Jahresbilanz der Pressefreiheit 2023: Weniger Getötete trotz der Tragödie in Gaza

In diesem Jahr sind 45 Medienschaffende im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden. Das sind so wenige wie seit 2002 nicht mehr – trotz des Krieges zwischen Israel und der Hamas. In diesem Konflikt wurden bislang mindestens 17 Journalistinnen und Journalisten mit klarem Bezug zu ihrer Arbeit getötet, dutzende weitere Fälle werden derzeit überprüft. Weltweit kam mehr als die Hälfte der getöteten Medienschaffenden in Kriegsgebieten ums Leben. Insgesamt 521 Journalistinnen und Reporter sind derzeit im Zusammenhang mit ihrer Arbeit willkürlich inhaftiert. Auch wenn dies einen Rückgang um gut acht Prozent bedeutet, liegt die Zahl noch immer auf sehr hohem Niveau. Sechs von acht der weltweit längsten Haftstrafen wurden gegen weibliche Medienschaffende verhängt. Das zeigt die Jahresbilanz der Pressefreiheit, die Reporter ohne Grenzen (RSF) am Donnerstag (14.12.) veröffentlicht hat.

“Der Mut, über Kriege und bewaffnete Konflikte zu berichten, wird leider immer noch allzu oft mit dem eigenen Leben bezahlt. Aktuell ist die Lage besonders gefährlich im Gazastreifen. Unsere Gedanken sind jedoch auch bei den Journalist*innen in anderen Kriegen und Konflikten. Die Arbeit von Medienschaffenden bleibt gefährlich, selbst wenn das öffentliche Interesse nachgelassen hat. Im Durchschnitt verliert immer noch fast jede Woche ein Journalist oder eine Reporterin ihr Leben. Auch die Zahl der Inhaftierten ist nach wie vor hoch. Daher appellieren wir an die Regierenden in den Demokratien, sich noch stärker für das Menschenrecht auf Pressefreiheit einzusetzen.” RSF Österreich

Weltweit weniger getötete Medienschaffende

Insgesamt wurden im laufenden Jahr bis zum Stichtag 1. Dezember 45 Journalistinnen und Journalisten im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet. Das sind 16 weniger als im Jahr 2022 (61), die niedrigste Zahl seit 2002 (33). In den Jahren 2013 und 2014 wurden hingegen mehr als 140 Medienschaffende getötet, vor allem in den Kriegen in Syrien und im Irak. Mindestens 17 Journalistinnen und Journalisten wurden seit dem 7. Oktober im Gazastreifen (13), in Israel (1) und im Libanon (3) getötet. In diesen Fällen konnte RSF mit hinreichender Sicherheit feststellen, dass ihr Tod mit ihrer journalistischen Arbeit zusammenhing. Insgesamt kamen in der Region 61 Journalistinnen und Journalisten ums Leben. RSF hat Strafanzeige beim Internationalen Strafgerichtshof eingereicht, um wegen möglicher Kriegsverbrechen seitens der Hamas und der israelischen Armee zu ermitteln.

Der Rückgang über die vergangenen fünf Jahre lässt sich zum Teil mit verbesserten Sicherheitsvorkehrungen erklären, zum Teil mit der Abnahme der Kriegshandlungen im Irak und in Syrien. In beiden Ländern kamen im Verlauf zweier Jahrzehnte, von 2003 bis 2022, fast 600 Journalistinnen und Journalisten ums Leben. In Zeiten ohne kriegerische Konflikte wirken sich vor allem Verbesserungen auf rechtlicher Ebene sowie Maßnahmen zur Bekämpfung der grassierenden Straflosigkeit positiv aus. Beispielhaft dafür steht das Urteil eines Gerichts in Celle vom Ende November: Ein Mitglied einer ehemaligen paramilitärischen Einheit in Gambia erhielt lebenslange Haft; unter anderem, weil er 2004 am Mord des Gambia-Korrespondenten von RSF, Deyda Hydara, beteiligt war.

Starker Rückgang der Getöteten in Lateinamerika

Die Zahl der in Lateinamerika getöteten Medienschaffenden ist deutlich gesunken, von 26 im Jahr 2022 auf sechs im laufenden Jahr. Dennoch ist die Arbeit als Journalist oder Journalistin in dieser Region noch immer sehr gefährlich. Das zeigen die jüngsten Entführungen und bewaffneten Überfälle in Mexiko. Wegen der vielen Gewalttaten im Jahr 2022 sind einige mexikanische Medienschaffende vorsichtiger in ihrer Berichterstattung geworden – um den Preis stärkerer Selbstzensur und größerer Lücken in der Berichterstattung.

