Exklusiv für Mitglieder: Mit Leonhard Dobusch im Gespräch!

Mitglieder spielen für Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich eine wichtige Rolle. Mit ihrem Beitrag unterstützen sie den Einsatz für Demokratie, Pressefreiheit und Meinungsvielfalt. Zugleich beteiligen sie sich aktiv am Netzwerk – und somit am öffentlichen Diskurs.

Ab 2025 sind die Mitglieder eingeladen, ganz exklusiv an regelmäßigen Online-Talkrunden mit namhaften Persönlichkeiten aus Medien, Wissenschaft, Kultur und Zivilgesellschaft teilzunehmen.

In der dritten Ausgabe des Jahres 2025 diskutiert Wirtschaftswissenschaftler und Medienexperte Leonhard Dobusch (u.a. ORF-Stiftungsrat) das Thema:

Keine Haltung ist auch eine Haltung – der Mythos vom wertfreien Journalismus

Wann und wo?

Montag, 1. Dezember 2025, 18.00 – 19.00 Uhr – online!

Mitgliedschaft macht sich bezahlt!

Anmeldungen bitte an info@rog.at.

Transnationale Repression: RSF fordert G7 zu konkreten Schutzmaßnahmen auf

Von 21. bis 23. November 2025 treffen sich die G7-Staaten im kanadischen Ottawa, um über Sicherheitspolitik zu beraten.

Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert, dass die transnationale Repression zu einem zentralen Thema der Gespräche gemacht wird und dass die G7 Strategien zum besseren Schutz der Betroffenen verabschiedet. Im Juni 2025 kündigten die G7-Staaten ihre Absicht an, ihre Zusammenarbeit im Bereich der transnationalen Repression auszuweiten – eine Erklärung, die von RSF begrüßt wurde und die nun konkrete Schritte in naher Zukunft fordert.

Medienmitarbeiterinnen und -mitarbeiter werden zunehmend Opfer transnationaler Repression, das heißt wenn autoritäre Staaten Angriffe über ihre Landesgrenzen hinaus durchführen. Diese Angriffe können physischer, digitaler und psychologischer Natur sein, wie die glaubwürdigen Drohungen gegen Journalistinnen und Journalisten aus Iran in sieben Ländern, darunter die G7-Mitglieder Deutschland, Großbritannien, die USA und Kanada, zeigen.

Die anhaltenden Drohungen gegen die in Deutschland lebende ägyptische Investigativjournalistin Basma Mostafa wurden als “äußerst besorgniserregend” bezeichnet. Autoritäre Staaten greifen auch zu rechtlichen Mitteln: Russische Behörden verhängen in Abwesenheit Haftstrafen oder erlassen Haftbefehle gegen Medienvertreterinnen und -vertreter im Exil, was deren Mobilität stark einschränkt. Solche Maßnahmen zielen darauf ab, kritische Stimmen zu unterdrücken und einzuschüchtern und Oppositionelle zum Schweigen zu bringen.

Mehr Informationen unter:

https://rsf.org/en/transnational-repression-rsf-calls-g7-take-concrete-protective-measures

Auszeichnung: Press Freedom Awards 2025 verliehen

Die 33. Verleihung der RSF Press Freedom Awards fand am 15. November 2025 im Rahmen des 40-jährigen Jubiläums von Reporter ohne Grenzen (RSF) in Paris statt. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr:

  • Sevinj Vagifgizi (Aserbaidschan), Chefredakteurin von Abzas Media bekam die Auszeichnung für mutige Berichterstattung (Courage Prize).
  • Bisan Owda (Palästina) erhielt die Auszeichnung für Wirksamkeit (Impact Prize).
  • Shin Daewe (Myanmar) wurde mit der Auszeichnung für Unabhängigkeit (Independence Prize) geehrt.
  • Atiana Serge Oulon (Burkina Faso), Chefredakteur von L’Événement, wurde der Mohamed-Maïga-Preis für investigativen Journalismus in Afrika verliehen.
  • Robin Tutenges (Frankreich), wurde mit dem Lucas-Dolega-SAIF-Fotopreis gewürdigt.

Jedes Jahr zeichnet RSF mit den Press Freedom Awards Journalistinnen und Journalisten sowie Medien aus, die weltweit einen herausragenden Beitrag zur Verteidigung und Förderung der Pressefreiheit leisten. Die Preisverleihung wurde von Steven Jambot, Produzent der RFI-Sendung “L’Atelier des médias”, moderiert.

Unter den Rednerinnen und Rednern waren Fotograf Pierre Ciot (Vertreter der französischen Urhebergesellschaft SAIF) und Schauspielerin und Regisseurin Aïssa Maïga, Tochter des malischen Journalisten Mohamed Maïga, zu dessen Gedenken der afrikanische Investigativpreis vergeben wird.

Mehr Informationen unter:

https://www.reporter-ohne-grenzen.de/artikel/pressemitteilungen/4134/die-preistragerinnen-stehen-fest

Ukraine: 26 leere Stühle für die von Russland inhaftierten Medienschaffenden

Reporter ohne Grenzen fordert die sofortige Freilassung

Am Samstag, 15. November 2025, wurden im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt Kiew symbolisch 26 leere Stühle aufgestellt, um auf die 26 willkürlich von Russland inhaftierten Medienschaffenden aufmerksam zu machen. Sie müssen unverzüglich freigelassen werden.

