen. Auch Youtube-Seiten, auf denen Videozeugnisse der jüngsten Demonstrationen zu sehen waren, wurden blockiert.

Der Twitter-Account des Vizepräsidenten des Zentrums für Menschenrechte in Bahrain (@Nabeelrajab) wurde zensuriert. Mehreren ausländischen Journalisten wurde der Zugang zum Flughafengebäude nach ihrer Landung am internationalen Flughafen Manama verwehrt. Ein U.S.-Journalist (ABC News) wurde am Manama Pearl Square attackiert und geschlagen.

In Libyen spitzt sich die Situation immer weiter zu. Bis zum 16. Februar wurden bereits 38 Menschen bei der Zerstreuung von Demonstrationen in ??? verletzt. Unabhängige Medien sind nach Angaben der Schweiz-Libyschen NGO “Human Rights Solidarity” in Libyen nicht zu finden.

Die libysche Tageszeitung „Al-Youm” berichtete, dass Sicherheitskräfte den Direktor der lokalen Nachrichtenwebseite “Irasa”, sowie einen Redakteur der Webseite eingesperrt hätten. Auch der Blogger Mohammed al-Ashim Masmari wurde am selben Tag verhaftet, weil er Interviews an mehrere Satelliten- TV-Stationen, unter ihnen auch „Al- Jazeera” und der arabischen „BBC”, gegeben hatte.

Libysche Autoritäten haben den Zugang zu Al-Jazeera von lokalen TV-Stationen aus verboten, doch der Sender ist weiterhin über Satelliten zu empfangen.

Am 19. Februar wurde der Internetzugang in Libyen von der Regierung unterbrochen um den Protestierenden die Organisation und Vernetzung zu erschweren.