Reporter ohne Grenzen (ROG) ist schockiert über die Haftbedingungen für den aserbaidschanischen Fernsehjournalisten Saur Gulijew. „Gulijew wird psychisch und physisch unter Druck gesetzt”, so die Organisation, „sein Gesundheitszustand hat sich stark verschlechtert”. Aserbaidschanische Parlamentsabgeordnete wiesen bei einem Gespräch mit ROG in Berlin den Vorwurf zurück, der Journalist werde im Gefängnis schikaniert.
Saur Gulijew, Chef des regionalen Fernsehsenders Chajal TV, war am 13. März nach Protesten in der nordaserbaidschanischen Stadt Quba festgenommen worden. Bei Unruhen wurden dort Anfang März mehrere Menschen verletzt, der regionale Gouverneur verlor seinen Posten.
Trotz seines schlechten Gesundheitszustands wurde Gulijew seit seiner Verhaftung mehrmals verlegt. Wärter erniedrigten ihn, indem sie ihn zwangen, nackt über den Korridor zu laufen. Vor seiner Verlegung in ein Bakuer Gefängnis am 14. April verweigerte man Gulijew jegliche medizinische Behandlung. Der Journalist hat ein Magengeschwür und leidet unter inneren Blutungen.
ROG-Informationen zufolge verhörten ranghohe Beamte der Abteilung für Organisierte Kriminalität des aserbaidschanischen Innenministeriums Gulijew wiederholt mehrere Stunden lang mit auf dem Rücken gefesselten Händen. Sie werfen ihm vor, das Youtube-Video mitproduziert zu haben, das die Proteste in Quba ausgelöst hatte. Wilajat Ejwazow, stellvertretender Innenminister Aserbaidschans, drohte bei einem der Verhöre, Gulijew werde verurteilt, egal ob er sich schuldig bekenne oder nicht.
Abgeordnete des aserbaidschanischen Parlaments bestritten am Donnerstag (26. April) ROG gegenüber, dass die Behörden den inhaftierten Journalisten schikanieren. „Der Fall wird instrumentalisiert”, so Tschingis Ganisada vom Parlamentsausschuss für Rechtspolitik und Staatsaufbau. Er versprach, sich nach seiner Rückkehr mit den Anwälten des Reporters zu treffen und den Fall zu prüfen. Ganisada und sein Kollege Asaj Gulijew, Vorsitzender des Staatlichen Rates für die Unterstützung nichtstaatlicher Organisationen, halten sich seit Mittwoch in Berlin auf. Am Donnerstagvormittag kamen sie zu einem Gespräch in die Geschäftsstelle von Reporter ohne Grenzen.
Informationen zu den Protesten in Quba finden Sie hier