Vladyslav Hershon, Yana Suvorova, Iryna Danylovych, Aziz Azizov … – die Namen der 26 ukrainischen Journalistinnen und Journalisten, die willkürlich von Russland inhaftiert wurden – einige von ihnen seit fast zehn Jahren –, wurden auf leeren Stühlen angezeigt, die auf dem Sophienplatz im Herzen von Kiew aufgestellt waren. Die Kampagne „Empty Chairs“ wird vom Center for Civil Liberties, der ukrainischen Organisation, die 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, und PEN Ukraine in Zusammenarbeit mit RSF durchgeführt.

Neben der Aufmerksamkeit für die vom Kreml inhaftierten Schriftsteller und Aktivisten machte die Kampagne auch auf die 70 ukrainischen Zivilisten aufmerksam, die willkürlich von Russland inhaftiert wurden. Die ukrainischen Journalisten Dmytro Khyliuk und Vladyslav Yesypenko, die 2025 freigelassen wurden, sprachen über ihre Inhaftierung.

Mehr Informationen unter:

https://rsf.org/en/26-empty-chairs-kyiv-ukrainian-journalists-detained-russia-rsf-calls-their-immediate-release

40 Jahre RSF: Was bedeutet Journalismus?

Anlässlich des 40-Jahr-Jubiläums von RSF International von 13. – 15. November 2025 in Paris hat auch Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich ein Video in englischer Sprache beigetragen, das drei Fragen zur schwierigen Situation von Demokratie und Pressefreiheit sowie zu Journalismus als gesellschaftliche Verantwortungspraxis beantwortet.

Hier die deutschsprachige Version:

  • Was bedeutet Journalismus für euch?

Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich setzt sich aus Personen mit unterschiedlichen professionellen Hintergründen zusammen. Die verschiedenen Standpunkte und Sichtweisen sind eine besondere Stärke der kleinen österreichischen Sektion. Dennoch lässt sich eine gemeinsame Klammer deutlich zusammenfassen: Für uns ist Journalismus weit mehr als bloße Informationsvermittlung – wir verstehen ihn als unverzichtbare Säule demokratischer Teilhabe und als Instrument, um gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen. Journalistinnen und Journalisten spielen eine zentrale Rolle, komplexe Realitäten sichtbar zu machen, Machtverhältnisse kritisch zu hinterfragen und jenen eine Stimme zu geben, die sonst kaum Gehör finden.

Journalismus bedeutet aber auch, Mut und Haltung zu beweisen – gerade in Zeiten politischer Polarisierung, von Kriegen und sozialen Spannungen. Zu den Aufgaben des Journalismus zählt unter anderem, Narrative zu entwickeln, die Menschen in ihrer Zuversicht auf eine Welt in Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden bestärken. Dabei geht es nicht um neutrale Distanz im Sinne von Gleichgültigkeit, sondern um eine engagierte, differenzierende Berichterstattung, die Orientierung bietet und Empathie fördert.

Journalismus existiert also keineswegs isoliert: Pressefreiheit, Unabhängigkeit und der Schutz von Medienschaffenden sind Grundbedingungen einer funktionierenden Demokratie. Nur wenn Journalistinnen und Journalisten frei und kritisch arbeiten können, lässt sich eine Öffentlichkeit herstellen, die politische Teilhabe ermöglicht. In diesem Sinn betrachten wir Journalismus als gesellschaftliche Verantwortungspraxis, die dazu beiträgt, Zusammenhalt, Dialogfähigkeit und Vertrauen in demokratische Prozesse zu stärken.

  • Was ist der wichtigste Grundlagentext für den Journalismus in Ihrem Land? 

Intellektuelle Köpfe machen sich seit geraumer Zeit kritische Gedanken zu Demokratie, Meinungsfreiheit und Menschenrechten in Österreich. Ob Marlene Streeruwitz, Robert Menasse, Elfriede Jelinek oder Thomas Bernhard – sie alle warnen unablässig vor einer totalitären Entwicklung, die nicht zuletzt auch die freie Presse zum Schweigen bringen will.

Die österreichische Sektion von Reporter ohne Grenzen ist selbst tief verankert in medienkritischen und medienpolitischen Diskursen und kann daher mit zahlreichen öffentlichen Auftritten und Publikationen selbst als wichtige Referenz für eine Bestandsaufnahme von Demokratie und Informationsfreiheit betrachtet werden.

  • Welches einzelne Wort fasst die größte Herausforderung für den Journalismus in Ihrer Region im Jahr 2025 am besten zusammen?

Die Antwort muss lauten: Volkskanzler. Viele bezeichnen das Medienjahr 2025 in Österreich bereits als Annus Horribilis, das kurzzeitig vom Drohszenario einer Bundesregierung unter Führung der rechtsextremen FPÖ eingeläutet wurde. Parteichef Herbert Kickl hat versprochen, ein “Volkskanzler” sein zu wollen – eine beispiellose Provokation, denn auch Adolf Hitler brachte sein nationalsozialistisches Terrorregime als selbsternannter “Volkskanzler” an die Macht.

Die Gefahr konnte zu Jahresbeginn abgewendet werden. Dennoch bleibt die Sorge bestehen, dass die stärkste politische Kraft im Land die allgemeine Stimmung weiterhin gegen kritischen Journalismus und unabhängige Medien aufbringen wird. Zugleich werden unter dem ökonomischen Druck in vielen Redaktionen Stellen abgebaut, was die journalistische Widerstandsfähigkeit auf längere Perspektive nachhaltig schwächen wird. Reporter ohne Grenzen ruft in Österreich deshalb zu großer Wachsamkeit und mehr Wehrhaftigkeit gegen illiberale und totalitäre Tendenzen auf.