Am 7. September, dem brasilianischen Tag der Unabhängigkeit, ist es in vielen Städten des Landes zu gewalttätigen Ausschreitungen gegenüber Journalisten gekommen. Auf zahlreichen Demonstrationen sind Journalisten sowohl von Demonstranten als auch von der Polizei niedergeschlagen, bedroht oder mit Tränengas attackiert worden.
Reporter ohne Grenzen verurteilt diese Gewalt scharf und fordert eine aktive Auseinandersetzung mit der Rolle von Journalisten und der Pressefreiheit im Land. Die Regierung des Bundesdistrikts Brasilia hat bereits eine Spezialeinheit zur Aufarbeitung der Gewalt am Unabhängigkeitstag angekündigt.
“Die Militärpolizei und die brasilianische Zivilbevölkerung ist bereits in der Vergangenheit immer wieder gewalttätig gegen Journalisten vorgegangen -sei es während der Proteste im “Brasilianischen Frühling” im vergangenen Juni oder des Papst-Besuches im Juli. Wenn diese Gewalt ohne Konsequenzen bleibt, wird sie fortgeführt”, warnt Reporter ohne Grenzen. Das gelte auch für die Zivilbevölkerung: “Brasilien benötigt eine rationale Debatte über die Medienkultur im Land, in der auch die Vorgehensweise mancher Journalisten und Boulevardmedien kritisiert wird. Doch Kritik gegenüber den Medien legitimiert in keinster Weise die Anwendung von Gewalt”, so ROG weiter.
In der Hauptstadt Brasilia attackierte die Militärpolizei mehrere Journalisten mit Tränengas, die sich außerhalb der nationalen TV-Station “Globo” befanden. Andere Journalisten, die dieses Vorgehen filmten, wurden von Demonstranten angegriffen und bedroht.
Die Polizei hetzte auch Hunde auf Demonstranten und Berichterstatter, die sich in Richtung Nationalstadion zurückzogen. Der Reuters-Fotograf Ueslei Marcelino verletzte sich auf der Flucht ein Knie, der Fotograf Fábio Braga von der Zeitung “Folha de São Paulo” wurde von Hunden attackiert.
In Rio de Janeiro griffen Demonstranten einen Mitarbeiter des TV-Teams von „Globo” an. Der Fotograf Marcos de Paula vom Medium “O Estado de São Paulo” wurde von einem Tränengaskanister getroffen. In São Paulo wurde der Fotograf Tércio Teixeira ebenfalls von einem Polizisten mit einem Tränengasgeschoss attackiert.
Brasilien steht auf Platz 108 auf der aktuellen Rangliste von Reporter ohne Grenzen.
Den Bericht „Brasilien, das Land der 30 Berlusconis” vom Januar 2013 finden Sie hier