Grenada: kritischer Journalist auf Anordnung des Premierministers entlassen worden?

Grenada: kritischer Journalist auf Anordnung des Premierministers entlassen worden?

Der Journalist Rawle Titus vom karibischen Inselstaat Grenada erhielt kurz nach der Veröffentlichung seines regierungskritischen Textes in der Wochenzeitung “Grenada Advocate Weekly” seine Kündigung. Bisher spricht alles dafür, dass der von ihm kritisierte grenadische Premierminister Tillman Thomas Druck auf die Zeitung ausgeübt hat, um eine Kündigung durchzusetzen.

Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert eine Erklärung des grenadischen Premierministers Tillmann Thomas und dessen Pressesprecher zu diesem Vorfall. Beide sollten sich umgehend zu den Vorwürfen äußern, sie hätten die Kündigung des Journalisten angeordnet, nachdem dieser sich geweigert hatte, seinen Artikel zurückzuziehen und sich zu entschuldigen, so Reporter ohne Grenzen.

Rawle Titus hatte am 9. März einen Artikel in der unabhängigen Wochenzeitung “Grenada Advocate Weekly” veröffentlicht, in dem er die Vorgehensweise des Premierministers bei der Auswahl der Kandidaten für den Nationalkongress für die nächste Wahl kritisierte. Der Premierminister Thomas habe seine Entscheidungen im Alleingang getroffen statt sich mit den Parteivorsitzenden abzusprechen, so Titus in seinem Artikel.


Nachdem der Journalist einer zweifachen Aufforderung des Pressesprechers der Regierung, sich zu entschuldigen, nicht nachgekommen war, kündigte ihm kurz darauf die Zeitung.

“Wir teilen die Sorge um die Presse- und Meinungsfreiheit auf Grenada mit der grenadischen Vereinigung der Medienarbeiter (MWAG). Es ist mehr als wahrscheinlich, dass es in diesem Kündigungsfall eine direkte politische Intervention gegeben hat”, so Reporter ohne Grenzen.

Nach Angaben der MWAG ist es nicht das erste Mal, dass Politiker auf Grenada direkt in Medienangelegenheiten intervenieren. In der jüngsten Vergangenheit haben zwei Radiostationen Mahnungen vom Premierminister aufgrund ihrer politischen Berichterstattung erhalten.

Die Organisation Ostkaribischer Staaten (OECS), zu denen auch Grenada gehört, steht auf Platz 25 auf dem Pressefreiheitsindex von Reporter ohne Grenzen. Trotzdem wird immer wieder über direkte politische Einflussnahme auf Journalisten und Medien berichtet.