Kritischer Journalist in Usbekistan seit Festnahme vermisst

Kritischer Journalist in Usbekistan seit Festnahme vermisst

Der usbekische Journalist Sergei Naumov, bekannt für seine kritischen und investigativen Reportagen, gilt seit seiner Festnahme am 21. September weiterhin als spurlos verschwunden. Bei seinem letzten Telefongespräch am 21. September mit einem Freund erklärte Naumov, er sei verhaftet worden und befände sich auf einer Polizeistation – Zeit, den Ort oder die Gründe für seine Verhaftung zu nennen, blieb ihm nicht.

Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert die usbekischen Behörden auf, unverzüglich Auskunft über die Verhaftung des Journalisten aus der Stadt Urganch in der westlichen Provinz Choresmien bekanntzugeben. „Naumov arbeitet oftmals an sehr brisanten Geschichten und hat in der Vergangenheit schon Warnungen und Drohungen erhalten. Wir befürchten, dass die jetzige Verhaftung eine direkte Konsequenz der vorangegangenen Drohungen ist – und das hieße in einem so repressiven Land wie Usbekistan absolut nichts Gutes”, so Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich.

Freunde des Journalisten hatten sämtliche Polizeistationen sowie die Staatsanwaltschaft und den nationalen Sicherheitsdienst (SNB) angerufen, jedoch keine weiteren Informationen bekommen.


Laut der unabhängigen zentralasiatischen Nachrichtenagentur „Ferghana“, für die Naumov auch tätig ist, wurde er gegen fünf Uhr abends in seinem Haus in Urganch verhaftet. Ungesicherten Informationen zufolge soll er eine Goldkette gestohlen haben. Reporter ohne Grenzen sind allerdings einige Fälle bekannt, in denen kritische Journalisten durch erfundene Straftaten zum Schweigen gebracht werden sollten.

Sergei Naukov ist bekannt für seine schonungslosen Berichte wie beispielsweise über Zwangsarbeit auf Baumwollfarmen oder Umweltprobleme. Er arbeitete unter anderem für die unabhängige Nachrichtenagentur „Ferghana”, für das Institut für Kriegs- und Friedensberichterstattung (IWPR) und das russische Magazin „Politzhurnal“.

Der Gewinner zahlreicher Journalistenpreise, der auch für Menschenrechtsorganisationen und Medientrainings tätig war, ist bereits im vergangenen August kurze Zeit verhaftet und über seine Arbeit befragt worden.Seine Kollegin Nadejda Ataeva, eine Menschenrechtsaktivistin im Exil, bestätigt, dass Naumov mehrere anonyme Drohanrufe erhalten habe und auch online bedroht worden sei. Auch der Daniil Kislov, Chefredakteur von „Ferghana”, glaubt an einen Zusammenhang der aktuellen Verhaftung mit Naumovs Arbeit als Journalist.

Usbekistan steht auf Platz 164 von 179 Ländern auf der aktuellen Rangliste von Reporter ohne Grenzen.