Heute Welttag gegen Todesstrafe

Heute Welttag gegen Todesstrafe

Es betrifft den jungen Afghanen Sayed Perwiz Kambakhsh ebenso wie den Iraner Adnan Hassanpour oder den seit 1982 in Haft sitzenden U.S. Bürger Mumia Abu Jamal, der nach 26 Jahren in der Todeszelle in diesem März zu lebenslanger Haft verurteilt wurde: Die Todesstrafe, primitivste Form menschlicher
Bestrafung, trifft nicht nicht nur Mörder, sondern auch und immer
wieder Journalisten.
Zum 6. Welttag gegen die Todesstrafe protestieren die Reporter ohne Grenzen
gegen diese diese menschenverachtende Praxis und machen insbesondere
aufmerksam auf jene, die für die Äußerung ihrer Meinung zum Tode
verurteilt werden.


Allen,
die sich immer noch nicht sicher sind, ob sie für die Abschaffung der
Todesstrafe protestieren sollen, möchten wir deutlich machen, dass
diese unumkehrbare Strafe nicht nur gegenüber den schlimmsten
Verbrechern angewendet wird, sondern Journalismus und Meinungsfreiheit
direkt betrifft”, so Rubina Möhring von den Reportern ohne Grenzen.

  

Tödliche Korankritik

Der
Fall des jungen Journalisten Sayed Perwiz Kambakhsh aus Afghanistan,
einem Land, das paradoxerweise unter Aufsicht von mächtigen Demokratien
steht, spricht für sich: der Student und Mitarbeiter des Magazins
„Jahan-e Naw” (Neue Welt) wartet in einer Gefängniszelle in Kabul auf
das Urteil seines Prozesses. Die Anklage lautet Blashemie, sein
Vergehen ist das Verteilen eines korankritischen Artikels.

    

Eine laufende Petition gegen die Verurteilung von Sayed Perwiz Kambakhsh  finden Sie hier

  

Trotz
massiver Demonstrationen von afghanischen Kollegen sieht sich Perwiz
immer noch mit dem Urteil der Todesstrafe konfrontiert, das Ende Januar
in Mazar-i-Sharif gegen ihn gefällt wurde.

In
einer Woche beginnt sein zweites Jahr im Gefängnis- eine Strafe, die
angesichts seines Vergehens schon an sich besorgniserregend genug ist,
zumal Perwiz nachweislich gefoltert wurde.


Iranische Gottesfeinde

Adnan
Hassanpour, 26-jähriger Journalist aus dem iranisch-kurdischen Gebiet
wurde gleich zwei Mal zum Tode verurteilt: für subversive Aktivitäten
und Gefährdung nationaler Sicherheit. Er war für die heute verbotene
Wochenzeitung „Asou” tätig und befindet sich seit Januar 2007 in Haft.

  

Nachdem
ein iranisches Gericht im September entschied, dass Hassanour nicht als
„Feind Gottes” (mohareb) eingestuft werden kann, wurde er einem
Zivilgericht in Kurdistan übergeben. Hassanour hat bereits mehrere
Hungerstreiks hinter sich, um auf seine schlimmen Haftbedingungen
aufmerksam zu machen.

  

Die
Verurteilung zum „mohareb” ist im Iran eine der härtesten Anklagen, die
ein Gericht ausspricht. Oft werden Regimegegner als solche bezeichnet
und auf das Härteste verurteilt.

  

Iraner,
die sich für die Abschaffung der Todesstrafe einsetzen, müssen
ebenfalls mit systematischen Repressionen rechnen. Bisher hat das vor
allem der Journalist und prominentester Gegner der Todesstrafe
Emadoldin Baghi zu spüren bekommen. Zeitweise wegen
regierungsfeindlicher Propaganda eingesperrt, gründete Baghi vor kurzem
die erste Organisation im Iran, die sich speziell für die Abschaffung
der Todesstrafe einsetzt.

  

Baghi,
Gewinner des Menschenrechtspreises der französischen Republik 2005, saß
von 2000-2003 im Gefängnis, weil er ein Buch verfasste, das sich mit
der Welle von ermordeten Journalisten und Intellektuellen im Jahr 1998
befasste. Er schrieb auch Kolumnen für die Tageszeitung „Neshat”, in
denen er für eine modernere Auslegung des Islam plädierte.

  

Polizistenmörder?

Der
schwarze U.S. Bürger Mumia Abu Jamal, der zeitweise als Radiojournalist
und Politaktivist tätig war, befindet sich seit 1982 in Haft, weil er
einen Polizisten erschossen haben soll , was bis heute unbewiesen blieb
und von Abu Jamal stets bestritten wurde. Das Urteil der Todesstrafe
wurde im September in lebenslange Haft umgewandelt.