Situation für Journalisten in Libyen immer bedrohlicher

Situation für Journalisten in Libyen immer bedrohlicher

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Journalisten in Libyen arbeiten unter zunehmend gefährlicheren Bedingungen. Reporter ohne Grenzen (ROG) ist besorgt über die Tatsache, dass verschiedenste bewaffnete Gruppen im Land umherziehen und jene bedrohen, einschüchtern oder attackieren, die journalistisch tätig sind.
Zuletzt überlebte der Korrespondent Hassan Al-Bakusch aus der ostlibyschen Hafenstadt Benghazi, der für den privaten Sateliten-TV Sender „Libya Li Kul Al-Ahrar” nur knapp einen Mordanschlag. Während er am 5.Mai an einer Ampel auf ein Taxi im Bezirk Al-Kaysch wartete, eröffneten unbekannte Attentäter aus einem fahrenden Toyota ein Schussfeuer, bei dem aber niemand verletzt wurde.

Al-Bakusch vermutet die Täter aus dem militant-islamistischen Bereich der Gruppierung Ansar Al-Scharia. Die Gruppierung war laut libyscher Regierung auch verantwortlich für einen Anschlag auf die Zentrale eines Sicherheitsdienstes in Benghazi am 2. Mai, bei dem 8 Menschen getötet wurden.
Reporter ohne Grenzen hat im Jahr 2014 drei Journalisten unterstützt, die wegen ihrer Arbeit bedroht wurden und aus dem Land flüchten mussten.
„Bedrohungen und Gewalttaten sind der Preis für jene Journalisten, die immer noch bereit sind, in Libyen kompromisslos ihrer Arbeit nachzugehen,” zeigte sich ROG-Österreich Präsidentin Rubina Möhring besorgt über die Situation der Pressefreiheit im Land.
Das Land ist seit dem Sturz Gaddafis im Jahr 2011 geprägt von Machtkämpfen zwischen militanten Gruppierungen, islamistischen Bewegungen und der höchsten Legislativbehörde, dem 2012 gewählten Allgemeinen Nationalkongress.
„Vom Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung ist das Land leider weit entfernt”, so Rubina Möhring. ROG fordert die Autoritäten dringend auf, die Situation für Journalisten in Libyen zu verbessern und Schutz zu gewährleisten. Reporter ohne Grenzen wiederholt auch die dringende Wichtigkeit einer Konstitution, in der die Freiheit der Meinungsäußerung und Information fest verankert ist.
Die Serie der Attentate auf Journalisten in Libyen begann am 20.März, als unbekannte Täter Schüsse auf die Räumlichkeiten und Fahrzeuge des privaten TV-Senders „Libyen-TV” in Benghazi abfeuerten.
Nur vier Tage später wurde der TV-Journalist Mohamed Aburras vom TV-Sender „Al-Wataniya” aus zwei Autos heraus absichtlich in einen Unfall verwickelt als er das Sendegebäude gegen 22 Uhr ebenfalls mit dem Auto verließ. Für Aburras war dies bereits der dritte Anschlag.
Die Journalistin und Geschäftsführerin Khadija El-Emaime ( tätig für den TV-Sender „Libya Li Kul Al-Ahrar” sowie für die Nachrichtenwebseite „Libya Al-Mustaqbal”) wird regelmäßig von bewaffneten Gruppen bedroht und erhielt mehrmals Drohbriefe. Zuletzt erreichte sie eine Warnung, man würde ihr die Finger abhacken wenn sie nicht aufhöre zu schreiben.Im August 2013 war sie Zielscheibe einer Schussattacke, die sie jedoch unverletzt überlebte.
Libyen steht auf Platz 137 von 180 Ländern auf der Rangliste von Reporter ohne Grenzen.