Zum ersten Mal in den vergangenen fünf Jahren kamen mehr Medienschaffende in Kriegsgebieten (23 im Jahr 2023) ums Leben als außerhalb (22).

Weltweit sind 521 Journalistinnen und Journalisten inhaftiert

Am 1. Dezember 2023 saßen insgesamt 521 Medienschaffende wegen ihrer Arbeit im Gefängnis. Damit ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 8,4 Prozent gesunken. 264 Journalistinnen und Journalisten sind alleine in China (einschließlich Hongkong), Myanmar, Belarus und Vietnam inhaftiert. Jahr für Jahr behauptet China seinen Status als das Land, in dem die Behörden die meisten Journalistinnen und Journalisten einsperren lassen. Insgesamt 121 Medienschaffende, fast ein Viertel (23 Prozent) der weltweit inhaftierten Journalistinnen und Journalisten, sind dort inhaftiert, einschließlich zwölf in Hongkong. Unter ihnen ist Jimmy Lai, Gründer der Zeitung Apple Daily. Ihm droht unter dem von Peking auferlegten „Sicherheitsgesetz“ eine lebenslange Haftstrafe. Der Prozess beginnt am 18. Dezember 2023.

In Belarus unter Diktator Alexander Lukaschenko sitzen derzeit 39 Journalistinnen und Journalisten im Gefängnis, sieben mehr als Ende 2022. Das Regime hält nun auch mehr weibliche Medienschaffende (10) fest als jedes andere Regime außer China (14). Weltweit machen Journalistinnen mehr als zehn Prozent aller inhaftierten Medienschaffenden aus.

Ein prominentes Beispiel in Belarus ist tut.by, vor ihrer Schließung die beliebteste unabhängige Nachrichtenseite des Landes. Im Juli 2023 wies der Oberste Gerichtshof die Berufungen von Chefredakteurin Maryna Zolatava und Geschäftsführerin Ljudmila Tschekina ab und bestätigte damit die zwölfjährigen Haftstrafen, zu denen beide im März verurteilt worden waren – sie hätten „zu Hass aufgewiegelt“ und „die nationale Sicherheit gefährdet“. Im August dieses Jahres wurden sie auf die Terroristenliste des belarussischen Geheimdienstes KGB gesetzt.

In Russland sitzen 28 Medienschaffende im Gefängnis, unter ihnen der US-Bürger und Wall-Street-Journal-Korrespondent Evan Gershkovich, der seit dem 29. März 2023 wegen des Vorwurfs der Spionage in Untersuchungshaft ist, und Alsu Kurmaschewa, eine Journalistin mit amerikanischer und russischer Staatsbürgerschaft, die für Radio Free Europe/Radio Liberty in Prag arbeitet. Sie sitzt seit dem 18. Oktober 2023 in einem Gefängnis in der autonomen russischen Teilrepublik Tatarstan. Dort war sie hingereist, um ihre kranke Mutter zu besuchen. Sie soll sich in Russland nicht als „ausländische Agentin“ registriert haben. Im Fall einer Verurteilung drohen ihr bis zu fünf Jahre Gefängnis.

Der Rückgang der Zahl der weltweit inhaftierten Medienschaffenden erklärt sich unter anderem mit dem Rückgang der Inhaftierten im Iran (24 weniger als im Vorjahr) und der Türkei (23 weniger). Allerdings ist es in beiden Ländern verbreitete Praxis, Journalistinnen und Journalisten wiederholt inhaftieren zu lassen. Insgesamt waren im laufenden Jahr in der Türkei 43, im Iran 58 Medienschaffende inhaftiert – auch in berüchtigten, für Folter bekannten Gefängnissen wie Evin in Teheran. Im Iran sind weiter besonders weibliche Medienschaffende gefährdet, die über die Freiheitsbewegung nach dem gewaltsamen Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini im September 2022 berichten. Weltweit warten von den insgesamt 521 inhaftierten Journalistinnen und Journalisten mehr als die Hälfte noch auf einen Gerichtsprozess.

