Gefangen zwischen drei Seiten: Neuer ROG-Bericht über die Lage von palästinensischen Journalisten

Gefangen zwischen drei Seiten: Neuer ROG-Bericht über die Lage von palästinensischen Journalisten

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„Als Palästinenser ist es unmöglich, neutral über die israelische Besatzung zu berichten”, so fasst im jüngsten Bericht „Palästinensische Journalisten gefangen zwischen drei Seiten” ein Journalist seine und die Situation seiner Berufskollegen gegenüber Reporter ohne Grenzen zusammen. 
In dem Bericht über die Situation der Journalisten in den palästinensischen Autonomiegebieten wird klar: in einem derart hochpolitisierten Klima ist die Beziehung zwischen Journalisten und Politik derart eng und kompliziert, dass es unmöglich geworden ist, einmal Abstand zu nehmen und aus einer neutraleren Position heraus zu berichten. Dabei ist es nicht nur die israelische Armee, die sich immer wieder palästinensische Medien als Zielscheibe von Angriffen aussucht. Auch die schwierigen Beziehungen zwischen der gemäßigten Fatah und der islamistischen Hamas-Bewegung, die 2007 faktisch zu einer Teilung der Autonomiegebiete führte, erschwert die Arbeitsbedingungen von Journalisten.

„Es ist das Ergebnis einer extremen gesellschaftlichen und medialen Polarisierung, in dem palästinensische Journalisten und Medienorganisationen zugleich Opfer und Teilnehmer eines perversen Systems sind, das die Teilung der palästinensischen Gesellschaft vorantreibt”, so Rubina Möhring, ROG-Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich.
Mit der jüngsten Militäroffensive Offensive „Brother’s Keeper” hat die israelische Armee die größte militärische Aktion in der West Bank gestartet seit Beginn der Zweiten Intifada im Jahr 2005. Die palästinensischen Medien stellen hier eine wichtige Zielscheibe dar. Journalisten werden immer wieder angegriffen, zum Teil getötet.
Auf der anderen Seite sind palästinensische Journalisten aber auch Opfer der seit 2007 bestehenden faktischen Trennung zwischen Hamas und Fatah. Das äußerst fragile Abkommen einer nationalen Einheitsregierung, das am 23. April unterschrieben wurde,wird immer wieder durch gegenseitige Schuldzuweisungen, gefährdet und scheint derzeit wieder in Frage gestellt. Die Einigung der beiden politischen Fraktionen hatte Hoffnungen geweckt in der palästinensischen Bevölkerung, die von der bereits sieben Jahre bestehenden Spaltung tief getroffen wurde. 
Der Bericht von Reporter ohne Grenzen fragt nach dem Einfluss der innerpolitischen Konflikte wie auch dem israelisch-palästinensischen Konflikt auf die Medien. Deutlich wird, dass hier alles miteinander in einer Art Teufelskreis verbunden ist: Fortschritt oder Stagnation im Friedensprozess zwischen Israel und Palästina hat direkte Auswirkungen auf die innerpalästinensische Politik und damit auch auf die palästinensische Zivilgesellschaft und die schon historisch hochpolitisierte Medienlandschaft.
Lesen Sie den ganzen Bericht „Palästinensische Journalisten gefangen zwischen drei Seiten” hier (englisch)