Erneut kroatischer Journalist unter Polizeischutz

Erneut kroatischer Journalist unter Polizeischutz

Drago Hedl, Journalist der kroatischen Tageszeitung Jutarnji List und Spezialist für kroatische Zeitgeschichte und Kriegsverbrechen in Jugoslawien zwischen 1991 und 1995, steht wegen Morddrohungen seit vergangenen Mittwoch unter Polizeischutz. Ein anonymer Anrufer hatte ihm telefonisch gedroht, er werde “bald hingerichtet”.


Hedl ist bekannt für seine Beschäftigung mit Kriegsverbrechen im Jugoslawienkrieg zwischen 1991 und 1995. Schon im Februar diesen Jahres erhielt er einen Drohbrief mit dem Foto eines Totenkopfes und der Aufforderung, zu schweigen. Die Drohung erreichte ihn einige Tage nach Erscheinen eines Artikels in der mittlerweile eingestellten Zeitung Feral Tribune. Dort hatte er über den ehemaligen kroatischen General Branimir Glavas berichtet, der verdächtigt ist, für die Ermordung von Serben 1991 in Osijek verantwortlich zu sein.

In einem seiner neuesten Artikel in Jutarnji List kam Hedl abermals auf Glavas zu sprechen, der im November 2007 zum Abgeordneten gewählt wurde. Held brachte auch Beweismaterial zum Auftakt des Prozesses gegen Glavas 2005.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen zeigt sich schockiert über die Einschüchterungsversuche auf kritische Journalisten in Kroatien. “Es ist offensichtlich, dass Journalisten, die über Kriegsverbrechen berichten, zum Angriffsziel jener geworden sind, die  ihre Verantwortung lieber vergessen würden”, so Rubina Möhring von Reporter ohne Grenzen. Weiters fordert Reporter ohne Grenzen eine internationale Zusammenarbeit im Kampf für eine freie Presse. Es sei “von essentieller Bedeutung, dass die Presse eines Landes ihrer Arbeit und dem Kampf gegen die ausbleibende Bestrafung der Täter nachgehen kann, und dies sollte auch über die Grenzen hinweg unterstützt werden”.

Der Vorfall Hedl ist der letzte in einer Reihe von Gewaltausbrüchen gegen Journalisten in Kroatien: Ivo Pukanic, Herausgeber der Wochenzeictung Nacional, und sein Kollege Niko Franjic, wurden am 24.Oktober durch eine Autobombe getötet. Eine Bombenattrappe wurde am 21. November unter dem Auto von Hrvoje Appelt von der Wochenzeitung Globus gefunden. Auch er soll schon seit längerem Todesdrohungen erhalten und steht unter Polizeischutz.