 

54 entführte Medienschaffende in nur fünf Ländern

Weltweit sind derzeit mindestens 54 Medienschaffende in fünf Ländern entführt: in Syrien, Irak, Jemen, Mali und Mexiko. Fast die Hälfte von ihnen (25) wurde zwischen 2013 und 2015 im Irak und Syrien vom sogenannten Islamischen Staat (IS) gefangengenommen. Die Zahl der Entführten ist die niedrigste seit 2017. Von den sieben Medienschaffenden, die 2023 entführt wurden (in Mexiko, Haiti, Jemen und Mali) sind noch zwei in Gefangenschaft – die malischen Journalisten Saleck Ag Jiddou und Moustapha Koné. Sie wurden am 7. November im Norden des Landes entführt, wenige Monate nachdem der französische Journalist Olivier Dubois in derselben Region freikam. Die anderen in diesem Jahr Entführten befinden sich in gerade einmal vier Ländern: in Syrien (38), Irak (9), Jemen (4) und Mexiko (1).

Weltweit gelten 84 Medienschaffende als verschwunden

Mexiko ist nach wie vor das Land mit den meisten verschwundenen Medienschaffenden. Juan Carlos Hinojosa Viveros, Fotojournalist und Redakteur des Online-Portals La de 8 News, wird seit dem 6. Juli 2023 vermisst. Schon vor seinem Verschwinden wurden in Mexiko 30 Journalistinnen und Journalisten vermisst, so viele wie in keinem anderen Land der Welt. Mehr als die Hälfte (43) der weltweit verschwundenen Journalistinnen und Journalisten befinden sich in Lateinamerika.

In der seit 1995 veröffentlichten Jahresbilanz der Pressefreiheit dokumentiert RSF die Zahlen der schwersten Übergriffe auf Medienschaffende weltweit im zu Ende gehenden Jahr. Das betrifft neben professionellen Journalistinnen und Journalisten auch Medienmitarbeitende wie Kamerafrauen oder Tontechniker sowie Bürgerjournalistinnen und -journalisten, die gerade in Ländern mit autoritären Regimen und in Kriegsländern eine wichtige Rolle bei der Recherche und Verbreitung relevanter Nachrichten und Informationen spielen. Die Jahresbilanz berücksichtigt nur Fälle, in denen RSF nach sorgfältiger Prüfung davon überzeugt ist, dass die Genannten in direktem Zusammenhang mit ihrer journalistischen Tätigkeit Opfer von Gewalt, Angriffen oder Unterdrückung geworden sind. Das erklärt mögliche Unterschiede zwischen diesen Zahlen und denen anderer Organisationen. Alle Zahlen beziehen sich auf den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 1. Dezember 2023 oder sind Momentaufnahmen zum Stichtag 1. Dezember 2023.

Hier geht’s zur gesamten Jahresbilanz: https://drive.google.com/file/d/1DWG2hX-KzlQRFa63iL2Hn4IWXRBar0p2/view?usp=sharing

“Trostgesänge – Konzert am Tag der Menschenrechte”

Am 7. Dezember erlebten die Besucherinnen und Besucher im RadioKulturhaus Wien einen bewegenden Abend beim Konzert “Trostgesänge”, einer Kooperation zwischen Ö1 Funkhaus und Reporter ohne Grenzen. Unter der Leitung von Michael Mautner präsentierte das Ensemble “Reihe Zykan+” eine vielseitige Auswahl, darunter eine Komposition von Mautner nach Kinderliedern und Texten der im KZ ermordeten Schriftstellerin Ilse Weber. Zudem wurde eine Uraufführung von Melissa Coleman nach Ingeborg Bachmann sowie die Gartenlieder der Fanny Hensel aufgeführt.

Die Veranstaltung, moderiert von Irene Suchy, wurde von Maezenatentum.at – dem Institut für künstlerische Forschung in Zusammenarbeit mit Reporter ohne Grenzen präsentiert. Ein Höhepunkt des Abends war die Uraufführung von Michael Mautners’ “Trostgesänge”, inspiriert von Texten und Melodien Ilse Webers, die die Kinder im KZ Theresienstadt betreut hatte und mit ihnen gemeinsam nach Auschwitz gebracht und ermordet wurde.

