Konstruktiver Meinungsaustausch zwischen Justizministerin Zadić und„Reporter ohne Grenzen Österreich“ 19. April 2024 Aktuelle Fragen zur Lage von Presse-, Medien- und Informationsfreiheit inÖsterreich standen im Mittelpunkt eines Gesprächs, zu dem dieBundesministerin für Justiz, Dr.in Alma Zadić, und von „Reporter ohne GrenzenÖsterreich“ (RSF) Vorstandsmitglied Michael Kerbler sowie PräsidentAo.Univ.Prof. Dr. Fritz Hausjell zusammengetroffen sind. Ein zentrales Thema war die Frage nach dem Stand der vomVerfassungsgerichtshof geforderten Reform des Datenschutzrechts beiMedienunternehmen. Wie müssen künftig Medien mit Daten von Personen,über die berichtet wird, umgehen, wenn diesen Daten von Informantinnen zugespielt wurden? Müssten Medien solche Daten offenlegen, „wäre das Redaktionsgeheimnis – ein zentrales Werkzeug des Journalismus – dramatisch gefährdet“, argumentierten Hausjell und Kerbler. Insbesondere Whistleblower würden dadurch abgeschreckt werden, Medien wichtige Informationen zuzuspielen. Die Konsequenz: Die Veröffentlichung investigativer Recherchen wäre bedroht. Es gelte, so die Vertreter der Pressefreiheitsorganisation, „die Freiheit der Recherche zu sichern, Informantinnen zu schützen und dasRedaktionsgeheimnis nicht auszuhöhlen“. Sie stießen damit bei JustizministerinZadić auf volle Zustimmung, die betonte, dass eine Reform desDatenschutzrechts jedenfalls die wichtige Watchdog-Funktion von Medienbeachten müsse. Ebenso müssen der Quellenschutz und der Schutz desRedaktionsgeheimnisses umfassend gewährleistet bleiben. Die Ministerinbestätigte auch, dass innerhalb der Koalition zielstrebig die vomVerfassungsgerichtshof geforderte Reform des Datenschutzgesetzes ohnepolitische Junktimierung mit einer anderen Rechtsmaterie zeitgerecht über dieBühne gebracht werde.Zum vom Koalitionspartner ÖVP seit langer Zeit gewünschten und zuletztimmer heftiger geforderten journalistischen Zitierverbot aus Ermittlungsaktenwiesen die Vertreter von „Reporter ohne Grenzen Österreich“ einmal mehr aufdie „enorm schädlichen Auswirkungen eines derartigen Verbots für denkontrollierenden Journalismus“ hin. Wie bereits in einem Gespräch mitVerfassungsministerin Dr. Karoline Edtstadler im Jänner betonten sie, dassdamit auch die Beschuldigtenrechte beschnitten würden. Justizministerin Zadićsteht einem journalistischen Zitierverbot ebenfalls ablehnend gegenüber. „Diegewünschte Stärkung von Staatsanwaltschaft und Richter*innenschaftgegenüber vorverurteilender sowie vorfreisprechenderMedienberichterstattung würde man indes eher durch Maßnahmen zur Schaffung von Transparenz von LitigationPR erreichen“, argumentierte„Reporter ohne Grenzen Österreich“ in diesem sehr konstruktivenMeinungsaustausch gegenüber der Justizministerin. Hausjell empfiehlt eindafür geeignetes Register, in dem alle LitigationPR-Aufträge meldepflichtig seinsollten.Einig waren sich die Justizministerin und die „Reporter ohne GrenzenÖsterreich“-Vertreter darüber hinaus auch darin, dass die Stärkung der Freiheitder journalistischen Berichterstattung sowie der Unabhängigkeit der Justiz fürdie gute Weiterentwicklung der modernen österreichischen Gesellschaft vonenormer Bedeutung seien. Fotocredits: BMJ/Antonio Nedić