Im Gespräch mit Fritz Hausjell, Präsident von Reporter ohne Grenzen, wurde die Bedeutung der Pressefreiheit hervorgehoben: “Was sagt Reporter ohne Grenzen zum Wort Wahrheit? Dass wir schon Journalismus damit assoziieren, als den Versuch der besten Annäherung an Wahrheit. Und dazu braucht es Rahmenbedingungen, so wie es auch Rahmenbedingungen braucht, um großartige Musik zu hören, wie etwas ein Funkhaus oder einen wunderbaren Sender Ö1. Das ist nicht selbstverständlich. Wir müssen uns im Journalismus und in allen gesellschaftlichen Bereichen um die Rahmenbedingungen kümmern und zwar rechtzeitig.”

Fritz Hausjell betonte die Rolle von Reporter ohne Grenzen Österreich als eigenständiger Verein, der eng mit der Zentrale in Paris und den Länderbüros weltweit zusammenarbeitet. Dies ist auch die Stärke der Organisation, anders wäre der weltweite Pressefreiheitsindex oder das Barometer, welches die Ermordung und Inhaftierung von Medienschaffenden festhält, nicht möglich. “Wir sind eine kleine Organisation, aber wir machen sehr rege bei den internationalen Aktionen mit. Eine Postkartenaktion schaut vielleicht nicht nach viel aus, aber viele Tropfen machen einen kräftigen Fluss”, so Hausjell zur Postkartenaktion für Maryna Solatava.

Die Initiative “Postkarten für Maryna” wurde während des Konzerts vorgestellt. Fritz Hausjell erklärte die Hintergründe und betonte die Bedeutung von internationaler Zusammenarbeit, um die Pressefreiheit zu schützen. Ein bewegendes Beispiel dafür war die Botschaft von Nadezhda Kishkurno, der Tochter von Maryna Zolatava: “Meine Mutter hat gesagt, dass man nicht im Gefängnis gefangen sein soll, sondern dass man auch im Gefängnis frei sein soll.”

Die souveräne Moderatorin Irene Suchy prägte den Abend mit einem optimistischen Vergleich: “Musik hat eine Haltung, sie steht wo, sie ist ja auch gefährlich. Das erste, was oft verboten wird, ist die Musik, die Musikinstrumente.”

Trotz der vielfältigen Herausforderungen, denen sich Reporter ohne Grenzen gegenübersieht, setzt die Organisation entschlossen ihr Engagement für eine freie und aufgeklärte Gesellschaft fort. Der Abend reflektierte auf beeindruckende Weise die Solidarität und Unterstützung für inhaftierte Journalistinnen und Journalisten, was die Hoffnung nährt, dass zahlreiche Menschen die Bedeutung von Presse und Pressefreiheit für die Demokratie erkennen und Journalisten unterstützen.

In seinen abschließenden Worten teilte Fritz Hausjell mit, dass der Bundespräsident zu einem weiteren Gespräch über die Entwicklungen im Bereich der Pressefreiheit in Österreich eingeladen hat. Diese Einladung unterstreicht eindrücklich die Bedeutung und den Einfluss der Organisation. Dabei wurden auch die Bedenken des Bundespräsidenten hinsichtlich der unzureichenden Reaktion der aktuellen Regierungspolitik und der schwerwiegenden Korruptionsvorwürfe in diesem Bereich thematisiert. Die Unterstützung für Reporter ohne Grenzen kann durch Mitgliedschaft, Spenden und Legate erfolgen. Fritz Hausjell versicherte, dass die Organisation darauf bedacht ist, dass sich die Gesellschaft in Österreich positiv entwickeln wird, und betonte, dass man rechtzeitig zur Stelle sein wird, wenn Probleme auftreten.

Möchten auch Sie einen Beitrag leisten? Spenden Sie jetzt an Reporter ohne Grenzen – eine Organisation, die sorgsam mit Ihren Spenden umgeht und dort für Pressefreiheit kämpft, wo sie unterdrückt wird.

Spendenkonto: Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich
IBAN: AT84 6000 0000 9210 9160
BIC: BAWAATWW

Foto: Copyright: Wladimir Fried

Veranstaltungshinweis: Trostgesänge – Ein Konzert zum Tag der Menschenrechte

am 7. Dezember erwartet Sie ein einzigartiges Konzert, das Sie in die Welt der Trostgesänge entführt. Präsentiert von Maezenatentum.at – dem Institut für künstlerische Forschung in Kooperation mit Reporter ohne Grenzen, wird dieses besondere Ereignis von der einfühlsamen Dramaturgie und Moderation von Irene Suchy begleitet.

Erleben Sie die Uraufführung von Michael Mautners’ “Trostgesänge”, inspiriert von Texten und Melodien der im KZ ermordeten Ilse Weber. Das Ensemble REIHEZykan+ wird Sie auf eine vielseitige Reise mitnehmen, angefangen von den bezaubernden Gartenliedern Fanny Hensels bis zu den Präludien für Cello und Klavier von Lera Auerbach.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends sind die bewegenden Botschaften an Maryna Solatava, einer inhaftierten Journalistin in Belarus. Diese werden von RSF- Vorstandsmitgliedern Susanne Scholl und Erhard Stackl vorgetragen. Das Konzert, das live auf Oe1 gestreamt wird, setzt ein kraftvolles Zeichen für die Bedeutung der Pressefreiheit. Erfahren Sie, was Menschen weltweit an Postkarten und Mails geschickt haben, um die inhaftierte Redakteurin Maryna Zolatava zu unterstützen. Fritz Hausjell, Präsident von Reporter ohne Grenzen Österreich, wird Ihnen mehr über die beeindruckende Initiative im Rahmen der Aktion “Postkarten für Maryna” berichten, sowie unsere Arbeit bei RSF.

Seien Sie Teil dieses besonderen Abends und lassen Sie sich von der Kraft der Musik und der Solidarität bewegen. Der Eintritt beträgt 17€. Hier geht‘s zu den Tickets: https://www.oeticket.com/noapp/event/trostgesaenge-orf-radiokulturhaus-17623111/?affiliate=F14&utm_campaign=oet&utm_source=f14&utm_medium=dp

RSF verleiht Press Freedom Awards an Journalisten aus Kolumbien, Ägypten, Guatemala und Frankreich

Press Freedom Awards 2023RSF würdigt mutige Journalisten

Die Press Freedom Awards von Reporter ohne Grenzen (RSF) gehen in diesem Jahr an den kolumbianischen Investigativjournalisten Juan Pablo Barrientos, den ägyptischen Blogger Mohamed Oxygen, den guatemaltekischen Verleger Jose Rubén Zamora und die französische Fotografin Karine Pierre. Die Preise wurden zum 31. Mal verliehen und am Dienstag (28.11.) in Brüssel übergeben. Zwei der Journalisten konnten den Preis nicht persönlich entgegennehmen, weil sie wegen ihrer Arbeit im Gefängnis sitzen.

Mit den RSF Press Freedom Awards werden seit mehr als drei Jahrzehnten Medienschaffende und Medien ausgezeichnet, die mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Verteidigung oder Förderung der Pressefreiheit in der ganzen Welt geleistet haben. Nominiert waren acht Journalistinnen, zehn Journalisten, zwei Medien und eine Journalistenvereinigung aus insgesamt 18 Ländern. 

Juan Pablo Barrientos hat den Preis für Wirkung gewonnen, weil er trotz Schikanen und Zensur Korruption in Politik und Behörden aufgedeckt hat. Mohamed Oxygen erhält den Preis für Mut für seine Berichterstattung über Proteste in Ägypten, obwohl ihm bewusst war, dass er dafür ins Gefängnis kommen konnte. Der Blogger ist seit 2019 in Haft. Jose Rubén Zamora bekommt den Preis für Unabhängigkeit, weil er trotz juristischer Schikanen über politische Korruption berichtet hatte. Der Gründer und Herausgeber der Zeitung elPeriódico sitzt seit Juli 2022 im Gefängnis. Neben den drei etablierten Preiskategorien „Mut“, „Wirkung“ und „Unabhängigkeit“ gibt es in diesem Jahr eine neue Kategorie: den „Lucas Dolega-SAIF“-Fotopreis. RSF würdigte Preisträgerin Karine Pierre für ihre Reportage „Take me home!“ über zwei Aufnahmezentren für hunderte von verstoßenen Frauen und Kindern in Pakistan.

An der Preisverleihung in Brüssel nahm unter anderem Friedensnobelpreisträgerin und Vorsitzende des Center for Civil Liberties, Oleksandra Matwijtschuk, teil. Ebenfalls anwesend war EU-Kommissionsvizepräsidentin Vera Jourova. Die diesjährige Preisjury besteht aus prominenten Journalisten und Pressefreiheitsaktivistinnen aus aller Welt. Jury-Vorsitzender ist RSF-Präsident Pierre Haski, ein französischer Reporter und Kolumnist.

Preis für Mut: Mohamed Oxygen (Ägypten)

Mohamed Radwan ist bekannt unter dem Pseudonym Mohamed Oxygen, das auf seinen Blog Egypt’s Oxygen zurückgeht. Anfang 2019 wurde er nach Verbüßung einer fünfjährigen Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen, aber unter Beobachtung gestellt und erhielt ein Berufsverbot. Doch als im September desselben Jahres Proteste ausbrachen, berichtete er trotzdem. Er wurde wieder verhaftet und wegen „Veröffentlichung von Falschnachrichten“ zu weiteren fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Heute steht der Name Mohamed Oxygen in Ägypten als Synonym für mutigen Journalismus.

Preis für Wirkung: Juan Pablo Barrientos (Kolumbien)

Dank der Arbeit des Journalisten Juan Pablo Barrientos erfuhr Kolumbien im vergangenen Jahr die Identität von 26 katholischen Priestern, denen Sexualverbrechen vorgeworfen wurden. Der Autor des Buches „Dejad que los Niños Vengan a Mí“ („Lasset die Kinder zu mir kommen“) wurde wegen seiner Recherchen zu diesem Thema, aber auch zu Korruption in Politik und Behörden sieben Jahre lang immer wieder strafrechtlich verfolgt, eingeschüchtert und Zensurversuchen ausgesetzt. Seine Berichterstattung hat wesentlich dazu beigetragen, Kriminelle zu identifizieren und gegen Straflosigkeit in Kolumbien vorzugehen. Im vergangenen Jahr war Barrientos Stipendiat den Berliner Stipendienprogramms zur Stärkung von Journalist*innen im digitalen Raum.

Preis für Unabhängigkeit: Jose Rubén Zamora (Guatemala)

Als Gründer und Herausgeber der Zeitung elPeriódico, die zwei Jahrzehnte lang politische Korruption in Guatemala aufdeckte, war José Rubén Zamora in den vergangenen Jahren zunehmend Drohungen und Schikanen durch die Justiz ausgesetzt. Im Juli 2022 wurde er wegen eines fingierten Geldwäschevorwurfs festgenommen und verbrachte fast ein Jahr in Untersuchungshaft, bevor er im Juni 2023 zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde. Seine Zeitung musste im Mai 2023 schließen. Zamoras Verurteilung wurde am 13. Oktober aufgehoben. Er bleibt jedoch in Haft, bis ein neuer Prozess stattfindet.

Lucas Dolega-SAIF“-Fotopreis: Karine Pierre (Frankreich)

Karine Pierre begann ihre Karriere als Fotografin während der Terroranschläge in Paris im November 2015. Seit Ende 2017 ist sie Teil der französischen Fotoagentur Hans Lucas. Sie berichtete aus der libyschen Hauptstadt Tripolis und arbeitet zwei Jahre in Beirut. Pierre arbeitete mit Zeitungen wie Le Monde und der Washington Post zusammen. In Pakistan dokumentierte sie für die Reportage „Take me home!“ Gewalt gegen Frauen, die in zwei Aufnahmezentren in den Städten Karatschi und Multan leben. Sie sind Opfer jahrelanger Misshandlungen und wurden von ihren Ehemännern und Familien verstoßen. Die meisten von ihnen werden den Rest ihres Lebens in den Aufnahmezentren verbringen müssen.

Unter den insgesamt 21 Nominierten waren Journalistinnen, Fotografen, Medien und Journalistenvereinigungen aus aller Welt. Sie recherchieren unter anderem in Russland, dem Iran, Hongkong, Togo und Griechenland und setzen sich dort für die Pressefreiheit ein.

Giving Tuesday – Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer von Reporter ohne Grenzen,

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                          Giving Tuesday – Jeder Beitrag zählt:

Am heutigen 28. November, dem Giving Tuesday, haben Sie die Gelegenheit, durch Geldspenden, Zeitschenken oder das Unterstützen von Herzensanliegen aktiv Gutes zu tun. Jeder Beitrag zählt und trägt dazu bei, gemeinsam mit uns ein Lächeln in die Welt zu bringen.

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